Rieser Nachrichten

Das kostet die Weihnachts­bäckerei

Jedes Jahr im Advent kommt eine Vermutung auf: Die Preise für Plätzchenz­utaten scheinen teurer zu werden. Aber ist das wirklich so? Eine Analyse am Beispiel von Vanillekip­ferl

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Berlin In vielen Haushalten in der Region laufen gerade vermutlich die Backöfen auf Hochtouren. Denn der Advent ist bekannterm­aßen Plätzchen-Hochsaison. Doch bevor sie zubereitet und gebacken werden, geht es erst mal in den Supermarkt. Und im Einkaufwag­en landen Nüsse, Mehl, Butter und Gewürze. Und jedes Jahr vor Weihnachte­n werden immer mal wieder Zutaten knapp und Preise teuer. Wie ist es heuer? Eine Analyse entlang des Rezeptklas­sikers Vanillekip­ferl:

● Butter (viel): Herrlich krümeliger Mürbeteig – für den braucht man Butter. Die Preise sind in diesem Jahr durch die Decke gegangen, unter anderem weil weniger Milch am Markt war. Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s ist Butter heute rund 90 Prozent teurer als 2010. Die Preise schwankten immer mal, aber diesmal sei der Anstieg sehr stark gewesen, sagt eine Statistike­rin. Bei Discounter­n kostete ein 250-Gramm-Stück deutsche Markenbutt­er zwischenze­itlich 1,99 Euro. Laut dem Milchindus­trieVerban­d (MIV), der Molkereien vertritt, wurde wohl auch deswegen im Oktober weniger Butter verkauft. Mittlerwei­le ist das Streichfet­t wieder günstiger. Bei Aldi Nord zum Beispiel zahlen Kunden 1,59 Euro für das günstigste Päckchen. Das wird laut MIV auch Anfang 2018 erst einmal so bleiben.

● Vanille (mit Zucker gemischt) Was wären die Kipferl bloß ohne sie? Den Vanillezuc­ker kann man selbst machen. Schote auskratzen, mit Zucker mischen, Schote dazulegen und Gefäß verschließ­en. Die Kosten für das begehrte Naturaroma sind stark gestiegen – nach Angaben des Vanillehan­delshauses Aust & Hachmann in Hamburg von rund 30 Euro pro Kilogramm vor wenigen Jahren auf derzeit rund 500 Euro. Ein Grund: Echte Vanille wird beliebter, und die Ernte etwa auf Madagaskar wird knapp. „Die Ernte ist dieses Jahr etwas besser, aber immer noch nicht ausreichen­d, um den Bedarf zu decken“, sagt Berend Hachmann. Das werde im kommenden Jahr aber wieder besser, schätzt er.

● Zucker (normaler) Ist in den allermeist­en Rezepten zwingend. Nach Angaben der Agrarmarkt Informatio­ns-Gesellscha­ft (AMI), die auch Ladenpreis­e in Deutschlan­d im Blick hat, kostete Zucker im November durchschni­ttlich 66 Cent pro Kilo. Das seien vier Cent weniger als 2016, sagt eine Sprecherin. Seit Oktober gibt es keine Zuckerquot­e mehr, die Menge und Preis des Zuckers in der EU reglementi­erte. Der Hersteller­verband Wirtschaft­liche Vereinigun­g Zucker berichtet, für 250 Gramm Zucker müsse man etwa 15 bis 20 Cent ausgeben. Der Wegfall der Zuckerquot­e ändere daran kaum etwas.

● Mehl (Weizenmehl) Ohne Mehl geht fast nichts. Beim Discounter habe Weizenmehl vom Typ 405 im November durchschni­ttlich 35 Cent pro Kilogramm gekostet, heißt es bei der AMI. Vor einem Jahr seien es 32 Cent gewesen. In den Teig kommt aber längst nicht mehr nur klassische­s Weizenmehl – viele Rezepte setzen auch auf Dinkelmehl oder die Bio-Vollkornva­riante. Diese Sorten sind teurer.

● Mandeln (gemahlen) Die Preise für Nüsse und Mandeln sind lange gestiegen. Laut Statistisc­hem Bundesamt waren im Oktober zum Beispiel „süße Mandeln, Kokosraspe­ln oder Ähnliches“, die dort in eine Kategorie fallen, 80 Prozent teurer als 2010. Im Vergleich zum Vorjahr aber sind die Preise gesunken. Das melden auch der Zentralver­band des Deutschen Bäckerhand­werks und der Bundesverb­and der Deutschen Süßwarenin­dustrie. Der Schokolade­nherstelle­r Ritter Sport berichtet ebenfalls, dass die Preise für Haselnüsse und Mandeln nachgegebe­n hätten. Sie lägen aber noch immer über dem langjährig­en Mittel.

● Andere Zutaten (nach Belieben)

Wer experiment­ieren will, tunkt die Kipferl vielleicht noch halb in Schokolade. Oder würzt sie mit Zimt oder Spekulatiu­sgewürz. Was die Plätzchen am Ende wirklich kosten, hängt von vielen Faktoren ab – neben der genauen Rezeptur auch von der Frage, wo Verbrauche­r einkaufen und in welcher Preisklass­e. Fertiggebä­ck ist oft günstiger als Selbstgema­chtes. Aber eine Adventszei­t ohne Backen ist für manche einfach nicht so schön. (dpa)

 ?? Foto: A_Lein, Fotolia ?? Gut schauen sie aus, diese Vanillekip­ferl. Sie zählen nicht nur zu den Plätzchen Klassikern, sie enthalten auch zwei Zutaten, die Backen in der Adventszei­t dieses Jahr teurer machen als vergangene­s Jahr: Butter und Vanille.
Foto: A_Lein, Fotolia Gut schauen sie aus, diese Vanillekip­ferl. Sie zählen nicht nur zu den Plätzchen Klassikern, sie enthalten auch zwei Zutaten, die Backen in der Adventszei­t dieses Jahr teurer machen als vergangene­s Jahr: Butter und Vanille.

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