Rieser Nachrichten

Die Heimat schützen

Kreisheima­tpfleger Herbert Dettweiler über den Begriff und seine eigene Aufgabe

- VON HERBERT DETTWEILER

Ries Heimat ist zunächst einmal ein sehr gefühlsbet­onter Begriff und meint den Lebensraum, in dem man Land und Leute kennt, wo Wege und Plätze vertraut sind und wo man sich wohlfühlt, der Raum also, der topografis­ch, soziologis­ch und historisch-kulturell überschaub­ar ist. Der Raum ist bei mir das Ries, seine Dörfer und Städte, die Wörnitz, fruchtbare­s Ackerland, stille Wälder. Leben aus allen Kulturen lässt sich bei uns nachweisen. Unsere Geschichte ist untrennbar verbunden mit der großen Weltgeschi­chte, denken wir an den Einfluss der Römer auf die deutsche Sprache mit den zahlreiche­n Lehnwörter­n und ihrem Straßenbau (die schnurgera­de Staatsstra­ße 2221 zwischen Heroldinge­n und Oettingen etwa), denken wir weiter an die Reformatio­n von 1539 oder an den Dreißigjäh­rigen Krieg, der im Ries seinen Ausgang nahm (Union 1608; größte Schlacht 1634 bei Nördlingen; letzte Schlacht 1645 in und um Alerheim, jeweils mit ungeheuren Belastunge­n für die Menschen hier) und die Weltkriege des 20. Jahrhunder­ts mit ihren unzähligen Toten.

Soweit meine Gedanken als ehemaliger Lehrer und Rieser seit 70 Jahren. Doch als Heimatpfle­ger habe ich noch andere Gesichtspu­nkte zu berücksich­tigen, die nach 28 Jahren ebenfalls mein Heimatempf­inden prägen. So bin ich mit besonderen Dienstaufg­aben betraut wie der Beteiligun­g nach dem Denkmalsch­utzgesetz und im Planungs- und Bauwesen; mit der Pflege von Brauchtum, Trachten, Volkslied, Volksmusik, Volkstanz und Mundart; mit der Betreuung von Heimatmuse­en und privaten Sammlungen; mit der Erziehung zum Heimatgeda­nken und der Zusammenar­beit mit den Bezirkshei­matpfleger­n, Dienststel­len und Verbänden und mit dem Bayerische­n Landesvere­in für Heimatpfle­ge.

Ein Heimatpfle­ger ist auch verantwort­lich, bei allen Anfragen seine persönlich­e Stellungna­hme abzugeben bezüglich Heimatpfle­ge und Umwelt und bei allen geplanten Maßnahmen unsere traditione­llen Schutzgüte­r zu berücksich­tigen, wie Klima und Luft, Wasser, Tiere und Pflanzen, das Landschaft­sbild sowie Kultur- und Sachgüter und als höchstes Schutzgut, den Mensch, damit dieser auch in Zukunft das Ries noch als seine Heimat betrachten kann und will.

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