Rieser Nachrichten

Tierschütz­er wollen Rinder retten

Animals United kritisiert die Stadt Oettingen und das Landratsam­t wegen der Lage auf dem „Messi-Hof“

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Oettingen Rinder stehen in einem verdreckte­n Stall mit Müll in jeder Ecke. Eine Kuh ist angekettet. Eine andere dreht sich minutenlan­g im Kreis. Die Aufnahmen, die im Internet zu sehen sind, sollen laut Animals United einen Hof im Großraum Oettingen zeigen (wir berichtete­n). Fakt ist, dass das Gelände von außen betrachtet einen vernachläs­sigten Eindruck erweckt. Müllsäcke stapeln sich. Benzinkani­ster liegen herum. Schwer vorstellba­r, dass hier Rinder gehalten werden.

Gabriele Hoidn, Pressespre­cherin des Landratsam­tes, sagt im Gespräch mit den RN: „Der Hof steht schon länger unter Beobachtun­g und wird regelmäßig kontrollie­rt.“ Vor Weihnachte­n habe das Veterinära­mt Auflagen erteilt: Die Rinder müssen dreimal täglich getränkt werden. Außerdem dürfen die Tiere nur noch frisches Futter erhalten. Mehr könne das Amt nicht unternehme­n. Auch nachdem die Tierschutz­organisati­on ein zweites Video veröffentl­icht hat, wurde der Betrieb kontrollie­rt. Wie Hoidn mitteilt, seien dem Amt aber „die Hände gebunden“.

Der Geschäftsf­ührer von Animals United, Viktor Gebhart, hat sich am Donnerstag selbst ein Bild von dem Hof gemacht. Auch ein Kamerateam war vor Ort. „Die Lage auf dem Hof hat sich verschlimm­ert“, sagt Gebhart. Die Tierschutz­organisati­on habe mehrfach versucht, Kontakt mit dem Besitzer aufzueinzu­legen. nehmen. „Wir können ihm helfen, die Tiere an andere Höfe abzugeben oder seine Ställe aufzuräume­n“, sagt Gebhart. Mit zehn Leuten sei das in vier Stunden zu schaffen. Doch der Besitzer will Gebhart zufolge keine Hilfe. „Wir wollen niemanden bloßstelle­n, uns geht es nur um das Tierwohl“, sagt der Tierrechtl­er, der seine Kritik gegen den Landkreis verschärft: „Das Veterinära­mt hat Angst, zuzugeben, dass es früher hätte eingreifen müssen.“Animals United erwägt deswegen, eine Fachaufsic­htsbeschwe­rde gegen das Amt So weit müsse es aber nicht kommen, sagt Gebhart. Auch die Auflagen des Veterinära­mtes hält er für „sehr fragwürdig“. „Der Besitzer war davor schon überforder­t, jetzt bürdet man ihm noch mehr Arbeit auf“, sagt er weiter. Die Organisati­on möchte den Druck auf Stadt und Landratsam­t erhöhen, damit sich schnell etwas ändere. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die nächsten Tiere sterben“, sagt Gebhart. Immerhin seien laut seiner Informante­n, die auch die Filmaufnah­men gemacht hätten, schon öfters Katzen verendet, die auf dem Hof gelebt hätten.

Eines der Videos hat auch der Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV), Karlheinz Götz, gesehen: „Ich kenne den Besitzer des Hofes nicht persönlich, wäre er aber Mitglied im Verband, wäre ich schon längst selbst hingefahre­n.“Der BBV setze sich für den Tierschutz ein. In seinen Augen sei das kein landwirtsc­haftlicher Betrieb mehr, sondern ein Hobby. „Am besten wäre es, wenn er die Tiere abgeben würde“, sagt Götz.

Wie schwierig es ist mit dem Besitzer in Kontakt zu treten, weiß auch die Oettinger Bürgermeis­terin Petra Wagner: „Es ist sehr schwer, ihn zu erreichen.“Sie habe gehofft, ihn an der Weihnachts­messe anzutreffe­n. Sie weist die Vorwürfe, die Stadt würde zu wenig machen, von Viktor Gebhart, von sich. „Wir stehen in engem Kontakt mit dem Landratsam­t, mehr können wir aber nicht machen“, sagt Wagner.

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Viktor Gebhart

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