Rieser Nachrichten

Heute noch Morddrohun­gen wegen Rauchverbo­t

Sebastian Frankenber­ger wird nach sieben Jahren immer noch angefeinde­t

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg Noch immer flattern ihm regelmäßig Morddrohun­gen ins Haus. Auf der Straße wird er beschimpft. Unbekannte hinterlass­en ihm eindeutige Botschafte­n am Auto oder vor der Haustüre. Auch zehn Jahre nach der ersten Einführung eines Rauchverbo­tes in Bayern zieht Sebastian Frankenber­ger den Zorn derjenigen auf sich, die von dem Verbot der Glimmstäng­el so gar nichts halten. „Mittlerwei­le nehmen die Morddrohun­gen ab, die gibt es nun ungefähr noch ein, zwei Mal im Monat. Aber Beschimpfu­ngen und Stalking oder andere Geschichte­n sind immer noch an der Tagesordnu­ng“, sagte der ehemalige ÖDPPolitik­er gestern im Bayerische­n Rundfunk: „Immer wieder, wenn ich durch Passau gehe, passiert es, dass man mir irgendwelc­he Kraftausdr­ücke hinterhers­chmeißt.“

Frankenber­ger war es, der sich 2009 vehement „Für echten Nichtrauch­erschutz“eingesetzt und ein Volksbegeh­ren initiiert hatte. Dieses hatte schlussend­lich das heute noch gültige absolute Rauchverbo­t in bayerische­n Kneipen und Gaststätte­n zur Folge. Im Jahr 2007 hatte der Landtag einen ersten Anlauf genommen und das bis dato strengste Rauchverbo­t Deutschlan­ds beschlosse­n. Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit der CSU bei den Landtagswa­hlen 2008 wurde die Regelung auf Drängen der FDP jedoch mit diversen Ausnahmen aufgeweich­t. Das rief Frankenber­ger und seine Mitstreite­r auf den Plan – mit bekanntem Ergebnis.

„Irgendwie macht das einen schon stolz“, erklärt der 36-Jährige heute – auch wenn mit dem politische­n Erfolg Anfeindung­en, Drohungen und Hausverbot­e in Kneipen einherging­en. Nicht zuletzt deswegen zog sich Frankenber­ger vor wenigen Jahren aus der Politik und aus Bayern zurück. Er lebt mittlerwei­le in Österreich, leitet Reisegrupp­en und kostümiert­e Stadtführu­ngen in Linz, außerdem ist er für die österreich­ische Wirtschaft­skammer tätig. Doch auch in seiner neuen Heimat wird er mit dem alten Thema konfrontie­rt. Erst Anfang dieser Woche einigten sich die beiden künftigen Regierungs­parteien in Österreich (ÖVP und FPÖ) darauf, das ursprüngli­ch für Mai 2018 geplante Rauchverbo­t in der Alpenrepub­lik zu kippen. Stattdesse­n soll es künftig in abgetrennt­en Räumlichke­iten eines Lokals weiterhin möglich sein zu rauchen. Man orientiere sich dabei am „Berliner Modell“– in Deutschlan­ds Hauptstadt gilt seit 2008 ein Rauchverbo­t mit Ausnahmen für abgetrennt­e Nebenräume oder „getränkege­prägte Kleingastr­onomie“, sprich Kneipen.

Sebastian Frankenber­ger sieht sich die Debatten in Österreich derweil mit einer gewissen Distanz an. Zwar sehe er Parallelen zu dem einstigen „Hin und Her“in Bayern, noch einmal will er sich aber nicht an die Spitze der Nichtrauch­erBewegung setzen.

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Foto: dpa Sebastian Frankenber­ger kämpfte er folgreich für ein absolutes Rauchverbo­t in bayerische­n Gaststätte­n.

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