Zu Hause im Ries
Seit ihrer Geburt lebt Erna Taglieber in Utzmemmingen. Warum sie sich ihrem Heimatort verbunden fühlt und nirgendwo anders leben will
Utzmemmingen Lediglich ein paar Straßen weiter kam sie zur Welt: Vor 64 Jahren begann das Leben von Erna Taglieber in Utzmemmingen. Seither lebt sie genau dort – in ihrer Heimat. Damals führten ihre Eltern eine einfache Landwirtschaft. Trotz der eher bescheidenen Verhältnisse war es die Genügsamkeit und Zufriedenheit der Menschen, die den Alltag prägten: „Man war mit dem zufrieden, was man gehabt hat“, schildert Erna Taglieber.
Eingespannt im landwirtschaftlichen Betrieb der Familie, schickten ihre Eltern die Utzmemmingerin mit nur eineinhalb Jahren in den Kindergarten im Dorf. Der war in einem einfachen, großen Haus mit einem größeren Garten untergebracht, in dem die Kinder herumtollten. Es gab keinen Spielplatz oder ähnliche Grundausstattungen in Kindergärten der heutigen Zeit. Schon ein einziger Ball oder ein Springseil habe die Kinder glücklich gemacht, berichtet Erna Taglieber schmunzelnd weiter von den fröhlichen Tagen ihrer Kindheit. Es habe keinen Fernseher gegeben, nichts, „es war einfach Heimat pur“.
Gespannt wartete Erna Taglieber jede Woche auf den Tag, an dem sie mit ihrem Vater auf dem Traktor zum Saumarkt nach Nördlingen fahren konnte: „Man ist ja sonst nirgendwo hingekommen.“Jedes Mal aufs Neue habe sie sich auf die vielen Tiere gefreut, die an den kleinen Ständen angeboten wurden. Das Gasthaus Mohrenkopf war es, in dem sich nach dem Markttreiben noch alle Besucher des Marktes versammelt und zusammen gelacht hätten.
Von klein auf war Utzmemmingen der tägliche Mittelpunkt in Erna Tagliebers Leben. Nach der Kindergartenzeit besuchte sie fünf Jahre lang die Schule in Utzmemmingen. Ihre beiden damaligen Lehrer sollten später auch ihre drei Kinder unterrichten.
„Der Höhepunkt war, als ich meinen Mann kennengelernt habe“, beschreibt sie den Start für ihr späteres Leben: „und als die drei Kinder zur Welt gekommen sind.“Gerade einmal 17 Jahre alt war Erna Taglieber, als sie ihrem Mann – eine Straße von ihrem Geburtshaus entfernt – begegnete. Ihr Liebesglück war perfekt, als zwei Jahre später die Hochzeit folgte. Gefeiert wurde in einem Landgasthof in Utzmemmingen. Zusammen mit der Hoch- zeitsgesellschaft marschierte das Paar zur nahegelegenen Kirche, in der die Trauung vollzogen wurde. „Das war ja so toll damals“, erinnert sie sich an diesen schönen Tag in ihrem Leben zurück: „Das ganze Dorf ist gekommen, um zu gratulieren.“Ohne jegliche Erfahrung stieg sie anschließend bei ihrem Mann in der Dorfmetzgerei ein. Es sollten 40 Jahre Betriebsleben folgen, in denen nicht immer alles rund lief. Voller Stolz berichtet sie von ihrem früheren Alltag: „Mein Laden war damals mein Wohnzimmer“und trotz der vielen Arbeit in der Metzgerei und die zusätzliche Belastung durch eine weitere Filiale auf dem Härtsfeld, ist das Ehepaar Taglieber nun schon 45 Jahre lang glücklich verheiratet. Seit knapp fünf Jahren genießen Erna Taglieber und ihr Mann den Ruhestand. Ihr ganzes Leben verbrachte sie in Utzmemmingen und erst jetzt kann sie sich mit ihrem Mann der gemeinsamen Wohnung und der schönen umliegenden Natur widmen.
Es braucht keine lange Autofahrt
Tag für Tag genießen die Tagliebers nun ihren neuen Lebensabschnitt und dabei braucht es für die beiden keine lange Autofahrt, um sich schöne Landschaften oder besondere Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Man sei umgeben von lauter schönen Sachen, schwärmt Erna Taglieber von ihrer Heimat. Sowohl ihr Dorf Utzmemmingen, als auch dessen Umgebung haben für sie viel zu bieten: Sei es ein Rundgang um die Stadtmauer in Nördlingen mit Blick in die kleinen Seitengässchen, die Wallfahrtskirche in Flochberg, das Schloss Reimlingen oder der Härtsfeldsee. Begeistert ist das Ehepaar Taglieber auch von den Kirchen in den umliegenden Gemeinden. Gerade in den kleinsten Orten gäbe es die schönsten Kirchen.
Hinzu kommt die rege ehrenamtliche Arbeit der Vereine in Utzmemmingen, durch die nicht nur der gute Zustand des Dorfes erhalten, sondern auch viele Freizeitangebote und Infoabende geboten werden. Die vielen Betriebe vor Ort, ein eigener Dorfladen und ein Pfarrer, der schon seit 30 Jahren in der Gemeinde Riesbürg tätig ist, machen das Bild der perfekten Heimat für Erna Taglieber komplett.