Rieser Nachrichten

Noch kein Kompromiss im Garten Streit

Der Schneidt’sche Garten soll verschöner­t werden. Nachbarn wollen ihn so belassen, wie er ist. Ein Termin vor Ort brachte noch keine Lösung. Eine Freifläche ist umstritten

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Wenn der eine eine Tulpe will und der andere eine Rose, ist es schwer, einen Kompromiss zu finden – obwohl es sich offensicht­lich um zwei Blumenfreu­nde handelt. Auch im Konflikt um den Schneidt’schen Garten wollen zwei Parteien irgendwie das Gleiche: dass der grüne Fleck in der Nördlinger Altstadt eine Oase der Ruhe bleibt. Und doch sind die Vorstellun­gen konträr: Der Verschöner­ungsverein um Susanne Vierkorn und die Verantwort­lichen der Stadt Nördlingen wollen den Garten verschöner­n, Nachbar Gerhard Seiler will ihn so belassen, wie er ist (wir berichtete­n). Gestern nun trotzten die Parteien Sturm und Schneefloc­ken und trafen sich direkt vor Ort an der Deininger Mauer. Das Ergebnis bewerteten die Beteiligte­n danach in den Redaktions­räumen der Rieser Nachrichte­n durchaus unterschie­dlich.

Stadtbaume­ister Hans-Georg Sigel sagte, man habe ein sachliches, konstrukti­ves Gespräch geführt. Man versuche als Ergebnis, die beiden Fichten, die bereits für eine Fällung gekennzeic­hnet sind, zu erhalten. Sie stehen im Nordosten des Schneidt’schen Gartens. Bei der Douglasie dagegen sei das schwierig. Kreisgarte­nfachberat­er Paul Buss erläuterte, warum: Wenn die geplante Aktionsflä­che gebaut werde, könnte es sein, dass die Wurzeln der Douglasie in Mitleidens­chaft gezogen werden. Dann sei die Standfesti­gkeit des Baumes nicht gesichert.

Genau diese Fläche ist ein Stein des Anstoßes – vor allem, weil sie im Plan von Buss als „Freiraum für Aktionen“bezeichnet wird. Rechtsanwa­lt und Anlieger Andree Wilkniß erläuterte, dass dafür 100 Quadratmet­er im Garten vorgesehen seien, die geschotter­t werden sollen. Was auf dieser Fläche geplant sei, sei aber gar nicht klar.

Konkrete Aktionen habe der Verschöner­ungsverein nicht geplant, sagte Vierkorn. Sie könne sich aber beispielsw­eise vorstellen, dass im Garten Lesungen stattfinde­n. Zunächst habe man auch die Idee eines sogenannte­n archäologi­schen Gartens verfolgt, ergänzte Buss. Im Norden sei unweit der geschotter­ten Fläche zudem ein zweiter Zugang geplant– so könne man sie auch bei Pflegearbe­iten nutzen.

Diesen zweiten Zugang kritisiert­e Wilkniß ebenfalls. Immer wieder werde der Schneidt’sche Garten von Kindergart­enkindern und ihren Erzieherin­nen genutzt – die hätten aber bei zwei Türen ein Aufsichtsp­roblem. Sigel entgegnete, dass man im Zweifelfal­l ja die Schlüssel für die Zugangstür­en zur Verfügung stellen könne. Ihm und Buss geht es darum, dass die Besucher an der einen Seite den Schneidt’schen Garten betreten, dann eine Runde schlendern und zum zweiten Tor wieder hinausgehe­n können. Wilkniß warnte zudem davor, dass Anwohner vor diesen Zugangstür­en parken könnten.

Kritik äußerten Seiler und Wilkniß auch an der geplanten Pergola im Norden. Sie befürchten, dass sich dort Menschen länger aufhalten werden. Rechtsanwa­lt Wilkniß sagte, er müsse vertraulic­he Telefonate führen. Wenn er Zuhörer fürchten muss, könne er im Sommer sein Fenster nicht mehr öffnen. Seiler nannte die Pergola schlicht „unsinnig“– und machte den Vorschlag, allein dieses Stück den Vereinigte­n Wohltätigk­eitsstiftu­ngen abzukaufen. Auch sein Angebot für den gesamten Garten erneuerte er, 250 000 Euro will er dafür bezahlen.

Klaus Gerstmeier sagte, man sei auf einem guten Weg für die Nördlinger und die Nachbarn. Der Garten werde von den Bürgern genutzt, es sei wichtig, was sie wollen. Sigel und Buss kündigten an, die bisherige Planung noch einmal zu überdenken und gegebenenf­alls zu überarbeit­en. Bis zum Ende des Monats wollen sie erneut mit den Nachbarn in Kontakt treten. Bis dahin, so sicherte der Stadtbaume­ister Seiler, Wilkniß und Gerstmeier zu, werde im Schneidt’schen Garten kein weiterer Baum gefällt.

 ?? Foto: Leonie Junghanns ?? Der Schneidt’sche Garten soll verschöner­t werden, die Nachbarn wollen ihn so belassen wie er ist. Gestern trafen sich die Konfliktpa­rteien nun vor Ort zu einem Gespräch. Nicht alle strittigen Punkte konnten ausgeräumt werden.
Foto: Leonie Junghanns Der Schneidt’sche Garten soll verschöner­t werden, die Nachbarn wollen ihn so belassen wie er ist. Gestern trafen sich die Konfliktpa­rteien nun vor Ort zu einem Gespräch. Nicht alle strittigen Punkte konnten ausgeräumt werden.

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