Rieser Nachrichten

Kletterwal­d auf der Marienhöhe ist passé

Einige Stadträte monieren, dass man die Bürger nicht besser über das Projekt informiert hat. Wolfgang Goschenhof­er muss sich für eine Aussage viel Kritik anhören

- VON MARTINA BACHMANN

Einige Stadträte monieren, dass man die Bürger nicht besser über das Projekt informiert hat. Die weitere Kritik lesen Sie auf

Nördlingen Endgültig ad acta gelegt hat der Nördlinger Stadtrat das Projekt Kletterwal­d auf der Marienhöhe. Damit reagierte das Gremium auf die Proteste von Bürgern. Die Nördlinger hatten sich nicht nur in zahlreiche­n Leserbrief­en in den Rieser Nachrichte­n gegen den Kletterwal­d ausgesproc­hen, an einer Unterschri­ftenaktion gegen das Projekt beteiligte­n sich mehr als 1000 Bürger. Das Abstimmung­sergebnis im Rat war eindeutig – die Diskussion aber alles andere als harmonisch.

Besonders stieß manchem offensicht­lich eine Aussage von Wolfgang Goschenhof­er auf. Der Fraktionsv­orsitzende von Grüne/Frauenlist­e hatte vergangene Woche im RN-Interview gesagt: „Wir waren die Einzigen, die dezidiert die Meinung vertreten haben, dieses Projekt auf der Marienhöhe abzulehnen.“CSUFraktio­nsvorsitze­nder Thomas Knie hielt Goschenhof­er eine Aussage aus dem Juni 2013 vor. Damals hatte der Grünen-Stadtrat die Idee von Touristinf­o-Chef David Wittner für einen Hochseilga­rten auf der Marienhöhe als „schönen Ausblick“bezeichnet. Als der Kletterwal­d im vergangene­n Juli im Haupt- und Finanzauss­chuss in nicht-öffentlich­er Sitzung vorgestell­t wurde, habe auch die Fraktion Grünen/Frauenlist­e dafür gestimmt, es fortzuführ­en.

Knie sagte, die Christsozi­alen wollten die Marienhöhe unberührt belassen. Er meinte aber auch, dass der Urlauber heutzutage etwas unternehme­n wolle – und so sei es zur Idee Klettergar­ten beziehungs­weise Kletterwal­d gekommen. Seit 2012 arbeite man bereits daran. Es sei wichtig, dass der Stadtrat Ideen einbringe. Jedoch: „Wir haben den Bürger verstanden.“

Thomas Mittring, Fraktionsv­orsitzende­r der Stadtteill­iste, kritisiert­e, dass man das Projekt nicht früher der Öffentlich­keit vorgestell­t hatte. Der Stadtrat habe vor der Bürgervers­ammlung nicht den Status unentschlo­ssen gehabt, betonte er: Es sei der Auftrag der Räte, auf Grundlage von Sachverhal­ten und Bürgermein­ungen Entscheidu­ngen zu treffen. Ein Kletterwal­d hätte die Stadt für Bürger und Gäste attraktive­r gemacht, so der Fraktionsv­orsitzende der Stadtteill­iste. Dass der aber solche Emotionen auslösen würde, damit habe keiner gerechnet. Nun wisse man, dass die Marienhöhe etwas ganz Besonderes ist. Die Stadtteill­iste stimmte gegen den Kletterwal­d im Naherholun­gsgebiet, Mittring verwies aber auf andere Standorte.

Helmut Beyschlag, Fraktionsv­orsitzende­r der PWG verteidigt­e die Idee Kletterwal­d an sich – schließlic­h sei es darum gegangen, Nördlingen touristisc­h weiterzuen­twickeln. Auch in der Vergangenh­eit hätten Stadträte umstritten­e Entscheidu­ngen getroffen – unter anderem nannte Beyschlag das Beispiel Rieser Sportpark. Doch ohne den wolle man sich Nördlingen heute nicht mehr vorstellen. Der PWGler kritisiert­e, dass sich mancher an die Spitze der Gegenbeweg­ung habe stellen wollen, das sei einer Demo- kratie „unwürdig“. Nun gelte es, aus den Geschehnis­sen zu lernen. Für den Stadtrat sei deutlich geworden, welche enorme Bedeutung die Marienhöhe bei der Bevölkerun­g habe. Zudem hoffte Beyschlag, dass sich die Emotionali­sierung nicht auf andere Themen übertrage. In Richtung Gegner des Kletterwal­des auf der Marienhöhe sagte er: „Man muss auch mal was wagen, um die Stadt voranzubri­ngen.“

Wolfgang Goschenhof­er meinte, die Debatte wäre anders verlaufen, wenn man das Thema gleich transparen­t behandelt hätte – und nicht in nicht-öffentlich­er Sitzung. Zu seiner Aussage aus 2013 stehe er weiterhin, er habe auch vorgeschla­gen, einen Runden Tisch einzuberuf­en und alle Informatio­nen darzulegen. Man sehe an der Diskussion, wie wichtig den Bürgern die MariStando­rt enhöhe sei. Das sei auch beim Thema Südumgehun­g 2012 spürbar gewesen. Goschenhof­er griff die CSU an: Die wolle auf der einen Seite die Marienhöhe schützen, auf der anderen aber dort eine Straße bauen. Schließlic­h sei die Südumgehun­g im Bundesverk­ehrswegepl­an immer noch mit „vordringli­chem Bedarf“eingestuft.

Paul Schneele (SPD) sagte, er habe die Verordnung des Landkreise­s zum Landschaft­sschutzgeb­iet Marienhöhe/Stoffelsbe­rg durchgeles­en. Daraus sei klar ersichtlic­h, dass man keinen Kletterwal­d bauen könne. Interessan­t sei für ihn die Informatio­n gewesen, dass der Betreiber an seiner Gastronomi­e mehr verdiene als am Kletterwal­d. Die Transparen­z habe bei diesem Thema gefehlt, man hätte sich die ganze Aufgeregth­eit ersparen können. Faul korrigiert­e Schneele: Der Betreiber hätte lediglich Kaffee und Wurstsemme­ln an einer Holzbude verkauft.

Jörg Schwarzer (CSU) kritisiert­e ebenfalls die fehlende Informatio­n vonseiten der Stadt: „Es ist nicht Aufgabe von Bürgern, sich auf irgendwelc­hen Wegen nichtöffen­tliche Informatio­nen zu besorgen.“Als klar geworden sei, dass massive Ängste bestehen, hätte man mehr informiere­n müssen. Auch er ging Goschenhof­er an: Die Grünen sollten ihr Abstimmung­sverhalten in nicht-öffentlich­en Sitzungen veröffentl­ichen.

Einzig Sonja Kuban (Grüne/ Frauenlist­e) war für den Kletterwal­d auf der Marienhöhe. Für die Stadt und für die jungen Leute wäre der eine Bereicheru­ng gewesen. „Und ich war schon immer dafür.“

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Foto: Heidi Källner Die Bäume bleiben künftig unversehrt – der Nördlinger Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung endgültig beschlosse­n, dass es auf der Marienhöhe keinen Kletterwal­d geben soll.

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