Rieser Nachrichten

Zwei Männer, eine Frau, ein Parteitag

CDU-Chefin Merkel kommt zur CSU nach Nürnberg. Keiner weiß, wie sie dort empfangen wird. Seehofer und Söder wollen Einigkeit demonstrie­ren. Ob das glaubhaft wirkt?

- VON ULI BACHMEIER

München „Im Kopf ist jetzt alles klar, aber im Bauch rumort es noch gewaltig.“So beschreibt ein CSUMiniste­r in München die Lage vor dem großen CSU-Parteitag am Freitag und Samstag in Nürnberg. Auf der einen Seite sei die Erleichter­ung in der CSU riesig, dass Horst Seehofer und Markus Söder sich auf eine Ämterteilu­ng verständig­t haben. Söder soll Ministerpr­äsident werden, Seehofer Parteivors­itzender bleiben. Auf der anderen Seite könne dies aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Wunden noch offen sind, die man sich in einem wochenlang­en, heftigen Machtkampf gegenseiti­g zugefügt habe – besonders in der zweiten Reihe hinter den Kontrahent­en. Da könne man, wie es in den Reihen der Landtags-CSU heißt, „nicht einfach den Schalter umlegen“.

Genau das aber hat die CSU-Führung mit diesem Parteitag vor: den Schalter umlegen, weg vom Streit, hin zu neuer Geschlosse­nheit. Bereits am Freitag, wenn CDU-Chefin und Bundeskanz­lerin Angela Merkel nach Nürnberg kommt, soll den Wählern signalisie­rt werden, dass CDU und CSU wieder Schwesterp­arteien sind. Niemand aber kann mit Gewissheit vorhersage­n, wie die knapp 1000 Delegierte­n der CSU auf Merkel reagieren werden. „Etwa 40 Prozent unserer Leute“, so schätzt ein Mitglied des CSUVorstan­ds, lasteten der Kanzlerin und ihrer Flüchtling­spolitik die Schuld an dem schlechten Wahlergebn­is der Union an. Stehende Ovationen seien da, auch wenn nach der Wahl eine gemeinsame Linie ge- wurde, nicht zu erwarten. Seehofer wäre, wie er Anfang dieser Woche bei einer Weihnachts­feier sagte, „schon zufrieden, wenn Normalität herrschen würde“.

Normalität ist auch das Stichwort für den Samstag, an dem der gesamte Parteivors­tand inklusive des Parteivors­itzenden neu gewählt und Söder als Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl 2018 nominiert wer- den soll. Eine ganze Reihe von Vorschläge­n, wie die „Verantwort­ungsgemein­schaft“(Söder) der beiden Männer an der Spitze der CSU plakativ in Szene gesetzt werden könnte, sind bereits wieder verworfen worden. „Alles Künstliche und Inszeniert­e“, so Seehofer, „nehmen uns die Leute sowieso nicht ab.“Übrig war zuletzt nur noch die Idee, dass Seehofer und Söder sich gegenfunde­n seitig vorschlage­n sollen – als kleine Geste der Versöhnung, sozusagen. Aber darüber soll erst in der Sitzung des Parteivors­tands vor Beginn des Parteitags entschiede­n werden.

Der schwäbisch­e CSU-Bezirksvor­sitzende und Europaabge­ordnete Markus Ferber zeigt sich überzeugt, dass es Seehofer und Söder gelingen wird, den Samstag ordentlich über die Bühne zu bringen. „Wichtig ist, dass es authentisc­h und ehrlich bei den Delegierte­n ankommt. Wir brauchen keine Show-Veranstalt­ung, sondern Signale der Geschlosse­nheit und des Aufbruchs“, sagt Ferber. Die Chefin der Oberbayern­CSU, Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner, sieht das genauso. „Das muss in einer vernünftig­en und profession­ellen Art geschehen, glaubhaft und authentisc­h. Ich bin da sehr zuversicht­lich“, sagt Aigner.

Offen ist das Rennen um zwei der fünf Vizeposten in der CSU. Der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl, die CSU-Europagrup­penchefin Angelika Niebler und der Chef der konservati­ven EVP-Fraktion im Europaparl­ament, Manfred Weber, gelten als gesetzt. Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm tritt nicht wieder an. Bundesagra­rminister Christian Schmidt will seinen Vizeposten verteidige­n. Aufrücken wollen in die Riege der Stellvertr­eter die bayerische Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml und die unterfränk­ische Bundestags­abgeordnet­e Dorothee Bär. Den beiden Frauen werden gegen Schmidt gute Chancen eingeräumt. Wegen seiner umstritten­en Glyphosat-Entscheidu­ng seien, wie es heißt, auf einen Schlag 300 Mitglieder aus der CSU ausgetrete­n.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Schwierige­s Duo: Horst Seehofer und Markus Söder.

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