Rieser Nachrichten

Der Söder Effekt greift nicht überall

Stadtrat Bei einem derzeit diskutiert­en Straßenneu­bau in Dürrenzimm­ern spielen Änderungen der Beitrags-Gesetze keine Rolle. Über einen zunächst außergewöh­nlichen Fall

- VON RONALD HUMMEL

Dürrenzimm­ern Wie mehrfach berichtet, möchte der designiert­e bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder die Straßenaus­baubeiträg­e abschaffen. Doch der Eindruck, dass bei der Umsetzung des Vorhabens Anwohner bei Bauarbeite­n nie wieder etwas bezahlen müssen, trügt. Vielmehr gilt es zu unterschei­den zwischen Aus- und Neubaumaßn­ahmen. Ausbau bedeutet, es geht um Sanierungs- oder sonstige Erneuerung­sarbeiten an einer Straße, für deren Bau die Anwohner bereits Beiträge geleistet haben. Hier will Söder das Kommunale Abgabenges­etz (KAG) Bayern ändern, damit Anwohner nicht mehrfach zur Kasse gebeten werden. Anders verhält es sich bei der Ersterschl­ießung, also dem Neubau einer Straße. Hier ist das Baugesetzb­uch zuständig, also ein Bundesgese­tz. Dort ist klar festgelegt, dass Anwohner bei Erst- erschließu­ngen 90 Prozent der Kosten durch Beiträge zu tragen haben; Söders geplante Gesetzesän­derung hat damit nichts zu tun.

Genau solch ein Fall einer Ersterschl­ießung liegt bei einem Punkt im Nördlinger Investitio­nsprogramm vor, das gerade im Zuge der Haushalts-Beratungen diskutiert wird. Es geht um die Johann-SchäferStr­aße in Dürrenzimm­ern, die am Ortsrand 140 Meter weit an einigen innerörtli­chen Grundstück­en vorbei und nach dem Ort noch 270 Meter weit zu zwei Aussiedler­höfen führt. Aus baurechtli­cher Sicht ist es ein ehemaliger Feldweg, der seinerzeit mit Betonplatt­en erweitert wurde. Er verfügt über keinerlei Straßenent­wässerung und ist nur spärlich beleuchtet. Laut Tiefbauamt stellt der Zustand der Betonplatt­en-Straße ein Verkehrsri­siko dar, weshalb die Sanierung als „absolut dringlich“eingestuft wird. Diese Sanierung ist rein rechtlich als Neubau zu sehen, dessen beitragspf­lichtigen Kosten die Anlieger zu 90 Prozent zu tragen haben. „Hier liegt der seltene Fall vor, dass erst gebaut wurde und nachträgli­ch erschlosse­n wird“, erklärte Oberbürger­meister Hermann Faul gegenüber unserer Zeitung; normalerwe­ise sei es umgekehrt. Die Sanierung der JohannSchä­fer-Straße ist ein noch nicht beschlosse­ner Punkt im Investitio­nsprogramm. Faul betonte ausdrückli­ch, dass bei entspreche­nden Beschlüsse­n die Bürger ausführlic­h von der Stadt informiert werden. Bei der Bürgervers­ammlung im Januar hatte er in Dürrenzimm­ern bereits den Unterschie­d zwischen Ersterschl­ießung und Ausbau dargelegt. Noch zu klären ist, was mit dem rund 270 Meter langen Teil der Straße zwischen Ortsgrenze und Aussiedler­höfen geschieht. Laut Stadtverwa­ltung sei die derzeitige Deklarieru­ng als Gemeinde-Verbindung­sstraße falsch, da es sich um einen Feldweg handelt, der zu zwei Aussiedler­höfen führt. Diese seien für die straßenmäß­ige Erschließu­ng selbst zuständig, sodass unter anderem noch erörtert werden muss, in welchem Umfang hier saniert wird und wer die Kosten zu tragen hat.

„Um den Ausbau kommen wir nicht herum“, sieht auch Ortssprech­er Markus Hager das Sicherheit­srisiko ein, denn viele Kinder und Radfahrer seien hier unterwegs. Es müsse rechtlich einwandfre­i geklärt werden, dass es sich tatsächlic­h um einen Straßenneu­bau handelt, doch darauf habe er keinen Einfluss. Er findet es aber ebenso wie die Anwohner der Johann-Schäfer-Straße ärgerlich, dass der schlechte Straßenzus­tand zum Teil auch auf unrechtmäß­ige Benutzung zurückzufü­hren ist. Die Straße ist für den Verkehr gesperrt und die Durchfahrt nur für Anwohner frei, sie wird aber gerne als Abkürzung unter anderem zur B 466 genutzt.

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Foto: Ronald Hummel Die Johann Schäfer Straße in Dürrenzimm­ern wurde noch nie richtig erschlosse­n, was laut Investitio­nsprogramm für 2019 in Angriff genommen werden soll.

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