Live dabei im Darts Tempel
Der Nördlinger Zahnarzt Dr. Michael Schwetz liebt genau wie sein Sohn Johannes das spannende Präzisionsspiel. Diese Woche fiebern sie im Londoner „Ally Pally“zum dritten Mal mit den Superstars der Szene mit
Nördlingen Wenn Dr. Michael Schwetz vom „Ally Pally“in London zu erzählen beginnt, dann bekommt der Nördlinger Zahnarzt glänzende Augen. Bereits zum dritten Mal in den vergangenen zwei Jahren ist er diese Woche zusammen mit Sohn Johannes nach England geflogen, um die Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC) im Tempel dieser Trendsportart vor Ort zu erleben. „Alexandra Palace“heißt der rund 3000 Zuschauer fassende WM-Austragungsort im Londoner Norden, aber der flapsige Spitzname „Ally Pally“ist weitaus geläufiger.
Die Darts-WM hat hohe TVEinschaltquoten beim Spartensender Sport1, aber live sei das noch einmal eine ganz andere Hausnummer, sagt Michael Schwetz. Nah dran zu sein an dieser unglaublich stimmungsvollen Mischung aus Präzisionssport und Party mit Protagonisten wie Phil „The Power“Taylor, Michael van Gerwen („Mighty Mike“) oder dem durch seine farbenfrohe Haarpracht bekannten Schotten Peter Wright („Snakebite“), das habe schon einen ganz besonderen Reiz. Das sieht nicht nur Schwetz so: Auf bis zu 20 Prozent schätzen die Veranstalter den Anteil der deutschen Besucher an dem jährlich stattfindenden Spektakel, Tendenz steigend. Während der WM 2016 hatte es erstmals Tage gegeben, an denen die Deutschen die stärkste Fan-Fraktion in der West Hall des „Ally Pally“stellten. Vor Engländern, Schotten und den von ihren zahlreichen Topspielern erfolgsverwöhnten Niederländern. Die PDC hatte eigens deutsche Sicherheitsleute engagiert. Wirklich erklären kann sie sich die Faszination der Deutschen für das Spiel allerdings nicht. „Der Markt ist der seltsamste, den ich je gesehen habe“, sagt Barry Hearn, Vermarkter und Vorsitzender der PDC.
Schwetz hatte vor zwei Jahren durch einen Kontakt zur PDC das Glück, zufällig das Hotel zu buchen, in dem auch die meisten Spieler und Verbandsfunktionäre logieren. „Die hat man dann nach den Sessions natürlich an der Hotelbar getroffen“, erklärt der Nördlinger. Dabei seien jede Menge Erinnerungsfotos entstanden und die knallgelben FanT-Shirts mit der Aufschrift „Stand up if you love the darts“(„Steh auf, wenn du Darts magst“) sind seitdem mit Autogrammen von Darts-Größen verschönert. Gewaschen werden dürfen sie natürlich nicht mehr. Turniergewinn hat 200 Euro Preisgeld eingebracht
Während Michael Schwetz sich selbst als reinen Hobbyspieler bezeichnet, ist Sohn Johannes (19) schon einen Schritt weiter. Er ist in den einzigen regelmäßig am Spiel- betrieb teilnehmenden Verein des Landkreises, die Firedarters Gosheim eingetreten und hat Anfang des Jahres 2017 einen bemerkenswerten Coup gelandet: den Sieg bei einem mit 128 Startern aus ganz Süddeutschland stark besetzten Turnier in Wassertrüdingen. Das Preisgeld: 200 Euro. Zum Vergleich: Bei der Weltmeisterschaft in London werden insgesamt 1,8 Millionen Euro an die 64 Teilnehmer ausgeschüttet, davon 400000 Euro an den Sieger und 170 000 Euro an den unterlegenen Finalisten.
Die Weltmeisterschaft endet nach dem spielfreien Silvestertag an Neujahr mit dem großen Finale. Vater und Sohn Schwetz haben Tickets von Donnerstagabend bis zum Samstagabend ergattert und werden mit den beiden heutigen Halbfinals noch einmal eine besonders stimmungsvolle Session im „Ally Pally“erleben. Am Sonntagmorgen geht’s dann wieder nach Hause, um den Jahreswechsel zu feiern.
Die Party geht also daheim weiter, wenn auch ohne „The Power“, „Mighty Mike“oder „Snakebite“...