Mehr als 100 Jesuskinder in Kirchheim zu sehen
Im Prälatensaal des Klosters werden die Figuren gezeigt. Welche Geschichte hinter ihnen steckt
Kirchheim Im weihnachtlich geschmückten Prälatensaal des Klosters Kirchheim ist eine Weihnachtsausstellung zu sehen. Sie trägt den Titel „Das große Wunder hat klein begonnen“. Eröffnet wurde sie vom Vorsitzenden des Freundeskreises Kloster Kirchheim, Edwin Michler. Pfarrer Hubert Klimek machte mit besinnlichen Worten zum einen die vorweihnachtliche Erwartung und zum andern auch die Beziehung der Klosterfrauen zum Jesuskind in alter Zeit deutlich. Er dankte der Familie Michler und weiteren Helfern für die Mühen um die großartige Präsentation dieser Jesuskind-Verehrung.
Chorleiterin Barbara Weiss setzte mit mehreren eigenen Kompositionen musikalische Akzente, die in der gesungenen Anfrage: „Bist Du bereit, für diese Zeit?“mündeten. Edwin Michler dankte Pfarrer Klimek und Barbara Weiss für ihren Vortrag zur Einstimmung und ging dann in seinen Erläuterungen auf die Schwerpunkte in der Ausstellung mit mehr als 100 Jesuskind Darstellungen ein.
Der weihnachtliche Bezug wurde im Vorraum der ehemaligen Äbtissinnenwohnung zunächst mit dem reich geschmückten Weihnachtsbaum, einem prächtigen Knäblein in der Wiege und einer bemerkenswerten Krippe mit den Figuren der Künstlerin Anna Fehrle aus Schwäbisch Gmünd und der Landschaftsgestaltung von Carl Wagenblast aus Unterschneidheim gesetzt. Hier galt der Dank der Leihgeberin Elisabeth Thumm aus Unterschneidheim.
Die Verehrung von Christkindfiguren, also des kleinen Jesusknaben ohne Maria, Josef und anderen Personen, reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Vor allem in den Frauenklöstern der kontemplativen (betrachtenden) Orden wie Zisterzienserinnen spielte die mystisch geprägte Anbetung des göttlichen Kindes eine wichtige Rolle.
Seit 1639 wird das Prager Jesulein, erkennbar an der Krone, dem Reichsapfel in der linken Hand und der segnenden rechten Hand, verehrt und angebetet. Es erlangte eine sehr große Verbreitung, selbst Kopien des Prager Jesuleins wurden das Ziel von Wallfahrten. So in Oberschönenfeld seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, als mehrere Klosterfrauen ein Prager Jesulein zur Verehrung erhalten hatten.
Auch bei den Zisterzienserinnen im ehemaligen Kloster Mariä Himmelfahrt zu Kirchheim am Ries hat es eine besondere Verehrung des Gnadenkindes Jesu gegeben. Erhalten haben sich bei der katholischen Pfarrgemeinde aus dem 18. Jahrhundert noch barocke Statuen des Prager Jesuleins (steht in der Kirche) und des Maria Medinger Jesuskindes und eine Votiv-Tafel (beides in der Ausstellung). Nach dem Tod der letzten Äbtissin Violantia II Hierl (1784–1829) aus Wemding wurde unter anderem eine beachtliche Zahl an Jesuskinddarstellungen versteigert. Davon gibt ein Versteigerungsprotokoll aus dem Gemeindearchiv noch Zeugnis. Aus dem 19. Jahrhundert stammt eine weihnachtliche Darstellung des Jesuskindes. „Et verbum cora factum est“(in der Stephanskapelle) sowie die weihnachtliche Krippenlandschaft in der Münsterkapelle. Die aktuelle Ausstellung ist neben drei Jesulein von Pfarrer Klimek weitgehend mit den Jesuskinddarstellungen aus einer Privatsammlung bestückt. Vom Fatschenkind bis zum Jesuskind im Paradiesgarten, vom stehenden Jesusknaben bis zur vorahnenden Passion sind vielfältige Darstellungsformen in der Ausstellung präsent.
Die Ausstellung ist geöffnet jeweils von 13 bis 17 Uhr an den Tagen 26. bis 31. Dezember und vom 2. bis 7. Januar 2018. Der Eintritt ist frei, Spenden zum Erhalt der Kirchheimer Klosterschätze werden erbeten.