Rieser Nachrichten

Hohe Strafe für Lula

Brasiliens Ex-Präsident ist zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden

- TOBIAS KÄUFER Rio de Janeiro

Der langjährig­e Präsident Brasiliens, Luiz Inácio Lula da Silva, soll wegen Korruption und Geldwäsche für zwölf Jahre und einen Monat ins Gefängnis. Das Berufungsg­ericht in Porto Alegre sah es als erwiesen an, dass sich der ehemalige brasiliani­sche Präsident (2003 bis 2011) der passiven Korruption schuldig gemacht hat. Damit bestätigte­n die drei Richter ein im Juli gefälltes Urteil, das Lula in erster Instanz schuldig sprach.

Unter anderem geht es um ein Luxus-Apartment, mit dem der Übervater der linksgeric­hteten Arbeiter-Partei PT geschmiert worden sein soll. Lula hat die Vorwürfe stets bestritten und spricht von einer politische­n Kampagne, die seine Teilnahme am Präsidents­chaftswahl­kampf verhindern soll.

Am 7. Oktober wird in Brasilien ein neues Staatsober­haupt gewählt. Er sei extrem ruhig, was die Vorwürfe gegen ihn angingen, sagte Lula noch am Mittwochmo­rgen. So dramatisch das Urteil für Lula als Mensch ist, für die PT ist es eine Steilvorla­ge im Wahlkampf. Tausende Anhänger mobilisier­te die Arbeiterpa­rtei in Porto Alegre, um rund um das Gerichtsge­bäude für Lula zu demonstrie­ren. Aber auch Gegner des Präsidente­n zeigten Flagge. Mit dem Urteil sind die Fronten für den Wahlkampf nun geklärt.

Während Juristen darüber streiten, ob Lula nun doch noch als Kandidat für die PT antreten darf, gehen einige Analysten davon aus, dass Lulas politische Karriere damit beendet ist. Ob er tatsächlic­h ins Gefängnis geht, wird sich ohnehin erst nach einem weiteren Marsch durch weiter Revisionsi­nstanzen zeigen. Dafür wird der Fall Lula nun den brasiliani­schen Wahlkampf bestimmen. Schon jetzt inszeniert die PT den Ex-Präsidente­n als Opfer einer politische­n Verfolgung durch die Staatsanwa­ltschaft, obwohl diese auch weitere Spitzenpol­itiker zur Rechenscha­ft zog.

Die Wahlen im Oktober werden zu einer Abstimmung über Lulas Schuld oder Unschuld. Politische Konzepte für die Zukunft, die das krisengesc­hüttelte Brasilien dringend bräuchte, geraten dagegen in den Hintergrun­d.

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