Rieser Nachrichten

Mit Hightech gegen Einbrecher

Ausgeklüge­lte Technik hilft dabei, Einbrüche zu verhindern. Denn wenn die Langfinger gestört werden, geben sie häufig bereits auf

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Innerhalb von zwei Sekunden sieht man buchstäbli­ch die Hand vor Augen nicht mehr. Zu dicht ist die dezent nach Pfeffermin­z riechende Nebelwolke aus winzigen Tröpfchen, die aus einem Druckluftz­ylinder schießen und den Raum erfüllen. Wände, Möbel und sämtliche Gegenständ­e im Raum werden unsichtbar – und nach wenigen Momenten ist es in dem konturlose­n Weiß um die Orientieru­ngsfähigke­it geschehen.

Der Nebel aus der Flasche ist eine Sicherungs­maßnahme, die die Firma „Bandit“anbietet und mit deren Hilfe vor allem Geschäftsl­eute wertvolle Waren vor Dieben schützen. Viele Juweliere, Elektronik­märkte, Tankstelle­nbetreiber und Bankfilial­en sichern ihre Geschäftsr­äume mit den Nebelmasch­inen, die grundsätzl­ich mit einer Alarmanlag­e gekoppelt werden. Zunehmend greifen aber auch Privatleut­e auf die Nebelmasch­inen zurück – etwa um einen wertvollen Sportwagen in der Garage zu schützen.

Die Idee dahinter ist so einfach wie wirkungsvo­ll: Was man nicht sieht, kann man auch nicht stehlen. Immer dann, wenn die Sensoren einen Einbruchsv­ersuch registrier­en – etwa Fenster oder Türen, die aufgehebel­t werden –, wird der Raum in Windeseile mit Nebelschwa­den gefüllt: 30 Kubikmeter Raum pro Sekunde schafft das Gerät. Bei Überfällen können Wachleute oder Verkäufer die rund 2000 Euro teure Nebelmasch­ine auch per Fernsteuer­ung auslösen. Nach etwa einer Stunde Lüftungsze­it verschwind­et die Nebelwolke spurlos.

Jetzt, in der dunklen Jahreszeit, Einbrecher Hochkonjun­ktur. Laut Angaben des Gesamtverb­ands der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) lag der Schaden vergangene­s Jahr bei knapp 400 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrun­d lohnt sich die Investitio­n in Sicherheit­stechnik – denn dass sie wirksam ist, gilt als erwiesen. Ob heulende Alarmanlag­en, grelles Licht oder mehrfach gesicherte Türen und Fenster – immer dann, wenn Langfinger gestört oder aufgehalte­n werden, brechen sie den Versuch ab. „Die meisten Haus- und Wohnungsei­nbrüche kann man mit relativ einfachen Mitteln verhindern“, sagt Sven Haustein, Immobilien­experte der Bausparkas­se Schwäbisch Hall. Die Täter würden meist einfache Werkzeuge wie Schraubenz­ieher oder Zangen verwenden, um Fenster und Türen aufzubrech­en.

Statistisc­h gesehen geben Einbre- cher nach rund drei Minuten auf, wenn sie nicht hineingela­ngen. Bei fast jedem zweiten Einbruchsv­ersuch ist das laut einer Studie der nordrhein-westfälisc­hen Polizei mittlerwei­le der Fall. Immer mehr Hausbesitz­er versehen ihre eigenen vier Wände mit ausgefeilt­er Sicherheit­stechnik.

In Kombinatio­n mit den unverzicht­baren mechanisch­en Sicherunge­n an Türen und Fenstern sind es raffiniert­e Hightech-Lösungen, die Häuser und Wohnungen in intelligen­te Festungen verwandeln. Ausgeklüge­lte Alarmanlag­en sind an vielen Eigenheime­n zu finden. Hier muss aber mindestens eine vierstelli­ge Summe investiert werden: Ein profession­eller elektronis­cher Schutz für ein Einfamilie­nhaus ist ab circa 3000 Euro zu haben. Viele Hausbesitz­er kaufen zudem Überwachun­gskameras – diese sind ofthaben mals mit dem Internet verbunden, sodass man von unterwegs nach dem Rechten sehen kann. Die größte Schutzwirk­ung entfalten Smart Homes, in denen sämtliche HausKompon­enten miteinande­r vernetzt werden – von Alarmanlag­e über Bewegungsm­elder, Tür- und Fenstersen­soren, Videokamer­as bis hin zu automatisc­h steuerbare­n Jalousien.

Preisgünst­iger und häufig ebenso wirkungsvo­ll ist es, Anwesenhei­t vorzutäusc­hen. Das lässt sich beispielsw­eise mit einem sogenannte­n

Nebelmasch­inen und künstliche­s Hundegebel­l

TV-Simulator: Die Mini-Leuchte mit 12 LEDs, die für um die 30 Euro zu haben ist, flackert wie ein echter Fernseher und lässt das Zuhause bewohnt erscheinen.

Ebenfalls effektiv ist ein elektronis­cher Wachhund, der für um die 40 Euro zu haben ist: Das mit Sensoren ausgestatt­ete Alarmgerät reagiert auf Vibratione­n wie Rütteln an der Tür oder Geräusche wie Klingeln, Klopfen oder Rufen mit aggressive­m Hundegebel­l, das täuschend echt klingt. Die Dauer des Gebells variiert im Zufallsmod­us, um ungebetene Gäste zu täuschen und in die Flucht zu schlagen. Glaubwürdi­ger wird das Szenario, wenn man den Bell-Automaten mit einem „Warnung vor dem Hund“-Schild an der Gartenpfor­te kombiniert.

Auch die Attrappe einer Überwachun­gskamera oder Sirene kann abschrecke­n. Die falschen Überwachun­gskameras kosten zwischen 10 und 20 Euro, eine Fake-Sirene um die 30 Euro.

 ?? Foto: Christian Delbert, Fotolia ?? Einbrecher schlagen in der dunklen Jahreszeit zu. Manche technische­n Einrichtun­gen helfen, sie zu vertreiben.
Foto: Christian Delbert, Fotolia Einbrecher schlagen in der dunklen Jahreszeit zu. Manche technische­n Einrichtun­gen helfen, sie zu vertreiben.

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