46 Jahre im gleichen Unternehmen
Von 49 Jahren Arbeitsleben verbrachte der Nördlinger Erwin Wanner 46 Jahre bei der Firma Graule. Zuletzt war er Geschäftsführer
Nördlingen Die meisten Wege durch das Berufsleben sind von etlichen Stationen, Kurven und Windungen gesäumt – doch Erwin Wanner ging ohne Abbiegung und auf steter Steigung einfach immer geradeaus. Zahlen und Rechnen lagen ihm seit jeher, also machte er nach der Realschule eine kaufmännische Lehre in einem Nördlinger Betrieb. Als danach 1971 Elektro Graule einen kaufmännischen Angestellten suchte, bewarb er sich, kümmerte sich zusammen mit Helga Graule um die kaufmännischen Belange und arbeitete auch im Ladengeschäft mit. Josef Graule, der die Firma 1958 in der Eisengasse gegründet hatte, war für die technischen Belange zuständig. Das Unternehmen firmierte mittlerweile am heutigen Firmenstandort in der Gustav-Freytag-Straße; daneben gab es noch das Ladengeschäft am Schäfflesmarkt.
Wanner war sein Arbeitsleben lang kaufmännisch tätig – „aber ich war technisch nicht unbegabt“, fügt er hinzu. So führte er die Büroorganisation denn auch in ein neues Technik-Zeitalter. Anfangs gab es einen Fernschreiber, in den man per Lochkarte einen Text einprogrammieren konnte, der dann per Telefonleitung übermittelt und vom Fernschreiber am anderen Ende wie mit einer Schreibmaschine herunter geschrieben wurde. „Das Telefonieren war damals ab 18 Uhr billiger“, erinnert sich Erwin Wanner. „Deshalb erstellte man tagsüber die Lochkarten und ab 18 Uhr schickte ein Mitarbeiter alles durch.“Die nächste technische Revolution war das Faxgerät, heute schon wieder der Saurier in der High Tec-Welt.
Hand in Hand damit ging die elektronische Datenverarbeitung, die Erwin Wanner aufbaute; Mitte der 80er-Jahre holte er den ersten PC ins Haus. Die Buchhaltung an sich wurde noch extern vom Steuerberater erledigt, für den man jeweils einen Monat lang die Belege sammelte und sie dann an ihn weiter reichte. Schließlich führte Wanner die elektronische Buchhaltung inklusive Lohnabrechnung im Betrieb ein.
Viele Kernaufgaben übernahm er damals immer noch selbst, wie zum Beispiel das Handwerkerprogramm, für das er monatelang Artikelstammdaten eingab, Angebote erstellte oder Rechnungen fakturierte. Später wurden diese Aufgaben von eigens dafür von ihm angestellten Experten übernommen.
Mit dem neuen Jahrtausend brachen Umstrukturierungen im Hause Graule an: Erwin Wanner, seit 1996 Prokurist, wurde im Jahr 2000 gemeinsam mit Josef Graule und Gerhard Kreisbeck geschäftsführender Gesellschafter in der neu gegründeten Personengesellschaft. 2003 schied Josef Graule aus, Kreisbeck und Wanner blieben Geschäftsführer.
2008, zum 50-jährigen Unternehmensjubiläum, firmierte das „Elektrohaus Graule“in „Graule Gebäudetechnik“um. Damit gab man der Erfolgsgeschichte des Hauses die passende Form. Denn das anfängliche „Elektro-Installationsgeschäft Graule“, das schnell um ein Angebot an Leuchten, Elektrogeräten und als Novum in Nördlingen um eine Rundfunk- und Fernsehabteilung erweitert worden war, hatte in der Ölkrise Anfang der 70er Jahre reagiert und Wärmepumpen angeboten. Daraus entstand eine Heizungsund Sanitärabteilung, die nun endgültig formell integriert war. Nach dem Ausscheiden von Josef Graule und Gerhard Kreisbeck war Erwin Wanner alleiniger Geschäftsführer, bis Georg Eger 2012 als geschäftsführender Gesellschafter dazu kam. Eger ist seit 2008 Prokurist bei Graule und vertritt die nächste Generation – er war ein Jahr alt, als Erwin Wanner in die Firma eintrat.
Zum Jahreswechsel wird Eger alleiniger Geschäftsführer; Erwin Wanner unterstützt die Firma dann noch als Beiratsvorsitzender. Seine unverbrüchliche Firmentreue hatte ein Bündel von Ursachen: Er fand seinen Idealberuf, konnte ihn voll entfalten, verstand sich gut mit der Familie Graule. Daraus erwuchs wiederum großes Vertrauen als Grundlage für seine Beteiligung an der Firmenführung. „Es hat halt alles gepasst“, fasst er es schlicht und einfach zusammen.