Was die Ortsnamen über den Untergrund verraten
Oft entschied die Form eines Hügels, wie eine Gemeinde genannt wurde. Andere Siedlungen wurden außerdem nach Weiden und Wiesen benannt
Landkreis Seit Jahrtausenden sind in unserem Ries Siedlungsspuren nachweisbar: Von der Alt- und Jungsteinzeit über die Kelten- und Römerzeit bis hin zu den Siedlungen der Völkerwanderung, als die germanischen Stämme meist entlang der Flussläufe und schon vorhandenen Straßen neue Siedlungen gründeten mit den uns noch heute bekannten Ortsnamen auf -ingen, -ing, -hausen und -heim. Doch auch weniger privilegierte Plätze im Ries mit einer weniger guten Bodenbeschaffenheit wurden besiedelt, was sich noch heute an den Ortsnamen ablesen lässt.
Haid bei Megesheim ist so ein Ort. Das althochdeutsche „haida“(eben, unbebaut, wild bewachsen) stand hier Pate. An die fünfzig einfache „Haid“kann man allein in Bayern zählen. Auch die Heidmühle im württembergischen Ries gehört in diese Gruppe. Allerdings scheinen die mit dem Bestimmungswort „Heid/en-“verknüpften Ortschaften doch den nahe liegenderen Sinn von Heide im Gegensatz zu Christ zu haben. Heidenheim am Hahnenkamm als Urstätte der Heidenmission unserer Gegend ist da zu nennen oder Heidmersbrunn bei Fünfstetten.
Doch zurück zu den Orten, die mit der Landschaft zu tun haben. Holzkirchen wurde am Wald gegründet, so, wie die zahlreichen Orte, die schon im Wald-Artikel Erwähnung fanden. Aber dass (feuchte) Wiesen besiedelt wurden, ist schon bemerkenswert: Die Oberund Unterschlagweidmühle sind da zu nennen, nach Christian Mayer auch die Wennenmühle und der Wennenberg bei Alerheim, da das ahd. „winne“Weide, Wiese bedeutete. Ein weiteres Wort für eine Wiese am Hang, also eine Naturwiese, ist „wang“, wie in „Breitwang“bei Bopfingen, in Utzwingen („Uz“Koseform von Ulrich) oder Wengenhausen (bei den Häusern am Abhang). Gerade im schwäbischen Allgäu verdichten sich die Wang-Orte, weil es dort natürlich mehr Abhänge und Berge gibt als im Ries.
Trotzdem geben selbst die Form der Berge manchen Ortschaften und Flurstücken ihren Namen: Der Spitzberg bei Alerheim, die 615 Meter hohe „Raue Wanne“(als umgestülptes Gefäß) oder der „Stoffelsberg“bei Nördlingen (abgeleitet von stouf = steil) sind da zu nennen.
Trendel zwischen Oettingen und Wemding gehört ebenfalls zu den Orten, deren Namen mit einer Bergform zu tun haben. Nach dem historischen Ortsnamenbuch von Bayern von Dr. Robert Schuh (1979) bedeutet der Name „Siedlung zu den kugelförmigen Erhebungen“. Es gibt ein mhd. Wort „trendel“mit dem Sinn „Kugel, Kreisel, Rundung“namentlich im Gelände. Tatsächlich gleicht der vorgelagerte Berg, auf dem einst die Burg der Edlen von Trendel stand, einer Kuppe. Dieser Flurname Trendel für diese Anhöhe könnte auf das Dorf übergegangen sein. Der berühmte Dichter des Mittelalters Wolfram von Eschenbach dichtete beispielsweise in seinem „Parzival“: „an der bürge lagen lobes werc nach trendeln maze was ir berc.“Mit dem „trendeln maze“wollte der Dichter nach den Ausführungen des Heimatforschers Martin Winter sagen, dass die Burg auf einem kegelförmigen Berg lag und dass man sie auf einem serpentinartigen Weg erreichen konnte. „Maze“bedeutet hier nicht Maßhalten als ritterliche Tugend, sondern „Art und Weise“.
Das Härtsfeld in der Schwäbischen Alb gilt als karg und steinig und leitet seinen Namen ab vom ahd. Wort „herti“(=hart). Die württembergische Ortschaft Härtsfeldhausen hieß im Jahr 1274 noch „Hertfelt“und meinte damit ein raues, hartes, steiniges Gelände. Das angehängte -hausen deutet laut Ortschronik auf eine alemannische Gründung hin.