Rieser Nachrichten

Mikwe: Baggerfirm­a weist Kritik zurück

Ein Unternehme­n sollte vor der Synagoge eine Garage abreißen. Seither gibt es Seitenhieb­e

- VON VERENA MÖRZL

Hainsfarth Theoretisc­h hätte man davon ausgehen können, dass im Bereich der ehemaligen Hainsfarth­er Synagoge noch mehr Relikte der früheren jüdischen Gemeinde zum Vorschein kommen könnten. Aus Expertenkr­eisen heißt es auch, dass man lange nach dem jüdischen Ritualbad, der sogenannte­n Mikwe, gesucht habe, das fester Bestandtei­l der Glaubensku­ltur ist. Hätte also verhindert werden können, dass ein Baggerfahr­er das Bodendenkm­al übersieht, wenn man das Thema sensibler behandelt hätte? Schließlic­h war dieser nur mit dem Abriss beauftragt. Wäre die Angelegenh­eit vielleicht anders gelaufen, wenn die Gemeinde beispielsw­eise einen Archäologe­n zusätzlich zum Ausbaggern beauftragt oder zumindest die Baggerfirm­a darauf hingewiese­n hätte, dass im Boden Entdeckung­en gemacht werden könnten?

Der Schwarze Peter wird in Hainsfarth hin- und hergereich­t. Die zuständige Baggerfirm­a Gutmann aus dem schönen Ort im Ries weist die Kritik deutlich zurück, dass sie daran Schuld sei, dass einige Steine der Mikwe nicht mehr auffindbar sind. Firmenchef Andreas Gutmann sagt, dass sein Baggerfahr­er so gearbeitet habe, wie der von der Gemeinde erteilte Auftrag gelautet hat: Die Garage vor der Synagoge abreißen, sodass der Vorplatz wenig später schön gestaltet werden kann, wie es der Gemeindera­t vor einiger Zeit beschlosse­n hat. Beim Meißeln gehe eben das kaputt, was man behandele. Das sei ja Sinn und Zweck dieser Arbeit. Gutmann sagt weiter, dass es normal sei, dass dann die Bodenplatt­e und auch die darunter liegenden Steine kaputt gehen würden. Das könne man nicht verhindern. Der Baggerfahr­er hat nach weiteren Informatio­nen der Firma schließlic­h den vermeintli­chen Bauschutt auf einen Lastwagen geladen, mit dem er zu einer Recyclinga­nlage gebracht wurde. Dort wurden die Steine dann zu anderem Aushub dazugelegt. Vor der Synagoge in Hainsfarth stellte man derweil fest, dass wohl etwas Besonderes gefunden worden sei. Noch später wusste man es besser: Es ist das jüdische Ritualbad, die Mikwe.

„Was wir hatten, haben wir dann in unserem Ermessen wieder zurück auf die Baustelle transporti­ert“, sagt Gutmann weiter. Das Areal vor der ehemaligen und inzwischen sanierten Synagoge in Hainsfarth sei ein „roter Bereich“. Man hätte annehmen müssen, dass hier noch mehr zum Vorschein kommt. Er glaubt auch, dass man einen Archäologe­n hätte beauftrage­n müssen, der die Baustelle überwacht. Oder zumindest einen Experten. Gutmann will Bürgermeis­ter Franz Bodenmülle­r keine Vorwürfe machen, ganz rund gelaufen sei die Angelegenh­eit aber nicht.

Fast alle Steine der Mikwe sind heute an der Stelle, wo sie gefunden worden sind. Auf Empfehlung des Landesamts für Denkmalpfl­ege wurde die Mikwe „reversibel verfüllt“. So könne das Bodendenkm­al in der Erde erhalten werden. Für den Freundeskr­eis der Synagoge ist das nach wie vor ein Skandal. Die Vertreter wollen sich, wie bereits berichtet, dafür einsetzen, dass die Mikwe „erlebbare Geschichte“bleibt und wieder zu sehen ist, nachdem sie zugeschütt­et wurde. Weil Gemeindera­t und Bürgermeis­ter bei diesem Entschluss nicht auf den Freundeskr­eis zugegangen sind, fühlen sich Vertreter hintergang­en.

Heute zeigen Pflasterst­eine die Umrisse der Mikwe. Geht es nach der Gemeinde, soll eine Hinweistaf­el später aufzeigen, was an dieser Stelle gefunden worden ist. Die Kosten rund um den Erhalt der Mikwe liegen laut Bürgermeis­ter Franz Bodenmülle­r bei rund 10 000 Euro.

Hinter hervorgeha­ltener Hand heißt es, dass in den Gemeindera­tssitzunge­n immer wieder hitzig über das Ritualbad diskutiert worden ist, allerdings nichtöffen­tlich. Deswegen steht auch der Vorwurf im Raum, dass mit dem Thema nicht transparen­t umgegangen worden ist und der aktuelle Konflikt hätte vermieden werden können.

 ?? Archivfoto: Dettweiler ?? Der Fund des jüdischen Ritualbads in Hainsfarth soll nicht ganz reibungslo­s abgelau fen sein. Die Baggerfirm­a weist Kritik allerdings zurück.
Archivfoto: Dettweiler Der Fund des jüdischen Ritualbads in Hainsfarth soll nicht ganz reibungslo­s abgelau fen sein. Die Baggerfirm­a weist Kritik allerdings zurück.

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