Rieser Nachrichten

Nur nicht loslassen

Das ersatzgesc­hwächte Angels-Team beweist gegen Aufsteiger Heidelberg Moral und behält auch in kritischen Moment den Überblick. Lohn ist der erste Sieg seit fünf Spieltagen

- VON KURT WITTMANN

Nördlingen Mit einer Energielei­stung gewannen die TH Wohnbau Angels gestern Abend gegen die AXSE Baskets Heidelberg mit 74:61 und holen sich ihr erstes Erfolgserl­ebnis im Jahr 2018. Trotz des krankheits­bedingten Fehlens von US-Guard Jen Schlott bewiesen die Rieserinne­n Charakter und behielten den Sieg sowie den direkten Vergleich im Ries.

Das Süd-Derby gegen die AXSE Baskets aus Heidelberg stand für die Angels unter keinem guten Stern. Spielmache­rin Jen Schlott lag mit Fieber im Bett und Coach Bär musste neue Lösungen finden. Eine sollte sein, das Spiel noch schneller zu machen und das hatten seine Mädels wohl verstanden. Mit einem 9:0 nach zwei Minuten raubten sie den Gästen erst einmal die Luft zum Atmen und bewiesen, dass man nicht gewillt war, klein beizugeben, „nur“weil eine Spielerin fehlte. Immerhin hatte man mit Heidelberg aus dem Hinspiel noch eine Rechnung offen und wollte sich für die knappe Niederlage dort revanchier­en. Sehr konsequent puschten Anni Mäkitalo, auf der die Hauptlast des Ballvortra­gs lag, und Sami Hill bei jeder sich bietenden Möglichkei­t den Ball nach vorne und schlossen früh ab. Auch Aleks Racic zog mehrfach mit vollem Einsatz zum Korb, sodass das Viertelerg­ebnis von 21:12 durchaus zufriedens­tellen konnte. Besonders erfreulich auch, dass Carina Högg nach mehrwöchig­er Verletzung­spause endlich wieder eingesetzt werden konnte.

Das Hauptprobl­em der Angels war in der Folge, sich auf die Linie der Schiedsric­hter einzustell­en, neudeutsch Foul-Management. Sowohl Luisa Geiselsöde­r als auch Kim Pierre-Louis waren bereits mit drei Fouls belastet, als die Halbzeitpa­use noch weit entfernt war. Spielstand zu diesem Zeitpunkt: 31:24. Bis zum Halbzeitst­and von 36:28 kämpfte man sich durch, auch weil Amenze Obanor und Carina Högg alles gaben, was sie hatten, und Sami Hill mit ihrer Schnelligk­eit immer wieder den Weg zum Korb fand.

Mit „voller Kapelle“, sogar ohne Schlott, schienen die Angels den Gästen klar überlegen, doch Coach Bär war ständig gezwungen, Kompromiss­e einzugehen, um seine Top-Akteure im Spiel zu halten. Beim 46:34 (24. Minute) waren dann schließlic­h beide Top-Center der Nördlinger mit vier Foulpfiffe­n belegt und damit erst einmal zum Zuschauen verdammt. Der Vorsprung schmolz und schmolz, der Rhythmus im Angriffssp­iel der Gastgeber war dahin, auch weil man sich mehr mit Schiedsric­hterpfiffe­n beschäftig­te als mit Basketball­spielen. Doch die Mädels aus dem Ries zeigten Charakter, kämpften und rackerten. Positiver Nebeneffek­t: Fast durchgängi­g standen bei den Angels drei deutsche Akteurinne­n auf dem Feld. Und die machten ihre Sache sehr ordentlich. Immerhin holten sie den 10-Punkte-Vorsprung zum Viertelend­e wieder zurück und behauptete­n ihn gegen alle Widerständ­e und Verunsiche­rung.

Doch die Angels wurden müde, ihre Aktionen ungenauer. Einige Spielerinn­en hatten mehr oder weniger durchgespi­elt, sodass Heidelberg aufschließ­en konnte. Beim 64:61 (36.) stand das Match auf des Messers Schneide, doch die Angels wollten diesen ersten Sieg in 2018 unbedingt und gaben den Vorsprung nicht mehr her. Im Gegenteil: Anni Mäkitalo, die 37 Minuten lang das Match dirigierte und dabei nur zwei Turnovers zuließ, behielt auch in der kritischen Phase den Überblick, passte den Ball da hin, wo er hinsollte, sodass ein am Ende deutlicher­es Ergebnis zustande kam, als es das Spiel eigentlich war. Dass die Rieserinne­n auch den direkten Vergleich gegenüber dem Aufsteiger gewannen, sei nur am Rande erwähnt. Mit diesem Erfolgserl­ebnis im Rücken und einer hoffentlic­h bald wieder genesenen Jen Schlott blickt man im Lager der Angels den kommenden Aufgaben optimistis­ch entgegen.

Angels Kim Pierre Louis (20 Punkte, 11 Rebounds), Anni Mäkitalo (2), Amenze Obanor (2), Aleksandra Racic (12), Sami Hill (19, 2 Dreier, 5 Rebounds, 4 Steals), Luisa Geiselsöde­r (14 in 21 Minuten), Ca rina Högg (3), Laura Geiselsöde­r (2). – Bei Heidelberg fielen auf: Young (16), Arthur (12), LeMar (10). – Reboundver hältnis 45:25. – Wurfquoten aus dem Feld: 28/66 (42%) zu 23/62 (37%). – Freiwürfe: Angels 16/19 (84%), Heidel berg 12/18 (67%)

 ?? Foto: Jochen Aumann ?? Nur den Ball nicht loslassen, auch wenn man den klaren Durchblick ein wenig verloren hat. Sami Hill, die kanadische National spielerin im Trikot der Nördlinger Angels, demonstrie­rt das kämpferisc­he Motto des gestrigen Spiels.
Foto: Jochen Aumann Nur den Ball nicht loslassen, auch wenn man den klaren Durchblick ein wenig verloren hat. Sami Hill, die kanadische National spielerin im Trikot der Nördlinger Angels, demonstrie­rt das kämpferisc­he Motto des gestrigen Spiels.

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