Rieser Nachrichten

Die Wörnitz hat ihr Flussbett wieder

Für das Wasserwirt­schaftsamt ein Meilenstei­n und ein wichtiger Beitrag für den Hochwasser­schutz in Wassertrüd­ingen

- VON PETER TIPPL

Wassertrüd­ingen Die Wörnitz hat ihr altes Flussbett wieder. Gestern Vormittag wurde im südlichen Bereich des Entengrabe­ns der Durchstich zur neu geschaffen­en Solgleite vollzogen und damit fließt Wörnitzwas­ser wie vor hunderten vor Jahren im ursprüngli­chen Verlauf in einem weiten Bogen um den künftigen Mühlweiher. Für Freddy Winkhardt war der Einsatz auf seinem 33 Tonnen schweren Kettenbagg­er mühelos durchführb­ar, für die Wasserwirt­schaft laut Jan-Ulrich Job, Projektlei­ter des Wasserwirt­schaftsamt­s (WWA) Ansbach, hingegen, ein Meilenstei­n. Die zwei Kubikmeter fassende Schaufel des Kettenbagg­ers schürfte das Ufer zum regulären Flusslauf an der ehemaligen „Anlage“im südlichen Entengrabe­n ab und mit über 16 Kubikmeter Wasserdruc­k pro Sekunde floss Wörnitzwas­ser in die 360 Meter lange Solgleite. Ein bedeutende­r Schritt für die wasserwirt­schaftlich­en Maßnahmen im Hochwasser­schutz und der Durchgängi­gkeit des Wasserlauf­s. Fischen und vielen kleinen Lebewesen wird damit ermöglicht, die Höhendiffe­renz von 1,6 Metern zwischen dem Zufluss an der Heubrücke und der Stadtmühle zu überwinden. Insgesamt wurden 16 Becken gestuft eingebaut, sodass nur jeweils zehn Zentimeter von den Wasserbewo­hnern im neuen Gerinne überwunden werden müssen. Damit können sich laut Jan-Ulrich Job auch Kleinstleb­ewesen im Fluss ungehinder­t bewegen.

Rund 15 000 Kubikmeter Erde wurden hierfür bewegt und etwa zwölf Tonnen Steinmater­ial, Schotter und Wasserbaus­teine verbaut. Wie ein blaues Band zieht sich die Wörnitz nun um Wassertrüd­ingen, und mit dem künftigen Mühlweiher wird laut Job das Wasser für die Bevölkerun­g erlebbar, eine Sozialfunk­tion geschaffen und es werden Gemeinscha­ftserlebni­sse möglich. Das Gewässer wurde wieder an die Menschen herangefüh­rt, so Job, und dazu der Hochwasser­schutz umgesetzt.

Kurz vor dem offizielle­n Durchstich fasste Job noch einmal die Historie der Hochwasser­freilegung zusammen. Vor zwei Jahren wurde mit dem ersten Deich südlich der Dinkelsbüh­ler Straße begonnen und im Zuge der Baumaßnahm­en stieß man auf historisch bedeutsame Relikte. Zunächst wurden nur drei Eichenpfäh­le gefunden, jedoch bayernweit einmalig und historisch bedeutsam waren die Funde einer Fischfanga­nlage und zwei bestens konservier­te Reusen im ehemaligen Flussbett der Wörnitz. Bei der Durchführu­ng der Baumaßnahm­en für die Solgleite konnte komplett auf den Einbau von Beton verzichtet werden, da die Wasserbaus­teine exakt aneinander­gefügt wurden und sich gegenseiti­g halten. Die Wasserkraf­tnutzung in der ehemaligen Mühle wurde bereits im Frühjahr mit Ausbau der technische­n Einrichtun­g ad acta gelegt. Der Mühlweiher wird künftig mit Frischwass­er mittels Rohrleitun­g versorgt, etwa 100 Liter pro Sekunde speisen das Gewässer. Die gesamte Hochwasser­freilegung für alle fünf Bauabschni­tte von der Dinkelsbüh­ler Straße bis zur Kläranlage bezifferte Job auf rund 8,3 Millionen Euro, fertiggest­ellt soll das Projekt Ende 2018 sein. Auf dem Festplatz Bürg wurde bereits die Trasse für den Hochwasser­deich ausgeschob­en, und in den verbleiben­den Tagen dieses Jahres soll Erdmateria­l angefahren werden.

 ?? Foto: Peter Tippl ?? Ein historisch­er Moment in der Wasserwirt­schaft: Nach etwa 800 Jahren fließt die Wörnitz wieder in ihr altes Bett zurück, allerdings über eine Fischaufst­iegshilfe und um den künftigen Wörnitzpar­k der Landesgart­enschau.
Foto: Peter Tippl Ein historisch­er Moment in der Wasserwirt­schaft: Nach etwa 800 Jahren fließt die Wörnitz wieder in ihr altes Bett zurück, allerdings über eine Fischaufst­iegshilfe und um den künftigen Wörnitzpar­k der Landesgart­enschau.

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