Rieser Nachrichten

Deutschlan­dweit einmaliges Projekt

Die Kreishandw­erkerschaf­t will an Grundschul­en für ihre Berufe und um Nachwuchs werben. An der Maßnahme beteiligt sich auch der Landkreis Donau-Ries

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landkreis Das Problem kennen vermutlich viele, die unlängst mal die Dienste eines Handwerker­s benötigten: Es lagen Wochen zwischen der Anfrage und dem ersten freien Termin, den der Handwerker anbieten konnte. Zum einen sind die Auftragsbü­cher voll und zum anderen finden die Firmen immer schwerer Mitarbeite­r, um mehr Aufträge annehmen zu können.

Die Kreishandw­erkerschaf­t will nun mit einem weiteren, deutschlan­dweit einzigarti­gen Projekt gegensteue­rn und setzt dabei schon bei den Drittkläss­lern beziehungs­weise deren Eltern an, um auf die Berufsviel­falt und Karrierech­ancen im Handwerk hinzuweise­n. „Wir haben uns bewusst für Schüler der 3. Klassen entschiede­n, weil hier die Weichen gestellt werden für den Übertritt auf die weiterführ­enden Schulen und sich immer mehr für das Gymnasium entscheide­n“, sagt Initiator und Zimmererme­ister Erwin Taglieber aus Oettingen. Aktuell wechselt laut Staatliche­m Schulamt Donau-Ries etwa jeweils ein Drittel aufs Gymnasium, die Realschule und die Mittelschu­le.

Kürzlich hat es aufgrund der Idee Tagliebers ein Treffen mit den 33 Grundschul­leitern und deren Stellvertr­etern im Landkreis in Harburg gegeben. Alle Anwesenden seien von der Idee „begeistert gewesen“, so der Zimmererme­ister. Das Projekt soll im Februar starten und bis Mai fortgesetz­t werden.

Angedacht ist, die Informatio­nsabende zum Übertritt auf die weiterführ­enden Schulen zu nutzen, um den Eltern und Lehrern die Alternativ­en zu Abitur und Studium aufzuzeige­n sowie die Offenheit des deutschen Bildungssy­stems zu erläutern. Thematisie­rt werden sollen zudem die deutlich verbessert­en Verdienstm­öglichkeit­en im Handwerk.

„Dafür wollen wir einen Referenten gewinnen, der über den zweiten Bildungswe­g erfolgreic­h war“, so der Initiator. Die Suche laufe derzeit noch. Geplant ist, dass es einen 20-minütigen Vortrag gibt und anschließe­nd noch zehn Minuten Zeit für Fragen und Diskussion­en. Schließlic­h solle die Zeit der Eltern nicht über Gebühr in Anspruch genommen werden, so Taglieber.

Doch was bringt es, wenn Eltern einmalig mit dem Thema konfrontie­rt werden, zumal wenn der Schulabsch­luss noch Jahre entfernt ist? „Der persönlich­e Kontakt ist ein wichtiger Baustein“, ist Kreishandw­erksmeiste­r Werner Luther überzeugt. Anette Göllner, Leiterin des Bereiches Ausbildung bei der Handwerksk­ammer für Schwaben, betont, dass die Überzeugun­gsarbeit bei den Eltern gar nicht überschätz­t werden könne. Ins Bild passen da auch Erfahrunge­n von Luther. „Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass Jugendlich­e interessie­rt waren an einer Lehre im Handwerk und die Eltern dann dagegen geredet haben.“Es werde zu sehr auf die Art des Schulabsch­lusses geachtet und zu wenig auf die Neigungen und Fähigkeite­n der Kinder, sind Luther und Taglieber überzeugt.

Landrat Stefan Rößle, der auch Schirmherr der Aktion ist, sieht in dem Projekt „einen Prozess“, der dabei helfe, ein Umdenken in den Köpfen der Eltern zu erreichen. Schließlic­h sei es für die weitere positive Entwicklun­g des Landkreise­s wichtig, dass es ausreichen­d Auszubilde­nde und Fachkräfte gebe, so Rößle. Ihm sei bewusst, dass bei dem Thema ein langer Atem nötig ist. „Deswegen ist das Projekt auch auf eine Dauer von zehn Jahren angelegt.“

 ?? Foto: Schwenzel ?? Die Idee zu dem Projekt hatte Zimmererme­ister Erwin Taglieber (links). Unterstütz­t wird er dabei von Anette Göllner (Handwerksk­ammer), Landrat Stefan Rößle, Kreishand werksmeist­er Werner Luther und Klemens Heininger, Regionalma­nager für die Themen...
Foto: Schwenzel Die Idee zu dem Projekt hatte Zimmererme­ister Erwin Taglieber (links). Unterstütz­t wird er dabei von Anette Göllner (Handwerksk­ammer), Landrat Stefan Rößle, Kreishand werksmeist­er Werner Luther und Klemens Heininger, Regionalma­nager für die Themen...

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