Radeln Kinder bald auf alten Tennisplätzen?
Der Oberbürgermeister und die Polizei sind unzufrieden mit dem Beschluss, den Verkehrsübungsplatz auf der Kaiserwiese zu errichten. Bei der Planung wurde einiges vergessen
Beteiligte sind unzufrieden mit dem Verkehrsübungsplatz auf der Kaiserwiese. Bei der Planung wurde einiges vergessen.
Nördlingen Verkehrsübungsplatz und Kaiserwiese kommen in Nördlingen wohl nicht mehr zusammen. Dabei war alles schon beschlossene Sache. Der Stadtrat hat im März 2017 entschieden, den Platz, auf dem Schüler die Verkehrserziehung näher gebracht werden soll, zu verlegen, weil die Parkplatznot in und um die Innenstadt so groß ist. Werde der an der Augsburger Straße befindliche Übungsplatz verlegt, könnten dort altstadtnah 80 Autofahrer dauerhaft einen Stellplatz finden, so die Überlegung.
Nach Prüfung mehrerer Möglichkeiten entschieden sich die Stadträte dafür, den Verkehrsübungsplatz nach Vorschlag der Stadtteilliste auf die Kaiserwiese zu verlegen. Auf dem Gelände vor der Ankerhalle sei der Platz bereits asphaltiert, daher komme man mit Kosten von rund 25000 Euro aus, hieß es im Stadtrat.
Die Polizei sprach sich bereits damals gegen die Kaiserwiese aus – und hält den Standort nach wie vor für die schlechteste Alternative. „Wir haben dort eher ungeeignete Witterungsverhältnisse“, erklärt Polizeichef Walter Beck. Der Wind pfeife extrem durch, und wenn es regne, gebe es keine richtigen Unterstellmöglichkeiten. Ein weiterer Kritikpunkt sei der Durchgangsverkehr, der nicht nur eine ständige Gefahr für die Schüler sei, sondern sie auch ablenke. Ein Standort am Sportpark würde sich beispielsweise viel besser eignen, meint Beck.
Den brachte auch Oberbürgermeister Hermann Faul in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses erneut ins Gespräch. Faul hatte sich bereits mehrfach kritisch gegen die geplante Verlegung des Verkehrsübungsplatzes auf die Kaiserwiese geäußert. Mit etwa 150 000 Euro könnte auf den ehemaligen Tennisplätzen neben dem BMXPark ein passendes Gelände hergerichtet werden, sagte Faul. Das ungenutzte Kioskgebäude mit Toiletten könnte reaktiviert und als Lager für Unterrichtsausrüstung genutzt werden. „Ich glaube, wir sollten jetzt eine optimale Lösung finden, sonst denken wir in fünf oder sechs Jahren wieder über das Thema nach“, sagte der Oberbürgermeister. Er wisse, dass es bereits einen Beschluss gebe, aber es sei ihm ein persönliches Anliegen.
Johannes Ziegelmeier (PWG) meldete sich auch als Vorsitzender der Verkehrswacht zu Wort. Der Beschluss aus dem vergangenen Jahr weise ohnehin ein Defizit auf, sagte der Stadtrat. „Man hat damals nicht berücksichtigt, dass ein Materialgebäude auf der Kaiserwiese errichtet werden müsste.“25000 Euro würden laut Ziegelmeier also ohnehin nicht ausreichen. Gegen die Kaiserwiese spreche zudem, dass sie oft wegen Veranstaltungen belegt sei und dass es schwierig sei, Kinder dorthin zu transportieren.
Thomas Mittring (Stadtteilliste) fand, dass die vielen Unbekannten zunächst geklärt werden sollten. Koste der Übungsplatz am Sportpark mehr, sei er aber dagegen.
Markus Landenberger-Schneider (CSU) bedauerte, dass jetzt erst alle Fakten auf den Tisch kämen. „Das hätten wir damals schon alles klären können.“Er forderte außerdem eine Stellungnahme von Ordnungsamtsleiter Jürgen Landgraf.
Rita Ortler (SPD) erinnerte daran, dass der Verkehrsübungsplatz zügig verlegt werden sollte, um die Parkplatzsituation zu verbessern. „Wenn wir die Entscheidung jetzt wieder verschieben, macht es das nicht besser.“
Wolfgang Goschenhofer (Grüne/ Frauenliste) sagte, er sehe keinen Anlass, am Beschluss zu rütteln, da damals alle Beteiligten zu Wort kamen. Das Gelände neben dem Funpark umzubauen würde außerdem verhindern, dass dieser erweitert werden könne.
Sonja Kuban (Grüne/Frauenliste) regte an, auch Plätze außerhalb von Nördlingen in die Überlegung mit einzubeziehen.
Die Ausschussmitglieder einigten sich darauf, alle offenen Fragen zu klären und dann erneut über das Thema zu beraten.