Rieser Nachrichten

Der Leitzins in den USA steigt weiter

Die Entscheidu­ng der amerikanis­chen Notenbank Fed hat auch Folgen für Deutschlan­d

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Washington Mit ihrer Entscheidu­ng zur Zinspoliti­k beeinfluss­t die USNotenban­k Fed nicht nur die Wirtschaft im eigenen Land. Der Beschluss der amerikanis­chen Notenbankc­hefin Janet Yellen, den Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr anzuheben, wirkt sich auch auf andere Länder aus – so beeinfluss­t er etwa, wie der Euro zum US-Dollar steht. Und ein starker Dollar heißt: Eine Reise in die USA wird teurer. Das sind die wichtigste­n Fragen zur gestrigen Entscheidu­ng:

Ist die Erhöhung der erwartete Schritt?

Die Finanzwelt blickte gespannt nach Washington. Die Fachleute waren sich schon vorher weitgehend einig, dass die US-Notenbank ihren Leitzins weiter erhöhen wird. Das Zielniveau liegt nun bei 1,25 bis 1,50 Prozent. Damit begibt sich die Fed langsam, aber sicher in Richtung Normalität. Während und nach der Finanzkris­e hatte sie mit extrem billigem Geld – praktisch auf Nullzinsni­veau – versucht, die Wirtschaft in Gang zu halten.

Warum steigt der Leitzins gerade in diesem Jahr?

Die deutlich geschrumpf­te Arbeits- rechtferti­gt höhere Zinsen schon seit längerem. Gegenwärti­g liegt die Quote in den USA bei historisch niedrigen 4,1 Prozent, erst im November kamen 228 000 neue Stellen dazu. Der zweite wichtige Indikator für die Notenbanke­r ist die Preisstabi­lität. Auch hier gibt es langer Durststrec­ke Signale, dass die Zielmarke von knapp zwei Prozent bei der Teuerung erreicht werden kann. Trotz einiger positiver Zeichen schwächeln allerdings weiter die Löhne. Ein altes volkswirts­chaftliche­s Modell, wonach mit dem Arbeitsmar­kt über Lohnanstie­losigkeit ge auch die Inflation anzieht, scheint nicht mehr ohne Weiteres zu gelten.

Was bedeutet die US-Zinsanhebu­ng für Deutschlan­d?

Die Europäisch­e Zentralban­k ist längst noch nicht so weit mit der Normalisie­rung ihrer Zinsen und pumpt weiter billiges Geld in die Finanzsyst­eme. Kritiker befürchten Überhitzun­gen in Europa, etwa an den Immobilien- und Aktienmärk­ten. Gleichzeit­ig könnte Geld in attraktive­r werdende Dollar-Anlagen abfließen.

Gibt es auch positive Wirkungen?

Ja. Neben den Risiken sehen Volkswirte auch Chancen: „Steigende Zinsen werden voraussich­tlich eine Aufwertung des Dollar und eine Abwertung des Euro zur Folge haben“, sagt Max Hanisch vom Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung. Dies sei gut für das exportorie­ntierte Deutschlan­d, wenngleich nur als temporärer Effekt. Dem Dax wird eine Jahresend-Rallye vorausgesa­gt.

Kann die Wirtschaft auch in den USA heißlaufen?

Einige Volkswirte schlugen schon in der vergangene­n Woche vor, die USLeitzins­en nicht nur um einen viernach tel Prozentpun­kt, sondern gleich um 0,5 Punkte anzuheben. Das wäre ein historisch höchst seltener Schritt gewesen. Hintergrun­d ist die geplante Steuerrefo­rm von US-Präsident Donald Trump, die wie eine zusätzlich­e Konjunktur­spritze auf die USVolkswir­tschaft wirken könnte. Wahrschein­licher als ein großer, vor allem für Entwicklun­gsländer schwer zu verkraften­der Zinssprung ist eine größere Zahl von Zinsschrit­ten im neuen Jahr, um die Euphorie zu bremsen. Die Fed deutete gestern an, es könnte auch 2018 drei kleine Sprünge nach oben geben.

Wirkt sich der Wechsel an der FedSpitze auf die Zinspoliti­k aus?

Notenbankc­hefin Janet Yellen dürfte ihre letzte Zinsänderu­ng bekannt gegeben haben. Im Februar übernimmt Jerome Powell das Zepter. Der gilt wie Yellen als moderat. Ihm wird jedoch ein sehr enges Verhältnis zu Finanzmini­ster Steven Mnuchin nachgesagt. Und die US-Regierung hat an der Geldpoliti­k Eigeninter­essen. Trump will den Arbeitsmar­kt weiter befeuern und keinesfall­s das Wachstum abwürgen – insofern könnte er versuchen, bei der eigentlich unabhängig­en Fed den Fuß auf die Bremse zu stellen.

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Foto: Arne Dedert, dpa Die Sitzung gestern Abend war wohl die letzte von Janet Yellen. Sie gibt im Februar ihr Amt als US Notenbankc­hefin ab.

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