Lernen mit digitalen Geräten
An einigen Schulen im Ries lernen Schüler nicht mehr mit den grünen Kreide-Tafeln. Am AEG in Oettingen spielen sie überhaupt nur noch eine untergeordnete Rolle
Nördlingen/Oettingen Mit der Generalsanierung des Theodor-HeussGymnasiums Nördlingen erhält die Schule nicht nur ein nahezu neues Gebäude, die Innenausstattung soll ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht werden. Im Zuge dessen sollen in den neuen Klassenzimmern keine herkömmlichen grünen Kreidetafeln mehr eingesetzt, sondern stattdessen digitale Tafeln installiert werden. Um diese technische Innovation kennenzulernen, gab es für das Lehrerkollegium eine Einführung durch Armin Güntner von der Firma Degen, die konventionelle und digitale Tafeln herstellt.
Der Experte wies darauf hin, dass zur Bildung 4.0 vertiefte IT-Kenntnisse und Digitalisierung gehörten und dass es hierzu die Vision gebe, dass Lernen künftig personalisiert und interaktiv gestaltet werde. Was dies bedeutet, führte Armin Güntner direkt an einer digitalen Tafel vor: „Der Benutzer, sowohl Lehrer als auch Schüler, kann selbstständig eingreifen und mitbestimmen; er kann handlungsorientiert an den Tafeln den Unterricht gestalten. Genau diese Interaktivität ist die Zukunft des digitalen Lernens.“
Auf dem sogenannten Panel kann wie auf einer Kreidetafel geschrieben werden; zusätzlich können Seitenflügel angebracht werden, die mit Stiften beschreibbar sind. Auf dem Bildschirm der Tafel können verschiedene Apps wie auf einem Tablet angesteuert, digitale Arbeitsblätter bearbeitet, Powerpoint-Präsentationen abgespielt und Filme in UltraHD-Qualität gezeigt werden. Um allerdings das Potenzial der digitalen Tafeln voll auszuschöpfen, ist ein leistungsfähiges WLan vonnöten.
Auch wenn genau dieses im Modul-Gebäude des THG noch fehlt, stellte die Firma Degen bis zu den Weihnachtsferien ein Panel zur Verfügung, um es zu testen. Zahlreiche Lehrer haben sich in diesem Zeitraum die Tafel der Zukunft von Systembetreuer Jürgen Horzella erklären lassen; einige haben sie auch im Unterricht ausprobiert.
Große Begeisterung zeigten Lehrer und Schüler ob der hohen Bildund Tonqualität beim Abspielen von Filmen und Tonbeispielen. Aufgrund des fehlenden Internetanschlusses konnten allerdings die eigentlich zum Panel gehörigen Programme nicht genutzt werden, was zum Beispiel beim Beschreiben der Tafeln eine deutliche Zeitverzögerung zur Folge hatte. Dies führte vor allem bei den Schülern zunächst zu einer gewissen Skepsis, die sich ein Schulleben ohne die grünen Kreidetafeln derzeit nur schwer vorstellen können. Der daraus resultierende Wegfall des Tafeldiensts wurde aber als positiver Nebeneffekt erkannt. In Nördlingen gibt es an der Liselotte-Nold-Schule bereits zwölf solcher digitalen Tafeln.
Am Oettinger Albrecht-ErnstGymnasium werden keine digitalen Tafeln eingesetzt. Wie Schulleiter Günther Schmalisch sagt, liege das aber nicht an der Technik, sondern daran, dass am AEG eine andere Unterrichtsform gehandhabt werde. Die Tafeln würden an einer Stelle fixiert sein und damit hätte man wieder einen lehrerzentrierten Unterricht, was aber am AEG vermieden werde. „Da ein Schwerpunkt unseres Konzeptes das schülerzentrierte, individualisierte Lernen ist, würden es unserem Konzept auch widersprechen. Im neuen LehrplanPlus werden übrigens genau diese Aspekte ebenfalls in den Mittelpunkt schulischen Lernens gerückt“, sagt Schmalisch. Statt starr fixierter benutzten die Schüler mobile Endgeräte, die mit den mittlerweile zur Verfügung stehenden Programmen „eine große Bandbreite an Möglichkeiten digitalen Lernens in allen Fachbereichen bieten und gleichzeitig eben ein individualisiertes Lernen ermöglichen“. Schmalisch hat auf Messen wie der „Didacta“außerdem festgestellt, dass ein Trend hin zu Projektionskameras gehe. Letztendlich müsse aber jede Schule für sich entscheiden, welches Konzept sie verfolgt und welche technische Unterstützung die dafür beste ist.