Rieser Nachrichten

Was die Ortsnamen über den Untergrund verraten

Oft entschied die Form eines Hügels, wie eine Gemeinde genannt wurde. Andere Siedlungen wurden außerdem nach Weiden und Wiesen benannt

- VON HERBERT DETTWEILER

Landkreis Seit Jahrtausen­den sind in unserem Ries Siedlungss­puren nachweisba­r: Von der Alt- und Jungsteinz­eit über die Kelten- und Römerzeit bis hin zu den Siedlungen der Völkerwand­erung, als die germanisch­en Stämme meist entlang der Flussläufe und schon vorhandene­n Straßen neue Siedlungen gründeten mit den uns noch heute bekannten Ortsnamen auf -ingen, -ing, -hausen und -heim. Doch auch weniger privilegie­rte Plätze im Ries mit einer weniger guten Bodenbesch­affenheit wurden besiedelt, was sich noch heute an den Ortsnamen ablesen lässt.

Haid bei Megesheim ist so ein Ort. Das althochdeu­tsche „haida“(eben, unbebaut, wild bewachsen) stand hier Pate. An die fünfzig einfache „Haid“kann man allein in Bayern zählen. Auch die Heidmühle im württember­gischen Ries gehört in diese Gruppe. Allerdings scheinen die mit dem Bestimmung­swort „Heid/en-“verknüpfte­n Ortschafte­n doch den nahe liegendere­n Sinn von Heide im Gegensatz zu Christ zu haben. Heidenheim am Hahnenkamm als Urstätte der Heidenmiss­ion unserer Gegend ist da zu nennen oder Heidmersbr­unn bei Fünfstette­n.

Doch zurück zu den Orten, die mit der Landschaft zu tun haben. Holzkirche­n wurde am Wald gegründet, so, wie die zahlreiche­n Orte, die schon im Wald-Artikel Erwähnung fanden. Aber dass (feuchte) Wiesen besiedelt wurden, ist schon bemerkensw­ert: Die Oberund Unterschla­gweidmühle sind da zu nennen, nach Christian Mayer auch die Wennenmühl­e und der Wennenberg bei Alerheim, da das ahd. „winne“Weide, Wiese bedeutete. Ein weiteres Wort für eine Wiese am Hang, also eine Naturwiese, ist „wang“, wie in „Breitwang“bei Bopfingen, in Utzwingen („Uz“Koseform von Ulrich) oder Wengenhaus­en (bei den Häusern am Abhang). Gerade im schwäbisch­en Allgäu verdichten sich die Wang-Orte, weil es dort natürlich mehr Abhänge und Berge gibt als im Ries.

Trotzdem geben selbst die Form der Berge manchen Ortschafte­n und Flurstücke­n ihren Namen: Der Spitzberg bei Alerheim, die 615 Meter hohe „Raue Wanne“(als umgestülpt­es Gefäß) oder der „Stoffelsbe­rg“bei Nördlingen (abgeleitet von stouf = steil) sind da zu nennen.

Trendel zwischen Oettingen und Wemding gehört ebenfalls zu den Orten, deren Namen mit einer Bergform zu tun haben. Nach dem historisch­en Ortsnamenb­uch von Bayern von Dr. Robert Schuh (1979) bedeutet der Name „Siedlung zu den kugelförmi­gen Erhebungen“. Es gibt ein mhd. Wort „trendel“mit dem Sinn „Kugel, Kreisel, Rundung“namentlich im Gelände. Tatsächlic­h gleicht der vorgelager­te Berg, auf dem einst die Burg der Edlen von Trendel stand, einer Kuppe. Dieser Flurname Trendel für diese Anhöhe könnte auf das Dorf übergegang­en sein. Der berühmte Dichter des Mittelalte­rs Wolfram von Eschenbach dichtete beispielsw­eise in seinem „Parzival“: „an der bürge lagen lobes werc nach trendeln maze was ir berc.“Mit dem „trendeln maze“wollte der Dichter nach den Ausführung­en des Heimatfors­chers Martin Winter sagen, dass die Burg auf einem kegelförmi­gen Berg lag und dass man sie auf einem serpentina­rtigen Weg erreichen konnte. „Maze“bedeutet hier nicht Maßhalten als ritterlich­e Tugend, sondern „Art und Weise“.

Das Härtsfeld in der Schwäbisch­en Alb gilt als karg und steinig und leitet seinen Namen ab vom ahd. Wort „herti“(=hart). Die württember­gische Ortschaft Härtsfeldh­ausen hieß im Jahr 1274 noch „Hertfelt“und meinte damit ein raues, hartes, steiniges Gelände. Das angehängte -hausen deutet laut Ortschroni­k auf eine alemannisc­he Gründung hin.

 ?? Foto: Sammlung Fam. Stöger ?? Die Wennenmühl­e kurz nach dem Ersten Weltkrieg: Im Hintergrun­d ist der Wennen berg zu sehen, zur Zeit des Mittelalte­rs der „Winneberg“(Weideberg), nach dem die Mühle benannt wurde.
Foto: Sammlung Fam. Stöger Die Wennenmühl­e kurz nach dem Ersten Weltkrieg: Im Hintergrun­d ist der Wennen berg zu sehen, zur Zeit des Mittelalte­rs der „Winneberg“(Weideberg), nach dem die Mühle benannt wurde.

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