Kracha hom’s es allaweil glosst
Der Tandler denkt wehmütig über Silvesterfeiern von früher nach und erzählt von seiner Zufallsbegegnung mit dem Kreisheimatpfleger
Mei, war des heier widder a Gschieß mit deam Silveschdr-Plana! I find des ja scho a weng traurig, dass ma ieberhaupt plana muaß, rumtelefoniera, an Tisch bschdella, zwangsleifig teire Menüs neischlichda, obwohl oim von de Feiertäg her no dr Ranza schpannt wia a Fesselballon. In junge Johr hab i oft bloss oin Freind agruafa, und wann der nix bessers vorg’habt hot, simmer an Silveschdr oifach auf Verdacht in oine von oosre oischlägige Wirtschafta neig’hockt und hom – nix gmacht. Bloss gwartet. Ruckzuck warad feef Gleichgsinnte beinander, ma hot si gfrääd, dass schpontan ebbas zammaganga isch und do drauf scho amole agschdoaßa. Abbl meahner sin komma, manche sin von langweilige Fondue-Fressereia gflüchded. Dann isch ma umanander zoga, und wann ma dann um Zwölfe in dr Nearlinger Innaschdadt des Fuierwerk gschobt hot, warad a paar Hundert beinander und grad gnua Sektflascha sin umanander kreist – des got heitz’tag scho deswega nemme, weil ma aus Sicherheitsgründ des Fuierwerk aus dr Schdadt naus verbannt hot. Zum groaßa Doil fliaged dia Funke und Böller jetzt um dia Tankschdella vor dr Schdadt umanand – wirklich a earschdklassigs Sicherheitskonzept. Mir sin dann früaher jedafalls in grölende Horda durchd Schdadt zoga und dann hom si no luschdige Brotzeit-Parties odder ähnliches ergäba – grad schee war’s.
Und wia i dia Dag so geischdig auf dr Silveschdr-Zeitschiene zruck groist bin, kommt oo no mei Freind und Heimatpfleger Herbert Dettweiler in mein Lada. I froog’n glei, wia des eigentlich ganz früaher so auf di Dörfer war mim Silveschder-Feira. No hot er mi aufklärt: Früaher hot’s ghoißa, es bring Ooglick, wann ma Schulda mit in’s nuie Johr nimmt – also hot ma an Silveschder beglicha, was ma vor allem em Schmied, em Müller oddr em Wirt hot zahla müaßa. Letschderer hot dann sei Kerbholz rauszoga, wo für jeds ausschdehende Bier a Kerb eigritzt wora isch. Do sin dann so fuchzg Mannsbilder beim Wirt aufgloffa und älle hom’s zahlt. Do kennad dr ui vorschdella, dass der Wirt vor lauter Freid a Brotzeit und a Mooß Bier für jeda hod schpringa lossa. Natierlich isch ma verhockt, nachts um zwölfe sin dia Leit vom Posaunachor vor’d Dier naus und hom a weng g’schpielt. Di moischdo hom durch’s offne Feschdr zuaghorcht, drnoch hot ma si allseits „a guat’s Nuis“gwunscha. An Nuijohr hom dann Knecht und Mägd ihre Herrschafta oo a guat’s Nuis gwunscha, Arme und Lehrer sin mit dia selbe Winsch durch’s Dorf zoga und hon a weng Geld, Gebäck, greicherte Wieschd oddr Ähnliches kriagt.
Bei di Lehrer hot si des wohl a weng g’ändert, woiß d’r Dettweiler Herbert no aus oigner Erfahrung – noch seim earschda Johr als Lehrer in Lehming schdodt a Vader von oim von seine Schualkeedr vor dr Tüar und druckt’m feef Mark „Wunschgeld“in’d Hand; a paar Minuta schpädr d’r nächschde und so weidr. Oo Keedr hom früaher a guats Nuis gwunscha, zmoischd in Versform, wia zum Beischpiel: „Ich wünsch Euch so viel Glück und Segen, wie Tropfen sind in einem Regen“. In etliche Regiona hot si des Nujohr-Winscha an dr Dier als Brauch lang ghalta. Mir hot amole a Freind vor längerer Zeit vrzählt, wia er frisch noch Nürnberg zoga isch, schdodt amole a Müllma vor dr Dier und weeschd ‘m a guat’s Neis. „Mei, isch der abbr freindlich“, hot mei Freind denkt, da Wunsch erwidert und dia Dier zuagmacht. Es isch halt oifach besser, wann ma alte Sitta net vergisst.
D’r Tandler