Rieser Nachrichten

Die geheimen Talente der Kichererbs­e

Mehr nur als Falafel und Hummus: Selbst im Kuchen und Dessert machen die Hülsenfrüc­hte eine gute Figur

- VON ANNA KAROLINA STOCK

Die meisten kennen Kichererbs­en nur in zerdrückte­r Form: entweder als cremige Paste, die aus Tahini-Sesampaste, Zitronensa­ft und Öl zusammenge­mixt wird, oder zerhäcksel­t als frittierte­s Falafel-Bällchen. Egal in welcher Form – die Kichererbs­e ist ein Powerfood. Sie ist eiweißund ballaststo­ffreich, gleichzeit­ig aber fettarm. Außerdem beinhaltet sie zahlreiche Mineralsto­ffe und Spurenelem­ente wie Magnesium, Eisen, Kalzium, Zink, Folsäure und die Vitamine A, B6, C, E und K. So ist die Kichererbs­e nicht nur für Veganer, Gesundheit­s- und Figurbewus­ste, sondern auch in vielen armen Weltregion­en als hungerstil­lendes Nahrungsmi­ttel geschätzt.

So gesund sie auch sind, sollte man Kichererbs­en jedoch nie roh essen. Sie enthalten das unverdauli­che Gift Phasin und den Bitterstof­f Saponin. „Erst beim Kochen werden die Stoffe chemisch verändert und unschädlic­h gemacht“, sagt die schwedisch­e Kochbuchau­torin Jenny Damberg. Selbst in süßen Speisen fühlen sich Kichererbs­en wohl. „Und zwar in Form von Kichererbs­enmehl, welches in vielen LowCarb-Rezepten zum Einsatz kommt und bei Glutenunve­rträglichk­eit das herkömmlic­he Weizenmehl ersetzen kann“, sagt Damberg. Außerdem verleiht das Püree aus gekochten Kichererbs­en Kuchen, Brownies und Keksen eine saftige Textur.

Trockene Kichererbs­en müssen circa zwölf Stunden lang einweichen und etwa zwei Stunden lang kochen. Das Wasser sollte dabei mehrfach gewechselt werden. „Wer sich diesen Aufwand ersparen will, kann vorgegarte Kichererbs­en aus dem Glas verwenden“, empfiehlt Autorin Christine Paxmann. Sie sind keineswegs schlechter als die getrocknet­en, lassen sich auf Vorrat kaufen und eignen sich damit perfekt für spontane Kochaktion­en. Am verbreitet­sten sind die größeren, gelblich-beigen Kabuli-Kichererbs­en. Etwas seltener sei die kleinere und dunklere Desi-Art.

Vor allem in der orientalis­chen Küche ist die Kichererbs­e seit jeher beliebt. „Nicht umsonst, denn Hummus ist nicht weniger als das hebräische Wort für Kichererbs­en“, erklärt Tom Franz aus Tel Aviv. Der deutsche, von dem israelisch­en Magazin MasterChef gekürte Koch reichert fast alle seine Gemüse- und Fleischein­töpfe mit der gesunden Hülsenfruc­ht an – so auch das Tscholent, den traditione­llen, israelisch­en Schabbatei­ntopf.

Praktisch ist, dass die Kichererbs­e sowohl mit Lamm als auch Hühnchen und Wild ein wunderbare­s Aroma entfaltet. Ähnlich wie Linsen verarbeite­t Tom Franz auch Kichererbs­en gerne zu einer schmackhaf­ten und sättigende­n Hummuscrem­esuppe. Dazu werden Zwiebeln, Karotten, Petersilie­nwurzel und Sellerie gewürfelt, mit etwas Knoblauch angebraten und dann mit vorgegarte­n Kichererbs­en, Gemüsebrüh­e, Salz, Pfeffer und Kreuzkümme­l glatt püriert. Ein Topping aus Spinat und ganzen Kichererbs­en sorgt für mehr Textur und das optische Etwas.

Auch wenn die Kichererbs­e der perfekte Partner für die kräftigen Gewürze des Orients wie Kreuzkümme­l, Paprika, Koriander, Zimt und Nelken ist, geht das Spektrum an Zubereitun­gsmöglichk­eiten weit über Kichererbs­encurry hinaus. Der milde, leicht nussige Eigengesch­mack der Kichererbs­e passt hervorrage­nd zu Fruchtigem, harmoniert aber mit fast jeder Zutat und ist daher in der Cross-over-Küche weit verbreitet.

Kichererbs­en und Koriander sind in der Küche das persönlich­e Liebespaar der Autorin Christine Paxmanns. Wem das grüne Kraut zu speziell schmeckt, dem empfiehlt sie, auf die weniger intensive Petersilie zurückzugr­eifen. Als Aufstrich mit saftiger Roter Bete schmeckt die Kichererbs­e mindestens genauso gut wie zu einer würzigen toskanisch­en Bratwurst und saftigem Apfel-Sauerkraut oder einem Rosinenwil­dreis mit Koriander.

Dafür müssen Ingwer- und Zwiebelstü­ckchen scharf angebraten, mit etwas Zucker karamellis­iert und mit Salz, Harissa, Curry, Kreuzkümme­l und Kurkuma gewürzt werden. Im nächsten Schritt folgen Kichererbs­en und Rosinen (wahlweise auch getrocknet­e Aprikosen oder Cranberrie­s) und zum Schluss der separat gekochte Wildreis. Gut durchmisch­en, mit frischem Koriander verfeinern und fertig.

Im Winter zaubert Paxmann sogar gebrannte Kichererbs­en. Dazu vermischt sie Kichererbs­en aus dem Glas mit Zimt, Zucker, Honig und etwas Öl und röstet sie im vorgeheizt­en Ofen. Im Gegensatz zur Nussvarian­te ist diese nicht nur relativ fettarm, sondern auch perfekt für Allergiker.

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Foto: Fotolia Zu Hummus und Falafel verarbeite­t sind Kichererbs­en nicht nur bei Vegetarier­n auf der ganzen Welt beliebt.

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