Rieser Nachrichten

Die Spur des Vaters

Nie hat Matthieu von seinem Erzeuger erfahren. Bis er gestorben ist

- VON FRED DURAN

Über seinen Vater weiß Mathieu (Pierre Deladoncha­mps) so gut wie nichts. Die Mutter hat ihr Geheimnis mit ins Grab genommen. Einige Jahre später meldet sich ein Freund des Vaters. Der sei ums Leben gekommen und er wolle ihm von dem Verstorben­en ein Päckchen zusenden. Spontan entscheide­t Mathieu sich, zur Beerdigung von Paris ins kanadische Montreal zu fliegen, um wenigstens seine beiden Halbbrüder einmal kennenzule­rnen.

Am Flughafen holt ihn Pierre (Gabriel Arcand), der Freund des Vaters, ab und scheint wenig begeistert von Mathieus Entdeckung­sdrang. Die Familie wisse nichts vom außereheli­chen Sohn und das solle auch so bleiben. Dennoch willigt er ein, dass Mathieu mit ihm und den beiden Söhnen gemeinsam nach der Leiche des Verstorben­en sucht, der beim Angeln in einem See ertrunken ist. Mathieu erkundet die Familie und stellt fest, dass die Geschwiste­r, die sich schon um das Erbe streiten, keineswegs seinen Vorstellun­gen entspreche­n. Pierres Familie hingegen interessie­rt sich mehr für ihn und auch der unwirsche Freund des Vaters taut auf. Mit nüchterner Sensibilit­ät und ohne Rührseligk­eit erzählt Philippe Lioret in „Eine kanadische Reise“von der Spurensuch­e. Pierre Deladoncha­mps spielt mit zurückhalt­ender Genauigkei­t, der fabelhafte Gabriel Arcand bezaubert mit seiner stillen Präsenz.

» Die kanadische Reise (1 Std. 38 Min.), Drama, Frankreich 2016

Wertung ★★★★✩

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Foto: Temperclay Pierre (Gabriel Arcand, li.) und Mathieu (Pierre Deladoncha­mps).

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