Eine kleine Rauchchronik
Es ist etwa 40 Jahre her, da wurde geraucht. In alten Fernsehfilmen kann man sehen, wie völlig selbstverständlich überall und dauernd geraucht wird. Selbst der Bundeskanzler rauchte damals wie ein Schlot, seine Frau auch. Und die Opas rauchten Ernte 23 oder Reval und es stank fürchterlich.
Es ist 30 Jahre her, da gab es im Zug immer noch Raucherabteile. Darin stand der Nebel, dass einem auf der Suche nach einem freien Platz die Augen tränten. In der Werbung ritt der Marlboro Country Mann einsam durch die Prärie, auf dem Kopf den Cowboyhut, im Mund eine Zigarette. Und die Erwachsenen rauchten entweder das Gleiche wie er, oder Davidoff-Zigaretten. Rochen auch nicht besser.
Es ist etwa 20 Jahre her, da rauchte die Jugend. Im Pausenhof war nur cool, wer rauchte. Rote Gauloises oder selbst gedrehte. (Poster von verknautschten Kamelen mit dem Titel „Sitzt Du schon wieder auf Deinen Camels?“waren witzig, aber Camel-Zigaretten einfach nicht Trend). Und nur, wer mit völlig verrauchten Klamotten am Samstagmorgen nach Hause kam, hatte eine tolle Freitagnacht in einer angesagten Disco verbracht.
Vor zehn Jahren kam dann das Rauchverbot. Inzwischen wundert sich im Restaurant niemand mehr, wenn eine Gruppe urplötzlich die vollen Gläser stehenlässt, um draußen vor der Tür zu rauchen. Auch die mitleidigen Blicke bei Minusgraden, die die Raucher früher begleitet haben, sind weniger geworden. In den Discos stehen völlig selbstverständlich Deos auf den Toiletten. Weil es immer noch stinkt, nur eben nicht mehr nach Rauch.