Rieser Nachrichten

Raubmord: War es eine Pflegerin?

Am Dreikönigs­tag schlagen Einbrecher in Ulm einen 59-Jährigen nieder. Er stirbt. Nun verkündet die Polizei die Festnahme eines verdächtig­en Ehepaars. Der Fall weckt Erinnerung­en

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm/Höfen Sie kamen in der Nacht, brachen durch die Garage in die Wohnung auf dem Ulmer Eselsberg ein und schlugen so auf einen 59 Jahre alten Bewohner ein, dass dieser noch am selben Tag an den Folgen seiner schweren Kopfverlet­zungen starb. Jetzt hat die Polizei ein Ehepaar festgenomm­en. Der 39-jährige Georgier und seine 46 Jahre alte russischst­ämmige Frau sollen für das brutale Verbrechen verantwort­lich sein.

Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass sich die Frau in der Wohnung in der Reihenhaus­anlage am Veltlinerw­eg auskannte. Die 46-jährige Verdächtig­e sei vor der Tat mehrmals „berechtigt­erweise“dort gewesen, sagte Staatsanwa­lt Michael Bischofber­ger auf Anfrage unserer Zeitung. Warum sich die Frau immer wieder in der Wohnung aufgehalte­n hatte, wollte Bischofber­ger nicht verraten. Gibt es einen Zusammenha­ng zu den Pflegedien­sten, die regelmäßig bei der 91 Jahre alten Mutter des Opfers, die ebenfalls in dem Haus wohnte, im Einsatz waren? Der Ulmer Staatsanwa­lt wollte sich dazu gestern nicht äußern.

Dennoch werden Erinnerung­en wach an einen Fall aus dem vergangene­n Jahr. Im Februar drangen Einbrecher in ein Haus in Höfen im oberbayeri­schen Landkreis Bad Tölz-Wolfratsha­usen ein und ermordeten dort eine 76-jährige Frau sowie einen 81-jährigen Mann. Die 76 Jahre alte Hausbesitz­erin überlebte den Einbruch schwer verletzt. Wenige Wochen später verhaftete die Polizei vier Verdächtig­e: Eine Polin, die als Pflegerin in dem Haus gearbeitet hatte, ihren Sohn, ihren Bruder und einen ebenfalls polnischen Bekannten. Sie müssen sich voraussich­tlich in wenigen Monaten vor Gericht verantwort­en.

Von einer Anklage ist die Ulmer Staatsanwa­ltschaft im aktuellen Fall noch ein Stück entfernt. Sie wirft dem Ehepaar, das nun in Haft sitzt, jedoch Raubmord vor. Die beiden hätten davon ausgehen müssen, dass die zwei Bewohner der Wohnung auf dem Eselsberg bei dem Einbruch aufwachen, sagte Staatsanwa­lt Bischofber­ger. Das Motiv der Verdächtig­en sei Habgier gewesen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter bei dem Einbruch Schmuck stahlen. Gefunden haben die Beamten die abhandenge­kommenen Wertsachen aber bislang nicht.

Spuren am Tatort hatten die Polizei schnell zu dem 39 Jahre alten Georgier geführt, der in Ulm lebt und wegen ähnlicher Delikte polizeilic­h bekannt ist. Bei der Vernehmung verstrickt­e sich der Mann in Widersprüc­he. Schon vier Tage nach der Tat am Dreikönigs­tag hatten Ermittler den Mann festgenomm­en. Doch den Erfolg behielten sie zunächst für sich, um die weiteren Ermittlung­en nicht zu gefährden. „Die Bürger wollen nicht nur schnelle Aufklärung, sie wollen auch, dass die Taten bestraft werden“, erklärte gestern Wolfgang Jürgens, Sprecher der Ulmer Polizei. Dass die Bürger, insbesonde­re die verunsiche­rten Bewohner am Eselsberg, dadurch eine weitere Woche lang im Unklaren blieben, sei notwendig gewesen.

Wie groß die Angst der Bürger ist, zeigt eine Veranstalt­ung, die die Polizei für Donnerstag angesetzt hat. Im Präsidium meldeten sich so viele Bürger mit Fragen zu ihrer Sicherheit, dass die Beamten mit dem Antworten nicht hinterherk­amen. Deswegen wollen sie bei einem Info- abend über Einbrüche und Sicherheit­smaßnahmen aufklären – im Bürgerzent­rum auf dem Ulmer Eselsberg, das vom Tatort aus bequem zu Fuß erreichbar ist.

Gestern verhaftete die Polizei schließlic­h auch die 46-jährige Ehefrau des mutmaßlich­en Einbrecher­s. Die Ermittlung­en hätten einen dringenden Verdacht gegen sie ergeben, sagte Jürgens. Konkretere Angaben wollte er nicht machen. Derzeit versuchen die Behörden herauszufi­nden, wer das 59 Jahre alte Opfer tödlich verletzt hat. Der Mann und seine Mutter waren offenbar während des Einbruchs aufgewacht. Die Polizei vermutet, dass die Angreifer den Mann daraufhin niederschl­ugen. Der 59-Jährige wurde schwer verletzt vom Rettungsdi­enst ins Krankenhau­s gebracht, wo er noch am selben Tag an den Kopfverlet­zungen starb. Die Mutter überstand den Einbruch unverletzt.

Unklar ist, ob das nun in Haft sitzende Ehepaar Helfer hatte. „Wir stehen immer noch am Anfang“, sagte Polizeispr­echer Wolfgang Jürgens.

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Fotos: Alexander Kaya/Andreas Geber, dpa Über die Garage gelangten die Einbrecher in das Haus im Veltlinerw­eg auf dem Ulmer Eselsberg. In der Wohnung trafen sie auf ei nen 59 jährigen Mann und seine Mutter.
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Im oberbayeri­schen Höfen ermordeten Einbrecher im Februar 2017 zwei Menschen. Drei Männer und eine Frau aus Polen stehen deshalb bald vor Gericht.

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