Deutschlandweit einmaliges Projekt
Die Kreishandwerkerschaft will an Grundschulen für ihre Berufe und um Nachwuchs werben. An der Maßnahme beteiligt sich auch der Landkreis Donau-Ries
Landkreis Das Problem kennen vermutlich viele, die unlängst mal die Dienste eines Handwerkers benötigten: Es lagen Wochen zwischen der Anfrage und dem ersten freien Termin, den der Handwerker anbieten konnte. Zum einen sind die Auftragsbücher voll und zum anderen finden die Firmen immer schwerer Mitarbeiter, um mehr Aufträge annehmen zu können.
Die Kreishandwerkerschaft will nun mit einem weiteren, deutschlandweit einzigartigen Projekt gegensteuern und setzt dabei schon bei den Drittklässlern beziehungsweise deren Eltern an, um auf die Berufsvielfalt und Karrierechancen im Handwerk hinzuweisen. „Wir haben uns bewusst für Schüler der 3. Klassen entschieden, weil hier die Weichen gestellt werden für den Übertritt auf die weiterführenden Schulen und sich immer mehr für das Gymnasium entscheiden“, sagt Initiator und Zimmerermeister Erwin Taglieber aus Oettingen. Aktuell wechselt laut Staatlichem Schulamt Donau-Ries etwa jeweils ein Drittel aufs Gymnasium, die Realschule und die Mittelschule.
Kürzlich hat es aufgrund der Idee Tagliebers ein Treffen mit den 33 Grundschulleitern und deren Stellvertretern im Landkreis in Harburg gegeben. Alle Anwesenden seien von der Idee „begeistert gewesen“, so der Zimmerermeister. Das Projekt soll im Februar starten und bis Mai fortgesetzt werden.
Angedacht ist, die Informationsabende zum Übertritt auf die weiterführenden Schulen zu nutzen, um den Eltern und Lehrern die Alternativen zu Abitur und Studium aufzuzeigen sowie die Offenheit des deutschen Bildungssystems zu erläutern. Thematisiert werden sollen zudem die deutlich verbesserten Verdienstmöglichkeiten im Handwerk.
„Dafür wollen wir einen Referenten gewinnen, der über den zweiten Bildungsweg erfolgreich war“, so der Initiator. Die Suche laufe derzeit noch. Geplant ist, dass es einen 20-minütigen Vortrag gibt und anschließend noch zehn Minuten Zeit für Fragen und Diskussionen. Schließlich solle die Zeit der Eltern nicht über Gebühr in Anspruch genommen werden, so Taglieber.
Doch was bringt es, wenn Eltern einmalig mit dem Thema konfrontiert werden, zumal wenn der Schulabschluss noch Jahre entfernt ist? „Der persönliche Kontakt ist ein wichtiger Baustein“, ist Kreishandwerksmeister Werner Luther überzeugt. Anette Göllner, Leiterin des Bereiches Ausbildung bei der Handwerkskammer für Schwaben, betont, dass die Überzeugungsarbeit bei den Eltern gar nicht überschätzt werden könne. Ins Bild passen da auch Erfahrungen von Luther. „Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass Jugendliche interessiert waren an einer Lehre im Handwerk und die Eltern dann dagegen geredet haben.“Es werde zu sehr auf die Art des Schulabschlusses geachtet und zu wenig auf die Neigungen und Fähigkeiten der Kinder, sind Luther und Taglieber überzeugt.
Landrat Stefan Rößle, der auch Schirmherr der Aktion ist, sieht in dem Projekt „einen Prozess“, der dabei helfe, ein Umdenken in den Köpfen der Eltern zu erreichen. Schließlich sei es für die weitere positive Entwicklung des Landkreises wichtig, dass es ausreichend Auszubildende und Fachkräfte gebe, so Rößle. Ihm sei bewusst, dass bei dem Thema ein langer Atem nötig ist. „Deswegen ist das Projekt auch auf eine Dauer von zehn Jahren angelegt.“