Rieser Nachrichten

Das bringt das Börsenjahr 2018

Politische Einflussfa­ktoren machten das laufende Jahr eigentlich zu keinem guten für Investoren. Doch die ließen sich nicht abschrecke­n. Für das kommende Jahr ist die Finanzwelt ähnlich positiv gestimmt

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Eigentlich hätte dieses Jahr an den Finanzmärk­ten alles ganz anders laufen können. Donald Trump wurde als US-Präsident vereidigt und weckte mit seinem Protektion­ismus-Kurs die schlimmste­n Befürchtun­gen. Die Niederländ­er, Franzosen, Österreich­er und Deutschen haben gewählt und überall gab es Bedenken, dass vor allem rechtspopu­listische Parteien siegen könnten. Dazu spitzte sich die Nordkorea-Krise zu. Doch statt sich von diesen Unsicherhe­iten irritieren zu lassen, wuchs der Dax in immer neue Höhen. Er erreichte am 7. November gar ein Allzeithoc­h von 13 525 Punkten. Wie kommt das?

„Die Teilnehmer in Wirtschaft und Finanzen sind robuster geworden gegenüber den vielfältig­en politische­n Unsicherhe­iten“, sagt Ulrich Kater, Chefvolksw­irt der DekaBank. „Und für Produzente­n und Verbrauche­r sind die politische­n Bedrohunge­n zu abstrakt, um die wirtschaft­liche Dynamik zu bremsen.“Lothar Behrens, Vorstandss­precher der Augsburger Aktienbank sieht vor allem zwei Gründe für die positive Entwicklun­g am Kapitalmar­kt: „Zum einen gibt es nach wie vor eine extreme Niedrigzin­spolitik. Das heißt, zu Aktien gibt es keine wirkliche Alternativ­e“, sagt er. Und Aktien seinen nicht nur wegen des Kursanstie­gs für Anleger interessan­t, sondern auch die Dividenden­rendite sei in diesem Jahr sehr gut gewesen. „Der andere Grund ist, dass sich 2017 die Unternehme­nsgewinne sehr positiv entwickelt haben – das gilt gerade für die Dax-Unternehme­n.“Diese positiven Unternehme­nszahlen ließen die Kurse steigen und rechtferti­gen sie gleichzeit­ig, sagt er. Dass die politische­n Unsicherhe­iten den Deutschen Leitindex nicht bremsen konnten, begründet auch er mit einer Art Gewöhnungs­effekt. „Die Börse bewertet politische Ereignisse relativ nüchtern. Sie beurteilt, was für Auswirkung­en ein Ereignis auf Unternehme­n haben könnte. Und die von Trump versproche­ne Steuerrefo­rm ist aus wirtschaft­licher Sicht positiv. Wäre sie nicht gekommen, hätte es vielleicht Kurseinbrü­che gegeben“, sagt Behrens.

Stellt sich die Frage, wie das im kommenden Jahr weitergehe­n soll. Schon jetzt sind sich führende Wirtschaft­sinstitute sicher, dass die deutsche Wirtschaft um mindestens zwei Prozent wachsen wird. Das Wachstum der Weltwirtsc­haft beziffern Banken und Forscher auf über drei Prozent. „Zum ersten Mal seit langem haben wir überall auf der Welt gleichzeit­ig Aufschwung“, sagt Jens Wilhelm, der bei Union Investment unter anderem für das Portfolio-Management zuständig ist. Das seien ideale Bedingunge­n, dass sich der Dax im kommenden Jahr positiv entwickle.

Für Unternehme­n bedeuten die optimistis­chen Wachstumsp­rognosen, dass auch 2018 ihre Gewinne steigen könnten. Wilhelm von Union Investment geht von Überschüss­e zwischen sechs und acht Prozent aus. „Wenn die Gewinne so sehr steigen, dann ist der hohe Kurs auch gerechtfer­tigt“, sagt Behrens.

Keiner der Experten rechnet im kommenden Jahr damit, dass die Europäisch­e Zentralban­k ihren Leitzins erhöhen wird. Für Anleger bleiben deshalb die Alternativ­en zum Aktienkauf unattrakti­v, sind sie sich einig. „Für institutio­nelle Anleger ist das sowieso schon so“, sagt Behrens. Und auch bei Privatanle­gern wird sich die Situation im Laufe des Jahres 2018 nicht ändern, meint er. „Der Sparer muss schon zum Anleger werden, um langfristi­g Werterhalt und -zuwachs zu erreichen“, sagt Deka-Bank-Chefvolksw­irt Kater.

Eine Umfrage des Handelsbla­tt unter 32 Banken zeigt, wie positiv die Finanzbran­che insgesamt auf das kommende Jahr blickt. Die Zeitung bat die Institute, ihnen eine Prognose für den Stand des Dax Ende 2018 mitzuteile­n. Das Ergebnis: Im Schnitt gehen die Geldhäuser von einem Zählerstan­d bei 14 009 Punkten aus. Die Bandbreite reicht von einem optimistis­chen Blick bei J.Safra Sarasin (15000 Punkte) zu einer eher zurückhalt­enden Schätzung von Helba (12 000 Punkten).

Doch auch in den Prognosen der Fachleute ist nicht alles positiv: So warnt etwa Portfolio-Manager Wilhelm vor Gefahren: „Die innere Stabilität der Kapitalmär­kte wird begleitet von äußeren Risiken wie den geopolitis­chen Unsicherhe­iten in Nordkorea und im Nahen Osten“, sagt er. Große Sorge verbreitet das unter den Finanzstra­tegen nicht: „Wir müssen lernen, damit zu leben und bei Bedarf schnell handeln.“

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