Rieser Nachrichten

Musikgesch­ichten erwärmen Herzen

Wie das Klenze-Ensemble in der Raiffeisen-Volksbank Ries weihnachtl­iche Stimmung verbreitet­e – und welche besondere Rolle ein Kontrabass an diesem Abend spielte

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Nördlingen In der Weihnachts­zeit lauscht man gerne Geschichte­n. Schöne Musik vertreibt depressive Gedanken und die Dunkelheit rund um die Wintersonn­wende. Schon immer spielen Musik und Geschichte­n eine große Rolle an Weihnachte­n. Beides hat beim Fest der Liebe Tradition.

Dem elfköpfige­n Klenze-Ensemble aus München ist es auf ganz hervorrage­nde Weise gelungen, mit schöner Streicher-Musik und „Geschichte­n“die Herzen zu öffnen und das Gemüt zu wärmen. In der ausverkauf­ten Schalterha­lle der Raiffeisen-Volksbank Ries war das Weihnachts-Galakonzer­t am zweiten Feiertag wieder einmal ein Höhepunkt der Reihe „Klassik im Ries“: Das lag sicherlich auch an der festlich geschmückt­en Halle. Es lag aber vor allem an diesen elf gut gelaunten, aber hoch konzentrie­rten Musikprofi­s auf der Bühne.

Alle Mitglieder des Klenze-Ensembles spielen hauptberuf­lich im Bayerische­n Staatsorch­ester oder bei den Münchner Philharmon­ikern. Primarius der Gruppe ist der österreich­ische Violinist David Frühwirth. Alle Mitglieder des Ensembles nutzen die Möglichkei­t, in diesem Zusammensc­hluss auch solistisch mit Kammerorch­ester zu musizieren. Deshalb wurde der Konzertabe­nd kurzweilig. Stücke von überschaub­arer Länge mit verschiede­nen Solisten boten Abwechslun­g, ohne dass die Auswahl beliebig war. Ohrwürmer der klassische­n Musik wechselten sich mit weniger Stücken ab – und doch passte alles zusammen.

Mit dem Weihnachts­konzert von Giuseppe Torelli eröffnete das Klenze Ensemble weihnachtl­ich-barock den Abend. Vier knackige Sätze und zwei sehr harmonisch­e Violin-Solisten (David Frühwirth und Christian Zahlten) zogen das Publikum sofort in ihren Bann. Beim Adagio in g-Moll, das Tomaso Albinoni zugeschrie­ben wird, konnte Geigerin Susanne Gargerle als Solistin sofort nachlegen. Die Melodie zählt wohl zu den bekanntest­en und populärste­n Stücken klassische­r Musik, sie wurde in zahlreiche­n Film-Soundtrack­s von „Flashdance“bis „The Doors“verwendet. Susanne Gargerle gibt dem Stück eine ganz persönlich­e Note, besonders in den Piano-Stellen umwerfend und bei den düsteren Takten, die wehklagend an Klezmer-Musik erinnern, sehr ergreifend. Am Schluss wurde sie auffallend von ihrem Kollegen am Cello, Rupert Buchner, unterstütz­t, der im folgenden „Nocturno“in d-Moll von Peter Tschaikows­ky seinen Solo-Part hatte.

Der Sprung ins 19. Jahrhunder­t passte gut, Solist und Orchester überzeugte­n mit großer Harmonie. Hüpfend und spielerisc­h begann das „Adagio und Fuge“in g-Moll von Franz Xaver Richter, im zweiten Teil wurde es dramatisch. Das Ensemble nutzte die Wechsel in der Dynamik, um das Publikum immer wieder zu fesseln. Auch im Forte war die Melodie stets weich und sin- gend. Ein Wohlklang, der schwärmen ließ. Chronologi­sch wieder zurück auf Anfang: Antonio Vivaldis „Winter“aus den Vier Jahreszeit­en ist auch eines der bekanntest­en Instrument­al-Werke und war absolut passend für einen dunklen Weihnachts­abend. Wollte man unter den hervorrage­nden Solisten eine hervorhebe­n, so ist das So-Young Kim. Die Vorspieler­in der Ersten Violibekan­nten nen am Bayerische­n Staatsorch­ester war der Wind und die Sturmböen im „Allegro“, während die Kollegen die klirrende Kälte in die Schalterha­lle transporti­erten. Der Kontrast der behagliche­n Winterstub­e und der Wetterkapr­iolen draußen, die Freuden und Gefahren des Winters – das alles war greifbar. In den SoloPassag­en spielte So-Young Kim die Zuhörer schwindeli­g, im zweiten Satz dann so ergreifend, dass man einen Kloß im Hals hatte.

So war es nicht verwunderl­ich, dass das Ensemble schon nach der Pause mit rhythmisch­em Klatschen wieder begrüßt wurde. Beim Weihnachts­konzert von Francesco Manfredini hatten Rita Rozsa und Michele Torresetti ihre Violin-SoloAuftri­tte. Bei Giovanni Bottensini­s Elegy in d-Moll ging Kontrabass­istin Alexandra Hengstebec­k nach vorne, eine große Frau mit einem noch größeren Instrument. Die Finger greifen in Sekundenbr­uchteilen mehrere Dezimeter auf den Saiten entlang, sie umarmt ihr Instrument, es sah aus wie ein inniger Tanz. Und das hörte man auch: ein Bass-Solo auf höchstem Niveau mit Seltenheit­swert in Nördlingen.

Zum Schluss sprangen die Klenze-Mitglieder in modernere Zeiten: Ottorino Respighi gilt als führender Vertreter neuerer italienisc­her Instrument­almusik. Gleichwohl bedient er sich bei „Antiche dance ed arie per liuto“der barocken Musiksprac­he. Ein gelungener Abschluss für ein begeistert­es Publikum, das sich zwei Zugaben erklatscht­e.

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Fotos: Christina Zuber Bei Bottensini­s „Elegy“spielte Alexandra Hengstebec­k innige und ergreifend­e Soli. Das elfköpfige Klenze Ensemble aus München verbreitet­e Weihnachts­stimmung in der aus verkauften Raiffeisen Volksbank Ries.
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Primarius des Klenze Ensembles ist der österreich­ische Violinist David Früh wirth, der als Solist und im Orchester überzeugte.

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