Müssen Tiere auf einem Oettinger Bauernhof leiden?
Auf einem Bauernhof in Oettingen sollen laut einer Tierschutzorganisation Rinder und Katzen in bedenklicher Verfassung sein. Das Veterinäramt sieht das anders
Eine Tierschutzorganisation erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Bauernhof in Oettingen. Das Veterinäramt ist aktiv.
Oettingen Auf den ersten Blick sind es erschreckende Bilder, die seitens der bundesweit agierenden Tierschutzorganisation „Animals United“veröffentlicht wurden. Aufgenommen auf einem Bauernhof in Oettingen, auf dem die dort gehaltenen Tiere angeblich in einer bedenklichen Verfassung sein sollen. Der gesamte Zustand des Anwesens sei desolat, Kühe und Katzen befänden sich in einem „äußerst tierschutzwidrigen Zustand“. Das Videound Fotomaterial, das dem Verein zugespielt worden sei, würde dies eindeutig belegen. Weiter hieß es aufseiten der Tierschützer, der Hof falle schon seit geraumer Zeit immer wieder durch tierschutzrechtliche Verfehlungen auf. Das Landratsamt Donau-Ries als zuständige Behörde ist auch in der Vergangenheit laut Tierschutzorganisation stets über die vorherrschenden Zustände informiert worden, allerdings bisher ohne nennenswerten Effekt.
Die hygienischen Zustände des Hofes und des Stalls nannte der Geschäftsführer von Animals United, Viktor Gebhard, im Gespräch mit den Rieser Nachrichten „katastrophal“. Der Kot türme sich an den Stallwänden auf. Die Kühe könnten sich kaum bewegen, weil sie angekettet und voller Kot seien. Überall befänden sich Fäkalien. Die Tränkebecken seien nicht mehr funktionsfähig und das Futter würde teilweise sogar gären, sagte Gebhard. Der Geschäftsführer legte Wert auf die Feststellung, dass die Aufnahmen nicht von seinem Verein stammten. Menschen aus dem „Umfeld“des Anwesens hätten diese gemacht und Animals United zukommen lassen.
Kritik übte Gebhard auch am Veterinäramt des Landratsamtes. Obwohl die Zustände bekannt seien, habe die Behörde in der Vergangenheit nicht genügend getan, um der untragbaren Situation vor Ort entgegenzutreten.
Das Landratsamt wies die Vorwürfe gestern zurück. Es könne keine Rede davon sein, dass seitens des Veterinäramtes zu wenig getan worden sei. Der betroffene Betrieb sei sehr wohl regelmäßig und engmaschig kontrolliert worden – auch nach der aktuellen Information durch die Tierschützer in dieser Woche. Eine sofort erfolgte VorOrt-Kontrolle habe allerdings erge- dass sich die Tiere in keinem bedenklichen Zustand befinden würden. Die Veterinäre hätten deshalb keine Möglichkeit, dem Landwirt seine Tiere etwa wegen Hygienemängeln wegzunehmen, hieß es gestern in Donauwörth. Auch könne von einer Dehydrierung nicht die Rede sein. Die Tränken funktionierten zwar schon länger nicht mehr. Von daher erhielten die Tiere das Wasser aus Eimern.
Trotz keiner gravierenden Verstöße machte das Landratsamt dem Hofbesitzer Auflagen. So müsse er beispielsweise künftig seine Rinder statt wie bisher zweimal dreimal am Tag tränken und ihnen zudem nur frisches Futter geben.
Die Kreisbehörde wies darüber hinaus darauf hin, dass es sich bei den Kontrollen der zuständigen Veterinäre nur um „Momentaufnahmen“handle. Soll heißen: Innerhalb kurzer Zeit könnte sich die Situation vor Ort möglicherweise auch wieder ändern.
Die Oettinger Bürgermeisterin Petra Wagner äußerte sich gestern auf Anfrage unserer Zeitung zu dem Fall. Sie kenne den Landwirt persönlich. Es handle sich um einen bodenständigen, älteren Mann. Nachdem sie von den angeblichen Missben, ständen erfahren habe, sei sie sofort auf das Landratsamt zugegangen. Die Stadt selber habe in solchen Angelegenheiten keine Handlungsmöglichkeit. Das sei Sache des Veterinäramtes, sagte Wagner. Der Hofbesitzer war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.
Indes äußern sich Oettinger Stadträte auf Facebook. Unter anderem forderte Markus Eisenbarth in dem sozialen Netzwerk: „Den Tieren muss jetzt schnell geholfen werden.“Eine weitere Oettingerin sagt, dass sie das Amt offenbar schon vor zwei Jahren über Missstände informiert hätte.