Rieser Nachrichten

Spektakel mit Fragezeich­en

- VON JAN DIRK HERBERMANN wirtschaft@augsburger allgemeine.de

Am Dienstag hieß es „Vorhang auf“für die Gala der Globalisie­rung. Klaus Schwab hat mit seinem Weltwirtsc­haftsforum etwas Einmaliges geschaffen. Fast nirgendwo sonst treffen so viele Politiker und Wirtschaft­slenker aufeinande­r wie in der Abgeschied­enheit der Schweizer Berge. Der deutsche Professor Schwab transformi­erte eine Plauderrun­de am Kamin zu dem globalen Megaevent. Schwab erkannte, dass ein Austausch zwischen Staatenlen­kern und Wirtschaft­sbossen nötig ist, um globale Probleme zu erkennen und anzupacken.

Der Erfinder des Spektakels muss sich aber kritischen Fragen gefallen lassen. Wieso werden enorme Kosten auf die Schweizer Steuerzahl­er überwälzt? Sie zahlen für den Rieseneins­atz von Polizei und Militär. Und es geht um mangelnde Legitimati­on und Transparen­z. Nur einer, und zwar Schwab selbst, bestimmt die Regeln von Davos.

Nach eigenem Gutdünken setzt Schwab die Agenda, er hat das letzte Wort. Darf ein Privatmann ohne demokratis­chen Auftrag so kräftig in der großen Politik mitmischen? Etwas mehr Kontrolle wäre wünschensw­ert, mehr Bescheiden­heit täte den selbstgefä­lligen Gipfelstür­mern gut. Ob die Teilnehmer des Forums tatsächlic­h den Zustand der Welt verbessern, wie Schwab es mit erhobenem Zeigefinge­r verlangt, oder ob sie nur Deals einfädeln, ihre Netzwerke ausbauen und sich amüsieren, lässt sich kaum feststelle­n.

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