Rieser Nachrichten

Die Letzten, die zahlen müssen?

Markus Söder möchte die umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e abschaffen. Im Nördlinger Stadtteil Baldingen hoffen nun die Anwohner der Talergasse, weniger zu zahlen

- VON DENIS DWORATSCHE­K UND THOMAS HILGENDORF

Nördlingen Viele Hausbesitz­er dürften die Meldungen der vergangene­n Tage interessie­rt verfolgt haben: Der designiert­e bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) möchte die umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e abschaffen. Michael Tyroller hält sie sowieso für ungerecht. Vor wenigen Jahren, als in Nördlingen der Bereich Schäfflesm­arkt/Rübenmarkt/Kohlenmark­t saniert wurde, musste er als Hausbesitz­er dafür zahlen.

Er verfolge aufmerksam die von Söder angestoßen­e Debatte, sagt Tyroller. „Ich glaube nicht, dass die Straßenaus­baubeiträg­e aufgehoben werden“, meint er. Überhaupt sei es für ihn zu spät: 30 000 Euro kostete ihn der Ausbau damals. „Rückwirken­d werde ich sicherlich nicht entschädig­t“, sagt er.

Im Nördlinger Stadtteil Baldingen wurde im vergangene­n November die Talergasse fertiggest­ellt. Auch hier müssen die Anwohner für Sanierung der Straße aufkommen. Rund 1,2 Millionen Euro hatte sich die Stadt den Ausbau kosten lassen. Knapp die Hälfte (580 000 Euro) müssen die Anlieger zahlen. Sie hoffen aber jetzt, möglicherw­eise weniger berappen zu müssen oder sogar rückwirken­d befreit zu werden. „Wir müssen bluten und die anderen sind dann die lachenden Dritten“, sagt ein Anwohner im Gespräch mit den Rieser Nachrichte­n. Zwar sei er grundsätzl­ich nicht gegen die Beiträge, ihm gehe es eher um die Höhe. „Manch ein Anlieger muss bis zu 30 000 Euro zahlen“, sagt er. Einige Anwohner haben schon darüber diskutiert, die dritte fällige Rate nicht zu bezahlen. Vor wenigen Tagen haben sie von der Stadt Nördlingen ein Schreiben bekommen, das den RN vorliegt. Darin heißt es, dass den Anwohnern dringend davon abgeraten werde, aus Anlass der derzeitige­n Diskussion von einer Bezahlung Abstand zu nehmen.

Klaus Feldmeier von der Stadtverwa­ltung erklärt: „Mit dem Brief wollten wir die Anwohner nur über den aktuellen Stand informiere­n.“Und dieser sei, dass die Beiträge weiterhin gezahlt werden müssen. Erst wenn sich die Gesetzesla­ge ändere, könnten auf die künftigen Straßenaus­baubeiträg­e möglicherw­eise verzichtet werden. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die mögliche Abschaffun­g rückwirken­d gilt“, sagt er. Falls doch, werde die Stadt die gezahlten Beiträge der Anwohner der Talergasse natürlich zurückzahl­en. Michael Bauhammer, Leiter des Tiefbauamt­es, möchte erst einmal abwarten: „Die geplanten Sanierunge­n der Straßen ,Memminger Weg’ und ,Im Weiler’ in Baldingen setzen wir vorerst aus.“Alle anderen Projekte wie die Arbeiten am früheren BayWa-Gelände seien nicht beitragspf­lichtig.

In Wemding und Huisheim beispielsw­eise gibt es die ungeliebte­n Beiträge nicht. Dort sollten die Bürger bislang nicht mit jenen hohen Einmalzahl­ungen belastet werden. Bürgermeis­ter Martin Drexler (CSU) erklärt das Wemdinger Modie dell: Dort würden die Kosten für den Straßenaus­bau bislang über die Grundsteue­r abgedeckt. Probleme habe es noch nie gegeben. Anders sieht es in Harburg aus. Die Stadt sei bisher auf die Beiträge angewiesen, erklärt Kämmerer Wolfgang Stegmüller. „Wir brauchen also einen adäquaten Ersatz.“

Landrat Stefan Rößle spricht sich in der Diskussion um die Straßenaus­baubeiträg­e für „ganz oder gar nicht“aus, ein unklarer Kompromiss, wie ihn einige Kommunen handhaben, wäre in Zukunft schwierig umzusetzen. Die Abschaffun­g hält Rößle zwar für „nachvollzi­ehbar“, aber durchaus mit Problemen verbunden: Was etwa geschehe mit den Anliegern, die derzeit bereits Ratenzahlu­ngen vereinbart haben, wie im Falle Nördlingen? Es sei aktuell bis zu einer Klärung der Zukunft der Straßenaus­baubeiträg­e problemati­sch und kaum vermittelb­ar, wenn gerade jetzt Gebührenfo­rderungen an die Bürger versendet werden: „Aktuell wäre es sinnvoller, zu warten.“

 ?? Archivfoto: Bernd Schied ?? Den Ausbau der Talergasse in Baldingen ließ sich die Stadt Nördlingen 1,2 Millionen Euro kosten. Knapp die Hälfte der Summe müssen die Anwohner aufbringen. Viele hoffen jetzt auf die Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e.
Archivfoto: Bernd Schied Den Ausbau der Talergasse in Baldingen ließ sich die Stadt Nördlingen 1,2 Millionen Euro kosten. Knapp die Hälfte der Summe müssen die Anwohner aufbringen. Viele hoffen jetzt auf die Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e.

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