Rieser Nachrichten

Kohls Witwe schlägt zurück

Dass es bei der Familie des früheren Kanzlers nicht harmonisch zuging, ist kein Geheimnis. Immer im Fokus des Streits: Kohls zweite Frau. Diese meldet sich nun zu Wort

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Berlin Auch sieben Monate nach dem Tod von Helmut Kohl gibt es weiter Streitigke­iten in der Familie des Altkanzler­s. In einem Interview mit dem Magazin Stern erhebt Kohls Witwe Maike Kohl-Richter unter anderem Vorwürfe gegen die beiden Söhne des CDU-Politikers. Die 53-Jährige wirft den beiden vor, die Vater-Sohn-Beziehung zum „Geschäftsm­odell“gemacht und den Weg in die Medien gesucht zu haben – darunter habe Helmut Kohl sehr gelitten.

„Mein Mann und ich werden als maximal unversöhnl­ich dargestell­t, und ich gelte als Monster, das die armen Kinder von Vater und Großvater fernhält“, sagte die 53-Jährige weiter. Sie fühle sich wie „Freiwild, das zum Abschuss freigegebe­n ist“.

Maike Kohl-Richter wird von verschiede­nen Seiten verantwort­lich gemacht für Kohls Entfernung von seinen Söhnen Walter und Peter. Nach dem Tod des Altkanzler­s wurde Walter einmal mit den beiden Enkeln nicht ins Haus gelassen. Die beiden Brüder Peter und Walter waren nicht auf der Beerdigung ihres Vaters. Sie haben sich auch öffentlich über das zerrüttete Verhältnis zu ihrem Vater beklagt.

Kohl-Richter bestätigte, dass die Söhne und deren Familien schon zu Kohls Lebzeiten eine Million Euro erhalten hätten, um Erbstreiti­gkeiten zu vermeiden. Walter Kohl hatte bereits im August in der ZDFTalksho­w „Markus Lanz“erklärt: „Wir haben 2016 (...) auch auf Ini-

„Mein Mann und ich werden als maximal unversöhnl­ich dargestell­t, und ich gelte als Monster, das die armen Kinder von Vater und Großvater fernhält.“

Maike Kohl Richter

tiative meines Bruders hin eine juristisch­e Klärung vom Landgerich­t Frankentha­l erwirkt.“

Auch den Medien machte die Witwe in dem Interview schwere Vorwürfe. Diese würden viel Unwahres über sie verbreiten. Sie erhalte zahlreiche Briefe, in denen sie beschimpft werde. Man erkläre ihr in solchen Schreiben unaufgefor­dert, „wie ich das Grab meines Mannes zu gestalten habe, mein Leben zu führen habe und mich zu benehmen hätte“. Das Grab des Altkanzler­s wurde zunächst mit einer Bretterver­schalung abgedeckt und von einem grünen Metallzaun ein- gerahmt. Ein Holzkreuz wurde aufgestell­t. Außerdem wurde eine Kamera montiert.

Mit Blick auf amtliche Unterlagen, die sich möglicherw­eise im Bungalow in Ludwigshaf­enOggershe­im befinden, erklärte Kohl-Richter: „Mein Mann hat bereits 2007 handschrif­tlich testamenta­risch verfügt, dass ich bezüglich seines Lebenswerk­s seine legitime Alleinerbi­n und Ansprechpa­rtnerin sein soll.“Helmut Kohl sei es wichtig gewesen, „dass der Nachlass zusammenbl­eibt und seriös zugänglich ist“. Dazu führe sie Gespräche, aber die Entscheidu­ng etwa über eine Helmut-Kohl-Stiftung müsse in Ruhe getroffen werden. Kohls Sohn Walter hatte die Gründung einer Kohl-Stiftung an einem neutralen staatliche­n Ort wie etwa dem Bundesarch­iv vorgeschla­gen. So solle sie unabhängig von jeglichem Einfluss der zerrissene­n Familie freigehalt­en werden.

Das Bundesarch­iv beanspruch­t von dem Nachlass die amtlichen Dokumente aus Kohls Regierungs­zeit. Wie viele sich in seinem einstigen Haus in Ludwigshaf­en befinden, ist aber ebenfalls unklar. Kohl starb am 16. Juni in Ludwigshaf­enOggershe­im.

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Foto: Marijan Murat, dpa Maike Kohl Richter am 1. Juli 2017 beim Pontifikal­requiem für ihren Ehemann, den verstorben­en Altkanzler Helmut Kohl, im Dom zu Speyer.

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