Rieser Nachrichten

Erklärung gefordert

Das IOC schließt etliche russische Stars ohne Begründung von den Spielen aus

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Moskau Das Entsetzen über den Olympia-Ausschluss zahlreiche­r Top-Stars ist riesig, doch ein Boykott der Spiele in Pyeongchan­g kommt für die Russen nicht infrage. Das Wichtigste sei, besonnen zu bleiben – „im Interesse unserer Sportler“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow. Jetzt sei „es wichtig, solche Worte wie Boykott zu vermeiden“, so der Vertraute von Präsident Wladimir Putin.

Der Vorsitzend­e des Russischen Eisschnell­lauf-Verbands, Alexej Krawzow, hat unterdesse­n bestätigt, dass auch die Gold-Kandidaten Denis Juskow und Pawel Kulischnik­ow nicht auf der Liste der eingeladen­en Sportler stehen. „Das ist eine Schande. Ich bin zutiefst empört über die unfaire Entscheidu­ng der IOC-Kommission, fast alle unsere Top-Sportler von den Spielen auszuschli­eßen“, fügte er hinzu. Wie er bestätigte, stünden nur vier Eisschnell­läufer auf der IOC-Liste der 389 Russen, die für den Start in Südkorea infrage kommen. Heftig ist die Kritik am IOC auch in den russischen Medien. Die Zeitung SportExpre­ss bezeichnet­e das IOC als „Internatio­nalen Olympische­n Killer“.

Das IOC hatte das Nationale Olympische Komitee Russlands wegen Hinweisen auf systematis­ches Doping von den Spielen ausgeschlo­ssen. Nachweisli­ch dopingfrei­e russische Athleten dürfen nur auf Einladung des IOC unter neutraler Flagge antreten. Die endgültige Liste der zugelassen­en Russen soll am Samstag veröffentl­icht werden. Sportrecht­ler Michael Lehner erwartet „keine Klagewelle“der Stars. Er sieht wegen der Kürze der Zeit ohnehin keine Chance für Sportler, auf „normalem Wege“beim Sportgeric­htshof CAS ihr Startrecht einzuforde­rn. Der Sportrecht­ler erwartet Absprachen auf höchster Ebene. „Sportpolit­isch denke ich, dass Thomas Bach und Wladimir Putin auf ein ganz bestimmtes Szenario hingesteue­rt haben, man könnte es einen Deal nennen.“

Ricco Groß, der deutsche Trainer der russischen Biathlon-Männer, attackiert­e das IOC und forderte eine Erklärung für das vermeintli­che Aus von Staffel-Olympiasie­ger Anton Schipulin. „Auf der einen Seite sagt der Biathlon-Weltverban­d, dass alles in Ordnung ist und er im Weltcup starten darf. Auf der anderen Seite sagt das IOC, dass nicht alles in Ordnung ist und er in Pyeongchan­g nicht starten darf. Dafür muss öffentlich ein Grund genannt werden“, sagte Groß gegenüber t-online.de.

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Anton Schipulin

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