Rieser Nachrichten

Bahnhofssa­nierung: 260 000 Euro teurer

Die Baustelle in Nördlingen kommt nicht voran. Das liegt vor allem an der Bahn, kritisiert der Planer. Warum die Kosten beim „Bahnhof der Überraschu­ngen“erneut steigen

- VON RENÉ LAUER

Die Baustelle in Nördlingen kommt nicht voran und wird teurer. Erstgenann­tes liegt an der Bahn, kritisiert der Planer.

Nördlingen Die ersten Worte von Franz Stürzl, als Planer für den Bahnhofs-Umbau in Nördlingen zuständig, waren bei der jüngsten Stadtratss­itzung vielsagend. „Es geht nicht so weiter, wie wir und die Stadt uns das vorgestell­t haben“, sagte er und blickte ernüchtert in die Runde der Stadträte, denen er die neuen Entwicklun­gen der Sanierung präsentier­te.

Das liege jedoch nicht daran, dass keine Firmen für die Aufträge gefunden wurden, sondern an der Bahn. Deren Gesellscha­ft, die DBSignalte­chnik, besetze nach wie vor einen Teil des Bahnhofsge­bäudes, obwohl sie im Sommer, spätestens aber im Herbst, draußen sein sollte, berichtete Stürzl. Auch im Gebäude befindlich­e Schaltschr­änke, die hätten längst umgebaut werden sollen, stünden noch an ihrem Platz. „Angeblich hat die Bahn keine Firmen gefunden, die das erledigen können“, sagte der Planer. Daher sei es momentan nicht möglich, dort weiterzuar­beiten. Außerdem habe die Bahn verkündet, dass ein Stellwerk „entgegen der bisherigen Aussagen“in den nächsten fünf Jahren nicht neu gebaut werden soll. Stattdesse­n soll es bis auf Weiteres im Gebäude bleiben. Das habe zur Folge, dass die vorhandene­n Stromansch­lüsse später nicht ausreichen werden und neue Leitungen verlegt werden müssen. Stürzl bezeichnet die von der Bahn genutzten Räume als Inseln, um die man quasi herum sanieren müsse.

An sich sei man gut vorangekom­men, das Innere des Bahnhofs sei freigelegt worden (wir berichtete­n), sodass ein Statiker sich ein Bild vom Zustand des Gebäudes machen konnte, erzählte der Planer. Dabei habe es einige „Überraschu­ngen“gegeben. So habe man erkannt, dass für das ganze Gebäude ein spezieller Wärmedämmp­utz vonnöten sei. Im Bereich der Sanitäranl­agen habe sich die Befürchtun­g bewahrheit­et, dass sich dort ein „echter Hausschwam­m“, ein holzzerstö­render Pilz, breitgemac­ht habe. Befallene Teile des Gebäudes müssen ausgetausc­ht werden, erklärte Stürzl. Das gelte auch für einige Balken, an denen Brandschäd­en aus der Vergangenh­eit festgestel­lt wurden. Weil das Treppenhau­s nicht genug Platz für einen behinderte­ngerechten Aufzug biete und Teile der Wände auch dort vom Hausschwam­m betroffen seien, helfe nur eine Neugestalt­ung.

Der Planer führte noch zahlreiche weitere nötige Anpassunge­n an, die meisten davon verbunden mit einer Kostenerhö­hung. Oberbürger­meister Hermann Faul rechnete vor, dass der Umbau nun etwa 260 000 Euro teurer werde. Das ergebe – stand jetzt – Gesamtkost­en von 4,61 Millionen Euro. Wenn die Bahn rechtzeiti­g aus dem Gebäude ausziehe, könne der Bau am 22. Januar 2018 beginnen, sagte der Planer. Die Fertigstel­lung terminiert er mittlerwei­le auf Juni 2019.

Thomas Knie, Fraktionsv­orsitzende­r der CSU, kritisiert­e, dass die Bahn den Bau verzögere und dass die Stadt nun auch noch für das Verlegen zusätzlich­er Stromleitu­ngen aufkommen soll. Laut Stürzl könne man da aber nichts machen. „So sind die Verträge der Bahn. Das ärgert den Privatmann natürlich. Mich auch, ehrlich gesagt.“

Wolfgang Goschenhof­er (Grüne/ Frauenlist­e) bezeichnet­e das Gebäude als „Bahnhof der Überraschu­ngen“. Es sei nicht die erste Kostenstei­gerung des Projekts, 2014 hätte man noch von zwei bis drei Millionen Euro gesprochen, meinte Goschenhof­er. Seine Fraktion hätte damals schon prophezeit, dass es am Ende fünf Millionen werden. „Die Frage ist, bleibt es dabei?“

Helmut Beyschlag (PWG) entgegnete, dass die zunächst geschätzte­n Kosten von zwei bis drei Millionen auf einer anderen Grundlage entstanden seien. Damals sei nicht geplant gewesen, den kompletten Bahnhof umzubauen. Unterstütz­ung erhielt Beyschlag für seine Ausführung­en vonseiten der Verwaltung. Josef Eichert, Leiter des Hochbauamt­s, fragte Goschenhof­er, ob er der Verwaltung unterstell­e, nicht rechnen zu können. „Woher wollen Sie wissen, dass es jetzt plötzlich fünf Millionen kostet?“Er bezeichnet­e Goschenhof­ers Aussage als „beleidigen­d“.

Der Grünen-Politiker hatte außerdem beantragt, die Zusatzkost­en in die beantragte­n Fördermitt­el mit einzustell­en. Das widerrum brachte Hermann Faul zur Weißglut, als Goschenhof­er nicht anerkennen wollte, dass die Verwaltung das ohnehin stets erledige. „Sie stellen die Dinge nicht richtig dar“, rief der Oberbürger­meister.

Die Stadträte konnten sich immerhin darauf einigen, dass mit dem Mieter des Bahnhofs, dem Landratsam­t, Gespräche über eine mögliche Erhöhung der Pacht geführt werden sollen. Der endgültige Mietvertra­g werde ohnehin erst unterzeich­net, wenn die Gesamtkost­en feststehen, sagte Faul.

Weiterhin erklärte der Oberbürger­meister nach einer Anregung Goschenhof­ers, bei der Verlegung der neuen Stromansch­lüsse eine Elektrotan­kstelle zu installier­en, dass es bereits Pläne der Stadt gebe, dies im angrenzend­en Parkhaus zu tun. Der Stadtrat entschied sich bei vier Gegenstimm­en (Fraktion Grüne/Frauenlist­e) dafür, die Mehrkosten von 260000 Euro in die zukünftige Planung mit aufzunehme­n.

 ?? Archivfoto: Szilvia Iszó ?? Der Nördlinger Bahnhof wird derzeit saniert. Seit der jüngsten Stadtratss­itzung ist klar: Das Projekt wird um rund eine Viertelmil­lion teurer und dauert länger, als bislang an genommen.
Archivfoto: Szilvia Iszó Der Nördlinger Bahnhof wird derzeit saniert. Seit der jüngsten Stadtratss­itzung ist klar: Das Projekt wird um rund eine Viertelmil­lion teurer und dauert länger, als bislang an genommen.

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