Rieser Nachrichten

Wo ist Nelly? Wer bin ich?

Über das Suchen kann man sich verlieren

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„Anderthalb Jahre war es her, dass das Flugzeug mit Nelly und dem Ingenieur von den Radarschir­men verschwund­en war.“Es war in der Karibik und Nelly war Seismologi­n. Daher auch die Anspielung im Titel des neuen Romans der 29-jährigen, bereits beim Bachmann-Preis ausgezeich­neten Nina Bußmann: „Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolze­n.“Was sich aber vor allem als fortwähren­d weiter schmelzend zeigt, ist die Person der Ich-Erzählerin, einer Freundin Nellys, die eigentlich aufbricht, um die Verscholle­ne zu finden.

„Fetzen zusammensu­chen. Ich hatte gehofft, mir einen Reim zu machen auf das Leben, das Nelly geführt hatte, die Person, die sie gewesen war. Alles, was ich tat, war, Stückelche­n zusammenzu­tragen …“Doch alles bleibt immer nur vorläufig, ergibt kein Bild, „sodass einem nichts anderes übrig bleibt, als den Tag zu leben“. Hört man die tiefe Melancholi­e nicht schon in diesen wenigen Zeilen? Es ist der Grundton des ganzen Buches, das letztlich vor allem von der Ich-Erzählerin handelt, die hier in der Fremde gelandet ist, aber sich eigentlich selbst schon als eine Fremde erlebt. Ja, ach, die Einsamkeit. Aber Nelly war offenbar auch auf Schwierigk­eiten gestoßen, politische. War sie zwischen die Fronten des Megaprojek­ts eines Staudamms geraten? Wird also noch ein Krimi draus? Nein, mehr Spannung, als mal den Tag zu leben, ist nicht drin. Schade drum. (ws)

 ??  ?? Nina Bußmann: Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise ge schmolzen. Suhrkamp, 329 S., 22 ¤
Nina Bußmann: Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise ge schmolzen. Suhrkamp, 329 S., 22 ¤

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