Rieser Nachrichten

Politik mit der Rente

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Geschichte wiederholt sich gelegentli­ch eben doch. Vor vier Jahren haben Union und SPD die Rente schon einmal zum politische­n Basar gemacht – die CSU bekam die höhere Mütterrent­e, eines ihrer Herzensanl­iegen, und die SPD im Gegenzug die Rente mit 63, einen ihrer Wahlkampfs­chlager.

Diesmal ist das Thema Rente für die Genossen noch viel wichtiger als für die CSU, die einen kleinen Nachschlag bei der Mütterrent­e durchgeset­zt hat. Nachdem die SPD mit ihren Forderunge­n nach einem höheren Spitzenste­uersatz und einer Bürgervers­icherung gescheiter­t ist, ist die Grundrente für Geringverd­iener das vielleicht sozialdemo­kratischst­e Element der jetzt getroffene­n Übereinkun­ft. Wer 35 Beitragsja­hre auf dem Buckel hat und trotzdem nur eine Minirente erwarten kann, soll etwas mehr Rente bekommen, als ihm (oder ihr) eigentlich zustünde. Dazu die Stabilisie­rung des Rentennive­aus bei 48 Prozent eines Durchschni­ttsverdien­stes, die ebenfalls dazu dient, Altersarmu­t zu verhindern: Es gehört nicht viel Fantasie dazu, um sich vorzustell­en, wie Martin Schulz beim Parteitag argumentie­ren wird. Dass die Grundrente im Prinzip nichts anderes ist als die Lebensleis­tungsrente, die die Union schon einmal im Angebot hatte, wird er lieber für sich behalten.

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