Die Wörnitz hat ihr Flussbett wieder
Für das Wasserwirtschaftsamt ein Meilenstein und ein wichtiger Beitrag für den Hochwasserschutz in Wassertrüdingen
Wassertrüdingen Die Wörnitz hat ihr altes Flussbett wieder. Gestern Vormittag wurde im südlichen Bereich des Entengrabens der Durchstich zur neu geschaffenen Solgleite vollzogen und damit fließt Wörnitzwasser wie vor hunderten vor Jahren im ursprünglichen Verlauf in einem weiten Bogen um den künftigen Mühlweiher. Für Freddy Winkhardt war der Einsatz auf seinem 33 Tonnen schweren Kettenbagger mühelos durchführbar, für die Wasserwirtschaft laut Jan-Ulrich Job, Projektleiter des Wasserwirtschaftsamts (WWA) Ansbach, hingegen, ein Meilenstein. Die zwei Kubikmeter fassende Schaufel des Kettenbaggers schürfte das Ufer zum regulären Flusslauf an der ehemaligen „Anlage“im südlichen Entengraben ab und mit über 16 Kubikmeter Wasserdruck pro Sekunde floss Wörnitzwasser in die 360 Meter lange Solgleite. Ein bedeutender Schritt für die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen im Hochwasserschutz und der Durchgängigkeit des Wasserlaufs. Fischen und vielen kleinen Lebewesen wird damit ermöglicht, die Höhendifferenz von 1,6 Metern zwischen dem Zufluss an der Heubrücke und der Stadtmühle zu überwinden. Insgesamt wurden 16 Becken gestuft eingebaut, sodass nur jeweils zehn Zentimeter von den Wasserbewohnern im neuen Gerinne überwunden werden müssen. Damit können sich laut Jan-Ulrich Job auch Kleinstlebewesen im Fluss ungehindert bewegen.
Rund 15 000 Kubikmeter Erde wurden hierfür bewegt und etwa zwölf Tonnen Steinmaterial, Schotter und Wasserbausteine verbaut. Wie ein blaues Band zieht sich die Wörnitz nun um Wassertrüdingen, und mit dem künftigen Mühlweiher wird laut Job das Wasser für die Bevölkerung erlebbar, eine Sozialfunktion geschaffen und es werden Gemeinschaftserlebnisse möglich. Das Gewässer wurde wieder an die Menschen herangeführt, so Job, und dazu der Hochwasserschutz umgesetzt.
Kurz vor dem offiziellen Durchstich fasste Job noch einmal die Historie der Hochwasserfreilegung zusammen. Vor zwei Jahren wurde mit dem ersten Deich südlich der Dinkelsbühler Straße begonnen und im Zuge der Baumaßnahmen stieß man auf historisch bedeutsame Relikte. Zunächst wurden nur drei Eichenpfähle gefunden, jedoch bayernweit einmalig und historisch bedeutsam waren die Funde einer Fischfanganlage und zwei bestens konservierte Reusen im ehemaligen Flussbett der Wörnitz. Bei der Durchführung der Baumaßnahmen für die Solgleite konnte komplett auf den Einbau von Beton verzichtet werden, da die Wasserbausteine exakt aneinandergefügt wurden und sich gegenseitig halten. Die Wasserkraftnutzung in der ehemaligen Mühle wurde bereits im Frühjahr mit Ausbau der technischen Einrichtung ad acta gelegt. Der Mühlweiher wird künftig mit Frischwasser mittels Rohrleitung versorgt, etwa 100 Liter pro Sekunde speisen das Gewässer. Die gesamte Hochwasserfreilegung für alle fünf Bauabschnitte von der Dinkelsbühler Straße bis zur Kläranlage bezifferte Job auf rund 8,3 Millionen Euro, fertiggestellt soll das Projekt Ende 2018 sein. Auf dem Festplatz Bürg wurde bereits die Trasse für den Hochwasserdeich ausgeschoben, und in den verbleibenden Tagen dieses Jahres soll Erdmaterial angefahren werden.