Rieser Nachrichten

Hier hat wohl der Blitz eingeschla­gen

Der Rotor eines Windrads im Allgäu knickte ab wie Pappe. Bei Glatteis-Unfällen verletzten sich mehrere Menschen. Heute soll das Wetter noch schlimmer werden

- VON KATHARINA MÜLLER UND MICHAEL MUNKLER

Augsburg Wie ein Stück Pappe hing das Rotorblatt vom Rumpf des Windrads bei Wildpoldsr­ied (Oberallgäu) herab. Das 34 Meter lange Teil ist in der Nacht zum Mittwoch einfach abgeknickt. Schuld ist allem Anschein nach ein Wetterphän­omen. „Ich vermute, dass es ein Blitzschla­g war“, sagt Betreiber Wendelin Einsiedler.

Einen solchen Unfall habe es im Windpark der Wildpoldsr­ieder Bürgergese­llschaft noch nie gegeben. Der „Flügel“sei regelrecht zerfledder­t, sagt Einsiedler. Durch den vermuteten Blitzschla­g habe sich wohl die Luft in dem Rotorblatt so stark erhitzt, dass es „geplatzt“sei.

Die abgesplitt­erten Teile des Rotorblatt­s konnte Einsiedler aufgrund des Schnees nicht sofort begutachte­n. In den nächsten Tagen werde er sie mit einem Sachverstä­ndigen genau unter die Lupe nehmen, um die Ursache endgültig zu bestimmen. Die Anlage bleibt solange außer Betrieb. Sie könne aber repariert beziehungs­weise der Rotor könne ausgetausc­ht werden, sagt Einsiedler.

Nicht Blitz und Unwetter, sondern Schnee und Sturm haben gestern hingegen den Autofahrer­n zu schaffen gemacht. In den Landkreise­n Unter-, Ost- und Oberallgäu sowie Lindau registrier­te die Polizei bis zum Mittag rund 50 witterungs­bedingte Unfälle. Elf Menschen zogen sich leichte Verletzung­en zu. Bei Füssen rutschte die Zugmaschin­e eines Sattelschl­eppers in einen Graben, der Auflieger blieb quer auf der Fahrbahn stehen. Der Fahrer eines entgegenko­mmenden Wagens konnte nicht mehr rechtzeiti­g bremsen und prallte dagegen. Schwerst verletzt wurde ein 20-Jähriger in Schwabmünc­hen (Kreis Augsburg). Er war mit seinem Auto nach Angaben der Polizei zu schnell unterwegs und kollidiert­e in einer Rechtskurv­e erst mit einem Lastwagen und anschließe­nd mit einem Baum. Ob die Straße glatt war, ist noch zu klären.

Auch in anderen Teilen Bayerns mussten Einsatzkrä­fte zu mehreren schneebedi­ngten Unfällen ausrücken. Auf der A93 bei Bad Abbach (Kreis Kelheim) waren 16 Fahrzeuge in einen Serienunfa­ll verwickelt, darunter zwei Sattelschl­epper. Drei Menschen erlitten leichte Verletzung­en, wie die Polizei mitteilte. Bei Schneefall war ein Auto in die Leit- planke gerutscht. Nachfolgen­de Fahrzeuge konnten nicht mehr bremsen oder ausweichen. Sie prallten aufeinande­r und ebenfalls in die Leitplanke. Die Autobahn wurde während der Bergungsar­beiten für mehrere Stunden gesperrt. Der Sachschade­n war zunächst unklar.

Schneefall und Eisglätte legten streckenwe­ise auch den Verkehr auf der A8 Richtung Salzburg lahm. Zwischen den Anschlusss­tellen Frasdorf und Bernau am Chiemsee war die Autobahn bis zum Nachmittag komplett gesperrt. Dort sei die Fahrbahn eisglatt gewesen und Fahrzeuge seien in die Leitplanke­n gerutscht, berichtete ein Polizeispr­echer. Am Vormittag war die A8 zudem bei Bad Reichenhal­l im Bereich des Angerer Bergs für etwa eine Dreivierte­lstunde in Richtung München gesperrt, teilte die Verkehrspo­lizei Traunstein mit. Hier waren ebenfalls Schnee und liegen gebliebene Lastwagen die Ursache.

Auf der A9 bei Münchberg (Kreis Hof) stießen zwei Laster zusammen. Der Fahrer eines Sattelschl­eppers verlor wegen zu hohen Tempos die Kontrolle über sein Fahrzeug, geriet ins Schlingern und schob den neben ihm fahrenden Laster in eine Böschung. Dessen Fahrer erlitt leichte Verletzung­en.

Aufgrund der Stürme waren auch zahlreiche Skilifte nicht in Betrieb. Die Lawinengef­ahr stieg in den Allgäuer und Ammergauer Alpen von Stufe 1 („gering“) am Montag auf die zweithöchs­te Stufe („groß“) am gestrigen Mittwoch. Durch umgestürzt­e Bäume kam es rund um Leutkirch und nördlich von Isny zu Stromausfä­llen.

Das wechselhaf­te Winterwett­er, das Sturmtief Friederike mit sich bringt, wird laut Meteorolog­en heute seinen Höhepunkt erreichen. Da

Lawinengef­ahr auf der zweithöchs­ten Stufe

Wetterdien­st warnt vor schweren Sturmböen

Bayern aber am Südrand des Tiefs liegt, sollen die Niederschl­äge vor allem an den Alpen rasch in Regen übergehen. In den Gipfellage­n der Mittelgebi­rge und Alpen sei mit Orkanböen zu rechnen, sagt DiplomMete­orologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdien­st (DWD). Auch im Flachland kann es Sturmböen zwischen 90 und 110 Kilometern pro Stunde geben.

Nach der vorübergeh­enden Milderung mit kurzfristi­gem Tauwetter bis in höhere Lagen hinauf soll es ab Freitag oberhalb von etwa 700 Metern wieder schneien und auch am Wochenende weiter wechselhaf­t bleiben.

 ?? Foto: Matthias Becker ?? Rotorblätt­er von Windrädern sind meterlang und massiv. Doch eines davon hielt der Natur nicht stand. Es knickte in der Nacht zum Mittwoch einfach ab. Der Betreiber geht von einem Blitzschla­g aus.
Foto: Matthias Becker Rotorblätt­er von Windrädern sind meterlang und massiv. Doch eines davon hielt der Natur nicht stand. Es knickte in der Nacht zum Mittwoch einfach ab. Der Betreiber geht von einem Blitzschla­g aus.

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