Quader: Fassl schaltet Landesdenkmalrat ein
Der Stadtrat hat beschlossen, einen Quader an das Hallgebäude anzubauen. Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl ist dagegen und hat den Landesdenkmalrat informiert
Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl ist gegen den Anbau ans Hallgebäude. Er hat jetzt den Landesdenkmalrat informiert.
Nördlingen Eigentlich ist alles entschieden: Der Nördlinger Stadtrat hat beschlossen, einen Quader an das Hallgebäude anzubauen – mit Flachdach und Holzfassade. Mehr als vier Millionen Euro soll das Bauwerk kosten, mit ihm soll mehr Platz für die Grundschule Mitte geschaffen werden. Die kann dank des Neubaus eine offene Ganztagsgruppe einrichten, bei der die Kinder an mindestens zwei Nachmittagen in der Woche kostenlos bis 16 Uhr betreut werden. Nun gibt es Nördlinger, die diesen Beschluss unterstützen. Doch es gibt auch andere, die gegen diesen Anbau sind – nicht zuletzt, weil die Stadt dabei ihre eigene Altstadtsatzung nicht einhält. Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl hatte Oberbürgermeister Hermann Faul bereits im Herbst einen Brief geschrieben, in dem er empfahl, den Anbau zu untersagen. Nun hat sich Fassl wegen des geplanten Quaders an den bayerischen Landesdenkmalrat gewandt.
Im Gespräch mit den Rieser Nachrichten sagt der Bezirksheimatpfleger, er hoffe, dass man sich in Nördlingen noch einmal über den Beschluss Gedanken mache und zu einer anderen Lösung komme: „Das Ensemble der Altstadt ist unter allen historischen Ensembles in Bayern eines der bedeutendsten.“Das Selbstverständnis der Nördlinger sei davon wesentlich geprägt. Es gebe kaum eine Darstellung der Stadt, die nicht diese Dachlandschaft im Blick habe. Obwohl die Baukultur in Nördlingen differenziert sei – und vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart geprägt – werde alles von der Dachlandschaft zusammengehalten: „Sie hat eine ganz hohe Denkmalqualität.“Erhalten werden könne sie, wenn man auf den Anbau an der Grundschule Mitte ein rotes Satteldach setzte, sagt Fassl.
Der Landesdenkmalrat, an den der Bezirksheimatpfleger geschrieben hat, hat laut seiner Geschäftsordnung die Aufgabe, die Staatsregierung zu beraten und in wichtigen Fragen der Denkmalpflege mitzuwirken. Vorsitzender ist kein geringerer als der ehemalige bayerische Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel. Der kennt Nördlingen und seine Dachlandschaft, wie er am Telefon sagt. Dennoch will er sich noch einmal selbst ein Bild vor Ort machen und demnächst ins Ries kommen. Im Landesdenkmalrat will Goppel das Thema im Januar besprechen, die Sitzungen des Gremiums sind laut Geschäftsordnung nicht öffentlich.
Die Stadt Nördlingen müsse jetzt bis 3. Januar eine Stellungnahme abgeben, bestätigt Norbert Palzer von der Stadtverwaltung. Sicherlich werde man eine andere Meinung als Fassl vertreten. Dass der Landesdenkmalrat bei einem Projekt eingeschaltet werde, sei keine Besonderheit. Allerdings sei es nicht üblich, dass das in einem Fall geschehe, bei dem das Landesamt für Denkmalpflege zugestimmt habe. Im Oktober hatte dessen Sprecherin Dorothee Ott mitgeteilt, dass das Amt aus fachlicher Sicht keine Einwände gegen den geplanten Anbau geäußert habe. Die Traufhöhe des neuen Baukörpers solle aber unter der des Baudenkmals bleiben. Beim geplanten Quader ist das der Fall. Gestern ergänzte Ott die Stellungnahme um den Hinweis, dass es sich bei dem Neubau um ein Rückgebäude handle, das auf der Rückseite des Denkmals stehen werde.
Nördlingens Stadtheimatpfleger Dr. Wilfried Sponsel teilt Fassls Auffassung zur Bedeutung der Denkmalstadt Nördlingen und zu ihrer Dachlandschaft: „Das historische Umfeld des Hallgebäudes wird zerstört und auch der Eingriff in das Hallgebäude selbst ist mit Sicherheit nicht unproblematisch.“Die historische Altstadt nennt Sponsel ein „Kapital dieser Stadt“. Schließlich würden die Touristen genau deshalb ins Ries kommen – um die Historie zu erleben. Der Stadtheimatpfleger sagt: „Mich treibt in der Tat die Sorge um die Erhaltung der Einzigartigkeit dieser Denkmalstadt von hohem Rang um und ich weiß, dass diese Sorge von vielen geteilt wird.“