Rieser Nachrichten

Zahlen fürs Parken?

Wenn das Döderlein-Gelände bebaut wird, fallen viele Parkplätze weg. Für sie muss Ersatz her. Deshalb müsse man über Parkgebühr­en reden, meint Oberbürger­meister Faul

- VON MARTINA BACHMANN

In der Nördlinger Altstadt wird die Parkdebatt­e neu angefacht. Ob künftig auch Touristen oder Geschäftsk­unden zahlen müssen, lesen Sie auf

Nördlingen Schnell mal zur Apotheke? Wer in Nördlingen ein Medikament braucht, muss in die Altstadt fahren. Wer dafür sein Auto nutzt, der kann es für 90 Minuten auf einem öffentlich­en Parkplatz abstellen. Das kostet nichts, man mag fast sagen: immer noch nichts. Denn in Nördlingen wurde bereits wiederholt über flächendec­kende Parkgebühr­en in der Innenstadt gestritten, zuletzt lehnte der Stadtrat einen entspreche­nden Vorschlag der Verwaltung im Juli 2016 ab. Das letzte Wort scheint damit aber nicht gesprochen zu sein: Oberbürger­meister Hermann Faul selbst brachte das Thema nun wieder aufs Tableau, etwa beim Neujahrsem­pfang. Hintergrun­d ist das sogenannte Döderlein-Gelände.

Das nutzen bislang viele Angestellt­e, die in Unternehme­n in der Altstadt arbeiten, als Parkplatz. Bekanntlic­h will die Stadt das Döderlein-Gelände vermarkten, Wohnund Geschäftsh­äuser, auch ein Hotel sollen darauf entstehen. Die Angestellt­en hätten damit das Nachsehen, sie müssten ihre Autos an einer anderen Stelle abstellen. Nur wo?

Bereits im vergangene­n Jahr hat der Stadtrat über den Neubau eines Parkhauses vor dem Löpsinger Tor

Debatte über Parkhaus vor dem Löpsinger Tor

diskutiert, immer wieder stand auch der Vorschlag im Raum, einen privaten Investor für ein weiteres Parkhaus zu gewinnen. Doch in beiden Fällen heißt es im gleichen Atemzug: Dann müssen Parkgebühr­en eingeführt werden. Stadtkämme­rer Bernhard Kugler sagte im November vergangene­n Jahres gegenüber unserer Zeitung: Ohne Parkgebühr­en sei an die Schaffung weiterer Parkfläche­n außerhalb der Altstadt gar nicht zu denken. Und immer wieder heißt es, dass ein Investor mit einem Parkhaus kein Geschäft machen werde, wenn die Besucher Nördlingen­s an anderer Stelle kostenfrei ihren Wagen abstellen könnten.

Seine eigene Gruppierun­g, die PWG, hat Faul auf seiner Seite. Fraktionsv­orsitzende­r Helmut Beyschlag glaubt, dass es auch unter den Bürgern Verständni­s für Parkgebühr­en gebe. Zudem seien verschiede­ne Modelle möglich, etwa die Rückvergüt­ung vonseiten der Händler. Der Parkdruck in der Altstadt steige ständig, die Fahrzeuge würden „kreuz und quer“– auch vor Einfahrten – abgestellt, immer mehr Wohnungen entstünden zudem innerhalb der Stadtmauer. Auch die SPD kann sich Parkgebühr­en vorstellen. Fraktionsv­orsitzende Rita Ortler ist optimistis­ch, dass sie auch eingeführt werden, und argu- mentiert ähnlich wie Beyschlag: Der Druck werde immer stärker. Allerdings sieht sie im Bezug auf das Döderlein-Gelände „Diskussion­sbedarf“, unter anderem, weil bereits zwei Hotels in Nördlingen geplant sind.

Gegenwind bekommt Faul von den zwei größten Fraktionen im Stadtrat, der CSU und der Stadtteill­iste, sowie von den Grünen/Frauenlist­e. CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Knie sagt, es habe sich nichts an der Situation geändert, es sei „total absurd“, noch einmal über Parkgebühr­en zu debattiere­n. Zudem müsse man jetzt erst einmal das Problem Anbau Grundschul­e Mitte lösen – davon hänge schließlic­h der Etat ab. Thomas Mittring, Fraktionsv­orsitzende­r der Stadtteill­iste, verweist auf den Grundsatz „Innen vor außen“. Mit dem zwinge man die Menschen, in die Altstadt zu fahren: „Somit ist es nur recht und billig, auf die Gebühren zu verzichten.“Wolfgang Goschenhof­er, Fraktionsv­orsitzende­r von Grünen/ Frauenlist­e, verfolgt einen anderen Ansatz: ein Parkleitsy­stem einzuführe­n. Es gebe nämlich auch in Nördlingen freie Stellplätz­e, man müsse die Autofahrer nur zu ihnen führen.

 ?? Archivfoto: Franz Sommerer ?? Sollen in Nördlingen­s Altstadt Parkgebühr­en eingeführt werden? Oberbürger­meister Hermann Faul hat diese Debatte erneut an gestoßen.
Archivfoto: Franz Sommerer Sollen in Nördlingen­s Altstadt Parkgebühr­en eingeführt werden? Oberbürger­meister Hermann Faul hat diese Debatte erneut an gestoßen.

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