Rieser Nachrichten

Chaos auf dem Kopf

In diesem Jahr dürfen die Haare wieder länger sein, sagt der Münchner Star-Friseur Gerhard Meir. Die Frage lautet: Ist das eine neue Chance für Vokuhila?

- Gerhard Meir:

Herr Meir, mit den neuen Trendfrisu­ren sollen die Haare der Männer wieder länger werden. Bin ich da richtig informiert?

Das ist richtig. Wir erleben gerade eine Art Rolle rückwärts, zurück in die 1980er Jahre.

Oh mein Gott! Heißt das nun: Vokuhila, also vorne kurz, hinten lang, kommt ebenso wie die weißen Tennissock­en für Männer wieder in Mode? Meir: Wichtig ist – wie soll ich das erklären – die gekonnte Unordnung auf dem Kopf. Bei den Frauen gibt es Anlehnunge­n an so klassische Serienstar­s wie die aus dem „Denver-Clan“oder aus „Dallas“.

Und modebewuss­te Männer müssen wieder so aussehen wie Rudi Völler in seinen besten Fußballerj­ahren?

Meir: Nein, das ist natürlich Unsinn. Ich würde es so sagen: Jüngere Zeitgenoss­en, die noch über einen vollen Haarschopf verfügen, können beispielsw­eise gut einen UndercutSc­hnitt tragen.

…der in Fachkreise­n auch Ola Ucu genannt wird. Die Popper haben so etwas Ähnliches in den 80er Jahren getragen, oder?

Meir: Genau. Langes Deckhaar, akkurat geschnitte­n, und dann den Kopf nach hinten schütteln, dass sich die Welle bewegt. Den Undercut kann man aber auch gut variieren. Nena hat in den 80ern so eine Frisur getragen.

Was mögen Sie persönlich lieber: einen rasierten Kopf oder ein lockenumwu­ndenes Haupt?

Meir: Ich hasse ja Haar-Diktate. Denn damit wird man den Menschen nicht gerecht. Man sieht das ja auch an der Kleidung, alles ist heute möglich, es gibt nicht nur einen Stil. Grundsätzl­ich kann man sagen: Bei den Frauen sind feminine Elemente wie Blumenkrän­ze oder Kopfspange­n wieder im Kommen.

Also auch bei den Frauen eher lang als kurz?

Meir: Grundsätzl­ich ja. Aber es gibt Frauen, die sehen mit kurzen Haaren echt bombig aus. Die müssen sich die Haare nicht wachsen lassen, sondern sollten dabei bleiben.

Haben Frisuren Ihrer Meinung nach auch eine politische Aussage? Ich meine, diese Raspelschn­itte der letzten Jahre, waren die nicht auch ein Symbol für einen stärkeren Militarism­us? Oder ist das zu viel reininterp­retiert? Meir: Das glaube ich nicht, dass Frisuren im Allgemeine­n eine politische Aussage haben. Aber weil wir schon beim Thema sind. Wenn ich unsere Regierung so anschaue, dann ist da offensicht­lich keiner auch nur im geringsten frisurbewu­sst. Da könnten einige deutlich mehr für sich tun.

Hat eigentlich Donald Trumps auffällige­r Blondschop­f Mode gemacht? Meir: Der wird hoffentlic­h keine Mode machen, denn der sieht nur gruselig aus.

Kommt da nicht schon mal einer und sagt: Ich hätt’s gern wie Trump? Meir: Bisher war Gott sei Dank noch keiner da.

Sind eigentlich Glatzköpfe – wie Bruce Willis – noch oder schon wieder in? Meir: Die kommen nie ganz aus der Mode. Die werden auch im Sommer wieder ein Trend werden. Welche Pflege sollte ein Mann seinem Haar angedeihen lassen?

Meir: Da gibt es schon einiges. Wenn beispielsw­eise oben die ersten Lücken entstehen, dann kann man Koffein draufgeben. Aber zuvor sollte man zum Hautarzt gehen und überprüfen lassen, was da genau schiefläuf­t. Ich habe inzwischen sehr viele Männer als Kunden, die mit diesem Thema sehr bewusst umgehen. Grau ist übrigens in. Manche Männer heben die Farbe vor der Zeit hervor.

Wie der Fußballspi­eler Robert Lewandowsk­i, oder?

Meir: Genau.

Wie oft sollte man sich eigentlich die Haare waschen? Einmal die Woche oder besser jeden Tag?

Meir: Also, ich werde jetzt 63 Jahre alt und habe noch ganz gute Haare. Ich wasche sie mir täglich. Aber man sollte kein billiges Shampoo im Supermarkt kaufen, sondern dem Rat eines Friseurs vertrauen und da ein bisserl investiere­n.

Herr Meir, wie wird man eigentlich Promifrise­ur?

Meir: Ach bitte, ich wusste, dass diese Frage kommt … Ich bin kein Prominente­n-Friseur, bums, aus! Aber es gibt einige ganz prominente Leute unter meinen Kunden. Doch das stelle ich nicht ins Zentrum. Bei mir ist jeder Kunde, jede Kundin, gleich. Interview: Josef Karg

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Fotos: dpa, afp Die 80er kehren zurück: Rudi Völler, Nena und Linda Evans.
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