Sie krönte schon hunderte Könige
Pastoralreferentin Susanne Hetzl organisiert die Nördlinger Sternsinger
Nördlingen Es ist schon ein regelrechtes Kommando-Unternehmen, das Pastoralreferentin Susanne Hetzl seit nunmehr 21 Jahren zusammen mit Pater Czeslaw Miszyk für die katholische Pfarreiengemeinschaft Nördlingen organisiert: Ausstattung und Entsendung der Sternsinger in insgesamt zehn Dörfer und Stadtteile. Es beginnt mit dem Fundus von rund 40 Gewändern und Kronen sowie den dazugehörigen Sternen, Spendenkästchen, Weihrauchkesseln samt Kohlen und Kreide für den Segensspruch C-M-B, der für „Christus mansionem benedicat“steht – Christus segne dieses Haus. Im Zeitalter der Kunststofftüren werden auch Aufkleber mitgeführt, die schon beschriftet sind oder an Ort und Stelle mit der traditionellen Kreideinschrift versehen werden. Die Kostüme nähen in der Regel die Eltern von Ministranten, die denn auch in die Rollen der Heiligen Drei Könige und der Sternträger schlüpfen. In mehrerlei Hinsicht geht man mit der Zeit: „Mittlerweile haben Stoffkronen die aus Pappe ersetzt, die sich nach Regen oder oft ohnehin nach einem Jahr auflösten“, sagt Susanne Hetzl. Auch kauft man eigens Panné-Samt und benutzt nicht mehr Vorhangstoffe für die Kostüme; allzuoft standen die Sternsinger vor der Türe und bekamen zu hören: „Ui, guckt mal, der alte Vorhang von der Oma!“
Schon an Silvester schleppt Susanne Hetzl Gewänder und Ausrüstung vom Dachboden des Pfarramtes St. Salvator in den alten Pfarrsaal; der erste Sternsinger-Auftritt findet nämlich schon bei der Neujahrsmesse statt. Bereits vorher hat sie einen ganzen Wust der persönlichen Bestellungen für die Auftritte geordnet. „Unser Gebiet ist zu groß, um überall von Tür zu Tür zu zie- erklärt sie. Also melden sich interessierte Familien mit Zetteln, die in der Kirche ausliegen, per E-Mail oder SMS an. Aus den Anmeldungen stellt sie einen Plan zusammen, nach dem Fahrer die Sternsinger zu ihren Einsatzorten fahren. In kleineren Dörfern besuchen die Gruppen noch alle Häuser, anderswo sammeln sie nach dem Gottesdienst vor der Kirche. Am Donnerstag zogen zwei Gruppen für jeweils drei Stunden los, ebenso am Freitag; am Samstag sind vier Gruppen im Einsatz. Nach der Rückfahrt werden die Spenden abgeliefert und um die vielen Süßigkeiten, die es obendrauf gibt, wird ein regelrechtes Ritual veranstaltet: Susanne Hetzl häuft sie auf einem Tisch auf, alle Sternsinger reihen sich drumhe- rum auf und dürfen einer nach dem anderen mehrmals zugreifen, bis alles gerecht verteilt ist. Die süße Belohnung und der Spaß, in der Gruppe umher zu ziehen, sind die Hauptmotivation für die Ministranten – doch für Susanne Hetzl steht ganz klar das Motto „Kinder helfen Kindern“des Kinderhilfswerks der deutschen katholischen Kirchen im Vordergrund, das seit 1959 den Sternsinger-Brauch mit einer gezielten Spendenaktion vereint.
Seit dem Jahr 1959 eine Milliarde Euro gesammelt
Eine Milliarde Euro kam seitdem zusammen, allein im letzten Jahr deutschlandweit 46,8 Millionen. Heuer steht Indien im Fokus - dort soll mit Schulangeboten über Kinhen“, derheime der Teufelskreis aus fehlender Bildung, Armut und Kinderarbeit durchbrochen werden.
Susanne Hetzl kümmert sich als Pastoralreferentin auch um Erstkommunionund Firmvorbereitung, Religionsunterricht und generell Pfarreiarbeit für alle Generationen. Für sie ist es der Traumberuf, etwas anderes hatte sie noch nie angestrebt. Durch Jugendarbeit und Orgelspiel begeisterte sich die gebürtige Mindelheimerin seinerzeit dafür und studierte in Benediktbeuren Theologie. Nach dem Abschluss bewarb sie sich vor 21 Jahren bei der Diözese Augsburg, wurde in Nördlingen eingesetzt und wollte nirgendwo anders mehr hin. Als wäre sie geradlinig einem Stern bis zum Ziel gefolgt.