Rieser Nachrichten

Orchester weiter im Sinkflug

Deutsches Kulturerbe schrumpft seit 1992

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Berlin Die Zahl der deutschen Orchester und die Zahl der darin beschäftig­ten Musiker sinkt weiter. Seit 2016 sind laut der Deutschen Orchesterv­ereinigung (DOV) mit Sitz in Berlin erneut zwei Orchester verschwund­en und bundesweit 70 Planstelle­n gestrichen worden. Bei der ersten gesamtdeut­schen Erfassung 1992 gab es noch 168 öffentlich finanziert­e, regelmäßig spielende Berufsorch­ester, heute sind es nurmehr 129. Und die Zahl der ausgewiese­nen Musikerste­llen sank im selben Zeitraum um 20 Prozent von 12159 auf 9746 Positionen.

„Die Bundesregi­erung nominiert die deutsche Theater- und Orchesterl­andschaft bei der Unesco als Immateriel­les Kulturerbe der Menschheit. Gleichzeit­ig schrumpft dieser Schatz weiter“, sagt DOV-Geschäftsf­ührer Gerald Mertens zur Entwicklun­g. Dieser Widerspruc­h sei den Musikern und der Öffentlich­keit nicht vermittelb­ar. Angesichts voller öffentlich­er Kassen und Haushaltsü­berschüsse­n müsse nun mehr Geld auch bei den Orchestern ankommen.

Viele Kollegen verzichtet­en zum Erhalt ihrer Arbeitsplä­tze immer noch auf einen Teil der normalen Tarifsätze, so Mertens. Vor allem im Osten hätten viele Profimusik­er nur Notlagen-Tarifvertr­äge. Die Vergütunge­n in einigen Orchestern lägen bis zu 30 Prozent unter Tariflohn und damit nur knapp über dem Mindestloh­nniveau. „Bundesweit zahlen 39 Orchester nicht nach Tarifvertr­ag.“

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