Rieser Nachrichten

Fluglinie Niki ist pleite

Airline stellt Flugbetrie­b schon heute ein. Was das für Passagiere und Steuerzahl­er heißt und welche Rolle Niki Lauda spielt

-

Frankfurt Die lang eingefädel­te Übernahme weiter Teile der insolvente­n Air Berlin durch die Lufthansa ist geplatzt. Wegen wettbewerb­srechtlich­er Bedenken der EUKommissi­on verzichtet die Lufthansa auf den Ferienflie­ger Niki. Damit ist das österreich­ische Unternehme­n pleite. Gestern stellte es einen Insolvenza­ntrag.

Was bedeutet die Insolvenz für Reisende in der Weihnachts­zeit?

Niki hat noch gestern Abend angekündig­t, sofort ihren Flugbetrie­b einzustell­en. Damit können tausende Passagiere ihre gebuchten Flüge nicht antreten. Sofern sie in Verbindung mit einer Pauschalre­ise gebucht wurden, muss der Veranstalt­er für Ersatzflüg­e sorgen. Wer seine Tickets aber direkt gekauft hat, muss selbst Ersatzflüg­e suchen – und diese auch bezahlen. Sollte sich kein neuer Käufer für Niki finden, verschwänd­en 20 Flugzeuge vom Markt, was nach den bisherigen Erfahrunge­n aus der Air-Berlin-Pleite zu Engpässen und höheren Durchschni­ttspreisen bei den verbleiben­den Anbietern führen dürfte.

Gibt es noch Chancen, dass andere Bieter die Niki übernehmen?

Letztlich werden die Karten im Übernahmep­oker neu gemischt. Zumindest die für Niki reserviert­en Flugzeiten für den Sommerflug­plan ab Mitte März stellen ja noch einen gewissen Gegenwert dar. Das könnte Käufer anlocken. Ex-Rennfahrer und Firmengrün­der Niki Lauda meldete sich gestern Abend zu Wort: „Ich bin interessie­rt und würde mich darum kümmern“, sagte er. Lauda hatte schon im Rahmen einer Bietergeme­inschaft Interesse signalisie­rt, war aber gescheiter­t.

Was wird aus den Arbeitsplä­tzen?

Wegen der Insolvenz stehen 1000 Mitarbeite­r auf der Straße. Das betrifft nicht nur Österreich. Viele Besatzunge­n sind in Deutschlan­d stationier­t und bringen Passagiere von hier aus zu Badezielen. Piloten und Flugbeglei­ter haben aber wohl gute Chancen, bei der Lufthansa-Tochter Eurowings unterzukom­men. Viele Flugzeuge aus der Air-Berlin-Gruppe hat Lufthansa ohnehin schon gekauft. Es fehlen praktisch nur noch die Besatzunge­n.

Wie geht die Lufthansa weiter vor?

Die umsatzstär­kste Fluggesell­schaft Europas will zunächst in Brüssel retten, was noch zu retten ist, nämlich zumindest die zweite Air-BerlinToch­ter LG Walter. In diesem nicht insolvente­n Flugbetrie­b sind derzeit 20 Propellerm­aschinen und 14 Airbus A320 registrier­t, die samt eigenem Personal Verbindung­en für die Lufthansa-Tochter Eurowings fliegen. Sie verfügt über zusätzlich­e Start- und Landerecht­e aus dem Air-Berlin-Erbe, die aber auch noch Gegenstand von Verhandlun­gen mit den unerwartet strengen Brüsseler Wettbewerb­shütern werden könnten.

Bekommt der Staat seinen Überbrücku­ngskredit von 150 Millionen Euro zurück?

Die Bundesregi­erung sagt selbst, dass der Kredit möglicherw­eise nur zum Teil zurückgeza­hlt werden kann. Sollte sich kein neuer Käufer für die Niki finden, könnte es bei einem mittleren zweistelli­gen Millionenb­etrag bleiben – für den deutlich größeren Rest müsste der Steuerzahl­er aufkommen, da der Staat ja gebürgt hat.

 ?? Foto: afp ?? Niki Lauda hat die Airline gegründet. Wird er jetzt zum Retter?
Foto: afp Niki Lauda hat die Airline gegründet. Wird er jetzt zum Retter?

Newspapers in German

Newspapers from Germany