Noch kein Kompromiss im Garten Streit
Der Schneidt’sche Garten soll verschönert werden. Nachbarn wollen ihn so belassen, wie er ist. Ein Termin vor Ort brachte noch keine Lösung. Eine Freifläche ist umstritten
Nördlingen Wenn der eine eine Tulpe will und der andere eine Rose, ist es schwer, einen Kompromiss zu finden – obwohl es sich offensichtlich um zwei Blumenfreunde handelt. Auch im Konflikt um den Schneidt’schen Garten wollen zwei Parteien irgendwie das Gleiche: dass der grüne Fleck in der Nördlinger Altstadt eine Oase der Ruhe bleibt. Und doch sind die Vorstellungen konträr: Der Verschönerungsverein um Susanne Vierkorn und die Verantwortlichen der Stadt Nördlingen wollen den Garten verschönern, Nachbar Gerhard Seiler will ihn so belassen, wie er ist (wir berichteten). Gestern nun trotzten die Parteien Sturm und Schneeflocken und trafen sich direkt vor Ort an der Deininger Mauer. Das Ergebnis bewerteten die Beteiligten danach in den Redaktionsräumen der Rieser Nachrichten durchaus unterschiedlich.
Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel sagte, man habe ein sachliches, konstruktives Gespräch geführt. Man versuche als Ergebnis, die beiden Fichten, die bereits für eine Fällung gekennzeichnet sind, zu erhalten. Sie stehen im Nordosten des Schneidt’schen Gartens. Bei der Douglasie dagegen sei das schwierig. Kreisgartenfachberater Paul Buss erläuterte, warum: Wenn die geplante Aktionsfläche gebaut werde, könnte es sein, dass die Wurzeln der Douglasie in Mitleidenschaft gezogen werden. Dann sei die Standfestigkeit des Baumes nicht gesichert.
Genau diese Fläche ist ein Stein des Anstoßes – vor allem, weil sie im Plan von Buss als „Freiraum für Aktionen“bezeichnet wird. Rechtsanwalt und Anlieger Andree Wilkniß erläuterte, dass dafür 100 Quadratmeter im Garten vorgesehen seien, die geschottert werden sollen. Was auf dieser Fläche geplant sei, sei aber gar nicht klar.
Konkrete Aktionen habe der Verschönerungsverein nicht geplant, sagte Vierkorn. Sie könne sich aber beispielsweise vorstellen, dass im Garten Lesungen stattfinden. Zunächst habe man auch die Idee eines sogenannten archäologischen Gartens verfolgt, ergänzte Buss. Im Norden sei unweit der geschotterten Fläche zudem ein zweiter Zugang geplant– so könne man sie auch bei Pflegearbeiten nutzen.
Diesen zweiten Zugang kritisierte Wilkniß ebenfalls. Immer wieder werde der Schneidt’sche Garten von Kindergartenkindern und ihren Erzieherinnen genutzt – die hätten aber bei zwei Türen ein Aufsichtsproblem. Sigel entgegnete, dass man im Zweifelfall ja die Schlüssel für die Zugangstüren zur Verfügung stellen könne. Ihm und Buss geht es darum, dass die Besucher an der einen Seite den Schneidt’schen Garten betreten, dann eine Runde schlendern und zum zweiten Tor wieder hinausgehen können. Wilkniß warnte zudem davor, dass Anwohner vor diesen Zugangstüren parken könnten.
Kritik äußerten Seiler und Wilkniß auch an der geplanten Pergola im Norden. Sie befürchten, dass sich dort Menschen länger aufhalten werden. Rechtsanwalt Wilkniß sagte, er müsse vertrauliche Telefonate führen. Wenn er Zuhörer fürchten muss, könne er im Sommer sein Fenster nicht mehr öffnen. Seiler nannte die Pergola schlicht „unsinnig“– und machte den Vorschlag, allein dieses Stück den Vereinigten Wohltätigkeitsstiftungen abzukaufen. Auch sein Angebot für den gesamten Garten erneuerte er, 250 000 Euro will er dafür bezahlen.
Klaus Gerstmeier sagte, man sei auf einem guten Weg für die Nördlinger und die Nachbarn. Der Garten werde von den Bürgern genutzt, es sei wichtig, was sie wollen. Sigel und Buss kündigten an, die bisherige Planung noch einmal zu überdenken und gegebenenfalls zu überarbeiten. Bis zum Ende des Monats wollen sie erneut mit den Nachbarn in Kontakt treten. Bis dahin, so sicherte der Stadtbaumeister Seiler, Wilkniß und Gerstmeier zu, werde im Schneidt’schen Garten kein weiterer Baum gefällt.