Warum Schaffhausen ein f dazu beschummelte
Grosselfingen wollte nie „groß“sein und Kleinerdlingen hieß früh ganz anders
Landkreis Mit dem heutigen elften Beitrag endet die RN-Serie über die Bedeutung der Ortsnamen im Ries. In keines der bisherigen Schemen passen die nun folgenden letzten Beispiele.
Mauren, heute Stadtteil von Harburg, hat sich möglicherweise schon in der Römerzeit aus einer „villa rustica“weiter entwickelt. Das lateinische „murus“(Mauer; aus Steinen gemauert!) deutet darauf hin, denn die Germanen haben mit Holz gezimmert. Schrattenhofen, heute ebenfalls ein Harburger Stadtteil, wird 1175 in einer Kopie einer älteren Urkunde genannt als „Scratinhouen“, also als die Häuser eines Scrato o.ä. In diesem mittelhochdeutschen Wort steckt schon der heutige Begriff „Schrat“(laut Duden: zottiger Waldgeist). Seit 1801 nennt sich der kleine Ort „Schrattenhofen“. Schaffhausen im „Holzland“war früher ein „Schafhausen“, was auch in allen alten Urkunden bestätigt ist. Hirten hatten hier vor Zeiten auf einer Waldlichtung gute Weide gefunden und einen Unterstand zum Schutz vor wilden Tieren gebaut und bald hieß es wohl: „Bei denen vom Schafhaus“. Aber „schaffen“im Ortsnamen war den fleißigen Schaffhäusern wohl lieber als „Schafe“und so schrieben sie sich ab 1930 mit „ff“.
Der Name des Weilers Bettendorf bei Oettingen ist noch nicht endgültig geklärt. Einige Forscher gehen von einem althochdeutschen (!) Personennamen „Beddo, Betto“aus, wobei ihnen aber das eigentlich dazu gehörige Suffix „ingen“oder „heim“fehlt, aber das mittelhochdeutsche (!) „dorf“Kopfzerbrechen bereitet. Bei Ebermergen scheint das gleiche Problem vorzuliegen, doch hier ist die Sache anders. Frühere Urkunden sprechen bei diesem Dorf von einem „Ebermaeringen“(12. Jahrhundert), 1340 von einem „Ebermeringen“und erst seit 1415 von einem Ebermergen. Hier hat sich das Suffix „ingen“zu einem „mergen“gewandelt, aber unter Beibehaltung des Personennamens Ebermar. Den Grosselfingern ist das „ss“wichtig und sie wollten nie mit einem „ß“geschrieben werden, weil sich der erste Teil ihres Ortsnamens auf einen Grozzolf bezieht. So ist in Anlehnung an alte Schreibweisen wie im Jahr 1153 Grozelfingen oder 1250 Grozzeluingen der Ortsnamen zu deuten als „die Ansiedlung, die Häuser des Grozzolf“, von dem, der vielleicht einen großen Wolf erlegt hat oder so schlau und mutig wie ein Wolf war. Holheim, im 8. Jahrhundert als „Holleheim“, 1346 als „Hohlen“überliefert, hat das Suffix „heim“und als Bestimmungswort die Höhle (Ofnethöhlen!). Der Ort meinte wohl „Heimat bei den Höhlen“. Rudelstetten hieß im 12. Jahrhundert noch „Rudolfesteten“, war also die Wohnstätte eines Rudolfs.
Kleinerdlingen bei Nördlingen hieß früher „Erningen“(1250), Erdlingen (1467) und erst seit 1791 Kleinnördlingen. Von Reitzenstein schreibt: „Es liegt wohl der Personenname Arno zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist. Im 17. Jahrhundert wurde der Ort im Gegensatz zu der evangelischen Reichsstadt wieder katholisch. Die Einwohner des Pfarrdorfes, die aus religiösen Gründen die Stadt Nördlingen verlassen hatten, scheinen später deren Namen auf ihre neue Wohnstätte übertragen zu haben, allerdings wurde wegen der unterschiedlichen Größe das Adjektiv klein davor gesetzt.“
Ederheim dürfte von einem „Adiro“gegründet worden sein. Herk heims erste urkundliche Nennung war 1250 „Herkein“und „Aercheim“, vermutlich abgeleitet vom Personennamen „Haricho“. Über den Ort Lierheim schreibt Mayer 1887 dazu kurz und knapp: „Ich betrachte Lierheim als Heimat an oder auf dem Hügel.“Und über Hürn heim heißt es ebenda: „Der Name Hürnheim lässt sich nicht sicher erklären.“Dass die Hürnheimer ein Gehörn ins Wappen aufgenommen haben, lässt aber Rückschlüsse zu.