Zu wenig Mittelschüler im Kesseltal
In Bissingen findet die erste Bürgerversammlung nach zweieinhalb Jahren statt. Dabei gibt es viel zu besprechen. Gute Nachrichten gibt es vor allem, was die Finanzen angeht
Bissingen Es ist das erste Mal seit zweieinhalb Jahren, dass die Bissinger zu einer Bürgerversammlung zusammenkommen und ihre Fragen an Bürgermeister Michael Holzinger stellen. Für Josef Knaus eine viel zu lange Zeitspanne. „Das ist aus meiner Sicht ein klarer Verstoß gegen die Gemeindeverordnung“, monierte der Bissinger. Holzinger stimmte ihm zu und bedauerte das. „Wir hatten unsere Probleme in der Verwaltung“, antwortete der Bürgermeister. Themen gab es beim Rückblick auf die Bissinger Politik der vergangenen zwei Jahre jedenfalls genug.
Es sind nicht nur schlechte Nachrichten, die Holzinger an diesem Abend verkündete. „Wir hatten eine gewaltige Entwicklung im Haushaltsvolumen“, berichtete er. Der Haushalt steht mittlerweile bei über 18 Millionen Euro, dank gestiegener Steuerkraft. Womöglich sei die Kesseltaler Marktgemeinde im nächsten Jahr sogar unter den drei Gemeinden mit der stärksten Steuerkraft im Landkreis Dillingen, erklärt Holzinger. Auch die Verschuldung ging in den vergangenen Jahren merklich zurück. Von rund 4,9 Millionen Euro im Jahr 2014 wurde sie auf rund 2,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr reduziert. Nach Abschluss dieses Jahres solle der Schuldenstand nur noch 2,25 Millionen Euro betragen, prognostizierte Holzinger. Schuldenfrei, wie andere Kommunen im Landkreis, sind die Bissinger damit noch lange nicht.
Allerdings sei es eine erfreuliche Entwicklung, die die Marktgemeinde in den vergangenen zwei Jahren vollzogen hat, sagte Holzinger. Denn auch die Baumaßnahmen, die der Markt Bissingen durchführte, waren nicht wenige. So wurden 2016, in Kooperation mit dem Landkreis, 2,4 Kilometer an Straßenbelag erneuert. Außerdem wurde die Kläranlage erweitert. Besonders stolz ist Holzinger hier auf das neue System, das an der Kläranlage in Bissingen erprobt wird. Denn der Klärschlamm wird getrocknet und anschließend zu Pellets verarbeitet. Damit soll die Kläranlage künftig nahezu stromautark arbeiten. „Wir sind Vorreiter auf diesem Gebiet“, sagte Holzinger nicht ohne Stolz.
Sorgen bereitet dem Bürgermeister dagegen die geringe Schülerzahl an der Mittelschule. „In der siebten Klasse hatten wir dieses Jahr nur Anmeldungen von sieben Schülern. Deswegen kam keine eigene Klasse zustande“, bedauerte er. Die sieben Schüler werden stattdessen auf Kosten des Schulverbundes an die Höchstädter Mittelschule gefahren und dort unterrichtet.
Das Problem sei, dass viele Eltern ihre Kinder lieber an die Werkrealschule ins baden-württembergische Dischingen schicken, als an die heimische Schule.
Weitere Themen, die Holzinger anschnitt, waren der Breitbandausbau, der um die kleinen Bissinger Ortsteile vollzogen werden soll. Zwischen 30 und 50 Mbit/s sollen hier künftig zur Verfügung stehen. Dafür nimmt die Marktgemeinde rund 178000 Euro in die Hand. 80 Prozent der Kosten des Ausbaus werden vom Freistaat gefördert. Außerdem befindet sich Bissingen derzeit in der Ausschreibung für das „Höfe“-Programm und das Bundesprogramm, die der Marktgemeinde bei einem weiteren Ausbau des Breitbandnetzes finanziell unter die Arme greifen.
Unmut regte sich vor allem über die Straßenausbaubeiträge, die jede Kommune von den Anwohnern einer Straße, die ausgebaut wird, einfordern muss. Dieser Obolus wird auch von den Anwohnern in Zoltingen verlangt, wo derzeit Baumaßnahmen stattfinden. Auf die Frage von Bernd Ganzenmüller, ob sich der Zuschuss, den die Gemeinde bekommt, auf die Kosten der Bürger auswirkte, sagte Holzinger: „Nein. Nur der öffentliche Teil wird gefördert, für die Anwohner bleiben die Kosten gleich.“
Eine Beschwerde zu der Bissinger Ortsdurchfahrt kam von Georg Gumpp. „Die Schächte in der Ortsdurchfahrt sind sehr schlecht“, kritisierte er. Das Staatliche Bauamt solle an der Stelle tätig werden, forderte er. Dieser Einschätzung stimmte auch Bürgermeister Michael Holzinger zu und bestätigte, dass durch die schlechten Schächte massive Lärmprobleme für die Anwohner die Folge seien. „Wir hoffen, dass das Bauamt noch im Dezember kommt. Ich sage Ihnen zu, dass wir da dranbleiben.“