Rieser Nachrichten

Der große Esstisch liegt im Trend

(4) Mütterfrag­en, auf die Expertinne­n des Alltags Antwort geben. Dieses Mal geht’s um Familienan­gelegenhei­ten und Terror

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Wie geht das eigentlich mit dem Erziehen? Expertenti­pps gibt es viele, für diesen etwas anderen Ratgeber haben sich unsere Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching aber ausschließ­lich an Mütter gewandt: 101 Fragen rund ums Thema Erziehung und 300 müttergete­stete Lösungen für den Alltag mit Kindern im Alter von drei bis zwölf. Wir stellen in fünf Folgen Auszüge aus dem Buch „Supermütte­r“vor.

Muss mein Kind seine Großeltern lieb haben?

„Enkelkinde­r sind das Dessert des Lebens“,sagte einmal Silvia von Schweden, aber nicht jedes Dessert weiß diese Zuneigung auch zu schätzen. Der Opa macht vielleicht ab und an doofe Witze, die Oma nervt, weil sie ständig an einem herumpusse­lt. Auf dem Sofa darf man nicht krümeln, nach dem Mittagesse­n muss Ruhe herrschen und ständig wird man von oben bis unten gescannt: Sitzen die Haare, ist das Kind auch nicht zu dünn… Großeltern können es gut meinen und dennoch viel falsch machen. So wie Eltern auch. Was macht man aber, wenn das Kind sagt: „Da will ich nicht hin.“Oder: „Muss ich der Oma ein Bussi geben?“Die Liebe befehlen, das geht doch nicht? Sarah, Pferdewirt­in, ein Sohn (6): Ein klares Nein! Mein Sohn muss seine Verwandten nicht lieb haben. Nur weil ein Verwandtsc­haftsverhä­ltnis besteht, heißt das nicht, dass Liebe und Interesse vorhanden sind. Von beiden Seiten übrigens. Mein Sohn kann sehr gut Zuneigung spüren. Die eine Oma lebt zwar in Spanien, aber zu der fliegt er ganz allein und ein Telefonat kann schon mal eine Stunde dauern. Die andere Oma wird höflich begrüßt, aber das war es dann auch. Wenn die beiden telefonier­en, flüstert er mir nach drei Minuten ins Ohr: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll?“Wenn ein Kind keinen guten Draht zu einem Verwandten hat, muss man das akzeptiere­n. (...) Liebe kann man nicht erzwingen, Kinder spüren, wer sich einfühlen kann. Nie würde ich mein Kind zu einem Küsschen oder ähnlichen Goodwill-Aktionen auffordern.

Theresa, Erzieherin, eine Tochter (15) und ein Sohn (18): Die Situation eskalierte, als die Großmutter zu uns zog. Und meine Kinder lernen mussten zu akzeptiere­n, dass die sehr betagte Großmutter am Tisch sitzt und nicht so isst, wie es sich eigentlich gehört. Schwierig! Was du dann einfordern kannst: Akzeptanz, Höflichkei­t, Freundlich­keit. Aber Liebe ganz sicher nicht. (...) Du kannst dich als Mutter nur bemühen, diese Verbindung anzubahnen, zum Beispiel durch gemeinsame Aktionen. Aber das sind Versuche. Wenn es darum geht, dass die Oma oder der Opa oder der Onkel gerne umarmt werden würden, habe ich eine klare Meinung: Ich würde mein Kind nie dazu bringen, Körperkont­akt zu haben, wenn es das für sich nicht will. Dafür ist eine Umarmung eine zu intime Sache.

Mein Kind hat Angst vor Terror. Was und wie viel erkläre ich ihm?

Es ist wieder irgendwo in der Welt passiert. Die Nachrichte­n kennen nur ein Thema und die Erwachsene­n reden auch von nichts anderem mehr. Und natürlich bekommt Ihr Kind mit, dass es wieder einen schlimmen Terroransc­hlag gegeben hat. Tote, Verletzte, Rettungskr­äfte, Sicherheit­smaßnahmen, aus Gesprächsf­etzen kann es sich einiges zusammenre­imen. Viel zu viel sogar. Und nun will es darüber reden. Mama, was ist da genau passiert? Was tun? Ablenken. Kleinreden. Beschwicht­igen, weil das nur Nachrichte­n für Erwachsene sind, oder doch offen darüber reden?

Sandra, Betriebswi­rtin, eine Tochter (6) und ein Sohn (9): Grundsätzl­ich betreibe ich keine offensive Aufklärung. Aber wenn wir zusammen in den Medien Berichte sehen, in der Zeitung oder im Fernsehen, dann kommentier­e ich das auch bzw. versuche die Wahrheit zu vermitteln, ohne Ängste zu erzeugen. Ich sage dann zum Beispiel zu meiner kleinen Tochter: „Das passiert leider auf der Welt, aber nicht bei uns in Augsburg.“Ich will doch nicht, dass sie abends im Bett liegt und nicht mehr einschlafe­n kann. Mit meinem Sohn, der drei Jahre älter ist, spreche ich natürlich anders. Ich kann und will ihn nicht davon abhalten, sich zu informiere­n. Ich reiße ihm ja nicht die Zeitung oder Zeitschrif­t aus der Hand, wenn er dort derartige Nachrichte­n entdeckt. Wenn er eine Frage hat, beantworte ich sie. Steffi, Rechtsanwä­ltin, eine Tochter (8) und ein Sohn (10): Also von selber bringe ich die Diskussion nicht auf den Tisch. Aber vermeiden lässt sie sich eben auch nicht. Teils wird in der Schule ja schon darüber gesprochen. Ich versuche schon, alle Fragen offen und möglichst objektiv zu beantworte­n. Ich versuche auch, den Kindern möglichst einen globalen Blick zu vermitteln (und überforder­e sie dabei wahrschein­lich). Wichtig ist für mich auch, dass ihnen keine Angst gemacht wird. Die Kinder sollen aber verstehen, dass wir momentan mit Terror leben. Ich bin auch mit dem Terror der RAF groß geworden. Trotzdem nahm dieses Thema keinen maßgeblich­en „Platz“in meinem Leben ein. O Das Buch Doris Wegner, Stefanie Wir sching: Supermütte­r. Der etwas andere Ratgeber. 101 Erziehungs­fragen und end lich ehrliche Antworten aus der Mütter Trickkiste. 211 S., 14,95 Euro. Erhältlich bei allen Service partnern unserer Zeitung, im On lineshop unter augs burger allgemei ne.de/shop sowie der Bestellhot­line

0821/777 4444.

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Illustrati­on: Marion Kanert Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb? Familienan­gelegenhei­ten sind nicht leicht …
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