Zahlen fürs Parken?
Wenn das Döderlein-Gelände bebaut wird, fallen viele Parkplätze weg. Für sie muss Ersatz her. Deshalb müsse man über Parkgebühren reden, meint Oberbürgermeister Faul
In der Nördlinger Altstadt wird die Parkdebatte neu angefacht. Ob künftig auch Touristen oder Geschäftskunden zahlen müssen, lesen Sie auf
Nördlingen Schnell mal zur Apotheke? Wer in Nördlingen ein Medikament braucht, muss in die Altstadt fahren. Wer dafür sein Auto nutzt, der kann es für 90 Minuten auf einem öffentlichen Parkplatz abstellen. Das kostet nichts, man mag fast sagen: immer noch nichts. Denn in Nördlingen wurde bereits wiederholt über flächendeckende Parkgebühren in der Innenstadt gestritten, zuletzt lehnte der Stadtrat einen entsprechenden Vorschlag der Verwaltung im Juli 2016 ab. Das letzte Wort scheint damit aber nicht gesprochen zu sein: Oberbürgermeister Hermann Faul selbst brachte das Thema nun wieder aufs Tableau, etwa beim Neujahrsempfang. Hintergrund ist das sogenannte Döderlein-Gelände.
Das nutzen bislang viele Angestellte, die in Unternehmen in der Altstadt arbeiten, als Parkplatz. Bekanntlich will die Stadt das Döderlein-Gelände vermarkten, Wohnund Geschäftshäuser, auch ein Hotel sollen darauf entstehen. Die Angestellten hätten damit das Nachsehen, sie müssten ihre Autos an einer anderen Stelle abstellen. Nur wo?
Bereits im vergangenen Jahr hat der Stadtrat über den Neubau eines Parkhauses vor dem Löpsinger Tor
Debatte über Parkhaus vor dem Löpsinger Tor
diskutiert, immer wieder stand auch der Vorschlag im Raum, einen privaten Investor für ein weiteres Parkhaus zu gewinnen. Doch in beiden Fällen heißt es im gleichen Atemzug: Dann müssen Parkgebühren eingeführt werden. Stadtkämmerer Bernhard Kugler sagte im November vergangenen Jahres gegenüber unserer Zeitung: Ohne Parkgebühren sei an die Schaffung weiterer Parkflächen außerhalb der Altstadt gar nicht zu denken. Und immer wieder heißt es, dass ein Investor mit einem Parkhaus kein Geschäft machen werde, wenn die Besucher Nördlingens an anderer Stelle kostenfrei ihren Wagen abstellen könnten.
Seine eigene Gruppierung, die PWG, hat Faul auf seiner Seite. Fraktionsvorsitzender Helmut Beyschlag glaubt, dass es auch unter den Bürgern Verständnis für Parkgebühren gebe. Zudem seien verschiedene Modelle möglich, etwa die Rückvergütung vonseiten der Händler. Der Parkdruck in der Altstadt steige ständig, die Fahrzeuge würden „kreuz und quer“– auch vor Einfahrten – abgestellt, immer mehr Wohnungen entstünden zudem innerhalb der Stadtmauer. Auch die SPD kann sich Parkgebühren vorstellen. Fraktionsvorsitzende Rita Ortler ist optimistisch, dass sie auch eingeführt werden, und argu- mentiert ähnlich wie Beyschlag: Der Druck werde immer stärker. Allerdings sieht sie im Bezug auf das Döderlein-Gelände „Diskussionsbedarf“, unter anderem, weil bereits zwei Hotels in Nördlingen geplant sind.
Gegenwind bekommt Faul von den zwei größten Fraktionen im Stadtrat, der CSU und der Stadtteilliste, sowie von den Grünen/Frauenliste. CSU-Fraktionsvorsitzender Thomas Knie sagt, es habe sich nichts an der Situation geändert, es sei „total absurd“, noch einmal über Parkgebühren zu debattieren. Zudem müsse man jetzt erst einmal das Problem Anbau Grundschule Mitte lösen – davon hänge schließlich der Etat ab. Thomas Mittring, Fraktionsvorsitzender der Stadtteilliste, verweist auf den Grundsatz „Innen vor außen“. Mit dem zwinge man die Menschen, in die Altstadt zu fahren: „Somit ist es nur recht und billig, auf die Gebühren zu verzichten.“Wolfgang Goschenhofer, Fraktionsvorsitzender von Grünen/ Frauenliste, verfolgt einen anderen Ansatz: ein Parkleitsystem einzuführen. Es gebe nämlich auch in Nördlingen freie Stellplätze, man müsse die Autofahrer nur zu ihnen führen.