„Architektonische Katastrophe“
Der Vorstand des Historischen Vereins für Nördlingen und Umgebung übt Kritik am Stadtratsbeschluss zum Anbau des Hallgebäudes. Das Fazit fällt vernichtend aus
Nördlingen „Der Stadtrat Nördlingens hat mit Mehrheit beschlossen, an das Hallgebäude einen Anbau zu platzieren. Dieser Anbau soll in Würfelform ausgeführt werden und mit dem Hallgebäude verbunden werden. Er soll ein Flachdach erhalten und mit Alufenstern ausgestattet werden, gegen die bestehenden Vorschriften. Bedenken des Denkmalschutzes scheint es nicht zu geben. Die Fassade mit senkrechten Latten soll auch über die Fensterflächen das Gebäude einhüllen.“Mit dieser nüchternen Sachstandsmeldung beginnt eine Stellungnahme des Historischen Vereins für Nördlingen und das Ries zum geplanten Anbau an die Grundschule Mitte. Beisitzer Werner Eisenschink hat sie im Namen der Vorstandschaft verfasst.
Der komplette Vorstand des Historischen Vereins habe über diese Planung beraten und sich intensiv mit diesem Projekt befasst, heißt es in dem Schreiben weiter, das dann zu einer deutlichen Bewertung kommt: „Die Vorstandschaft ist zu dem Ergebnis gekommen, dass dieses Anbauprojekt für die Stadt Nördlingen eine architektonische und historische Katastrophe wäre und deshalb abzulehnen ist.“Das Hallgebäude werde durch diesen Anbau massiv entwertet – es werde in einer Breite von vier Metern und in der Höhe von zwei Stockwerken aufgerissen und beschädigt in seiner baulichen Substanz. Im Hallgebäude selbst müsse für die Verbindung zum Anbau ein massiver Eingriff vorgenommen werden. Das könne nicht gebilligt werden.
„Flachdach, Alufenster, Würfelform bedeuten für die historische Situation an dieser Stelle eine nicht wieder gut zu machende Sünde - ein weiterer Eingriff in das historische Ensemble der Stadt mit ihrer berühmten Dachlandschaft. Schon frühere rücksichtslose Maßnahmen haben die historische Bausubstanz der Stadt entscheidend beeinträchtigt“, so der Historische Verein weiter. Wenn die ersten Bagger anrücken, werde sich eine gründliche archäologische Untersuchung der aufgegrabenen Fläche ergeben müssen; denn es sei zu erwarten, dass in dieser Fläche höchst interessante archäologische Untersuchungen notwendig sind und sich Erkenntnisse bis in die Vorgeschichte der Stadt zeigen werden. Das alles werde Zeit und Geld kosten – darüber scheine sich kaum jemand Gedanken zu machen.
Das Hallgebäude sei eines der wesentlichen Bauwerke der Stadt, eine architektonische und wirtschaftliche historische Zentrale, deswegen absolut unantastbar, prägend für die ganze Innenstadt, entwertet durch den Flachdach-Anbau, verletzt durch die aufgerissene Seite.
Noch bleibe Zeit für eine gewissenhafte Rückbesinnung auf eine andere Lösung, zum Beispiel für eine sorgfältige Planung eines Grundschulzentrums, in dem dann auch alle pädagogischen Wünsche erfüllt werden können, wie zum Beispiel ein vernünftiger Sportunterricht, der schon bisher und in Zukunft sonst nicht möglich sei. Der
Eine nicht wieder gut zu machende Sünde
Noch bleibe Zeit für eine Rückbesinnung
Brandschutz sei in der jetzigen Situation ohnehin nicht gewährleistet. Die Stadt könnte das Hallgebäude selbst für eigene Ziele und Vorhaben einplanen, Bedarf gebe es. Das abschließende Fazit: „Die Vorstandschaft des Historischen Vereins spricht sich entschieden gegen den geplanten Anbau aus. Sie sieht in diesem Vorhaben die Gefahr einer weiteren ,Sünde’ gegen die historische Substanz der Stadt.“