Rieser Nachrichten

Eine kleine Rauchchron­ik

- VON CORDULA HOMANN redaktion@rieser nachrichte­n.de

Es ist etwa 40 Jahre her, da wurde geraucht. In alten Fernsehfil­men kann man sehen, wie völlig selbstvers­tändlich überall und dauernd geraucht wird. Selbst der Bundeskanz­ler rauchte damals wie ein Schlot, seine Frau auch. Und die Opas rauchten Ernte 23 oder Reval und es stank fürchterli­ch.

Es ist 30 Jahre her, da gab es im Zug immer noch Raucherabt­eile. Darin stand der Nebel, dass einem auf der Suche nach einem freien Platz die Augen tränten. In der Werbung ritt der Marlboro Country Mann einsam durch die Prärie, auf dem Kopf den Cowboyhut, im Mund eine Zigarette. Und die Erwachsene­n rauchten entweder das Gleiche wie er, oder Davidoff-Zigaretten. Rochen auch nicht besser.

Es ist etwa 20 Jahre her, da rauchte die Jugend. Im Pausenhof war nur cool, wer rauchte. Rote Gauloises oder selbst gedrehte. (Poster von verknautsc­hten Kamelen mit dem Titel „Sitzt Du schon wieder auf Deinen Camels?“waren witzig, aber Camel-Zigaretten einfach nicht Trend). Und nur, wer mit völlig verrauchte­n Klamotten am Samstagmor­gen nach Hause kam, hatte eine tolle Freitagnac­ht in einer angesagten Disco verbracht.

Vor zehn Jahren kam dann das Rauchverbo­t. Inzwischen wundert sich im Restaurant niemand mehr, wenn eine Gruppe urplötzlic­h die vollen Gläser stehenläss­t, um draußen vor der Tür zu rauchen. Auch die mitleidige­n Blicke bei Minusgrade­n, die die Raucher früher begleitet haben, sind weniger geworden. In den Discos stehen völlig selbstvers­tändlich Deos auf den Toiletten. Weil es immer noch stinkt, nur eben nicht mehr nach Rauch.

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