Die Einbindung fehlt
Zum Bericht „Architektonische Katastro phe“in den Rieser Nachrichten vom 5. Januar:
Meines Erachtens hat sich bisher die Problematik des Um- bzw. Anbaus am Hallgebäude mehr an den Kosten orientiert und weniger an den städtebaulichen und gestalterischen Auswirkungen des bisher hoch gelobten Entwurfs. Er mag von einem renommierten Münchner Büro stammen, aber der Vorschlag lässt jegliches Einfühlungsvermögen in das Nördlinger Altstadtensemble und dessen Struktur vermissen.
Dies ist angesichts vieler in den letzten Jahren errichteter ähnlicher Bauten in anderen Altstädten nicht mehr verwunderlich, da das Thema „Bauen im historischen Bestand“an vielen Hochschulen nicht mehr in dem Ausmaße gelehrt wird, wie dies noch bei den Architektengenerationen zuvor der Fall war. Deshalb ist es in dem bisherigen Verfahrensablauf besonders bedauerlich, dass ein Entwurf dieser Art, offensichtlich vom Stadtbaumeister abgesegnet, überhaupt dem Stadtratsgremium zur Entscheidung vorgelegt wurde. Hier fehlt die bisher übliche Rücksichtnahme und Einbindung in die einzigartige Altstadtstruktur Nördlingens.
Ich kenne das Hallgebäude sehr genau, da ich neun Jahre lang dort meine Gymnasialschulzeit verbracht habe. Ich halte das Gebäude für eine weitere schulische Nutzung nur bedingt geeignet. Dies gilt vor allem für das erste Obergeschoss mit den heute zum Teil verbauten großzügigen Sälen der ehemaligen reichsstädtischen Wein- und Salzbörse mit herrlichen RenaissanceKassettendecken, in der Blütezeit der ehemaligen freien Reichsstadt 1542 von Fugger‘schen Handwerkern aus Augsburg errichtet.
Es ist nicht zu spät, die bereits diskutierte Variante eines Neubaus an anderer Stelle nochmals ernsthaft zu überprüfen. Die hohe geschichtliche und architektonische Qualität des Hallgebäudes und seine besondere städtebauliche Lage im Altstadtensemble Nördlingens verlangen nicht nach einem Anbau, egal welcher Größe und Gestaltung. Das für das repräsentative Gebäude notwendige Umfeld mit dem Weinmarkt und dem großzügigen Hof bliebe erhalten und könnte für zahlreiche andere öffentliche Einrichtungen genutzt werden. Klaus Burger,