Die erste Kampagne ohne Quote
Landwirtschaft Verband der bayerischen Zuckerrübenanbauer trifft sich in Reimlingen
Reimlingen Bei der Winterversammlung des Verbandes bayerischer Zuckerrübenanbauer im Reimlinger Gasthaus Braun, moderiert vom neuen Versammlungsleiter Thomas Hurler, ging es um die erste Rübenkampagne der „neuen Zeit“nach EU-Zuckerquote und festgelegten Rübenpreisen, die allgemein als großer Erfolg gewertet wurde. Laut Verbands-Vorsitzendem Helmut Friedl lag der durchschnittliche Hektar-Ertrag in Südbayern mit 92,5 Tonnen um acht Tonnen über dem fünfjährigen Mittel; jeder dritte Bauer habe die 100-Tonnen-Marke überschritten. Nach der Zuckerrüben-Reform sei der Binnenmarkt wieder attraktiver geworden, da sich EU-Preise dem Weltmarktniveau angenähert hätten und der Anbieter-Konkurrenzdruck von außen aufgrund sinkender europäischer Zuckerpreise nachgelassen habe. Gleichzeitig stehe nun der gesamte Weltmarkt offen. Preisverhandlungen finden nun erstmals Ende April und im Mai statt, weshalb auf der Versammlung noch keine Preise genannt werden konnten. Ein „bedrohliches Feld für die gesamte Landwirtschaft“seien weitere Beschränkungen im Pflanzenschutz. So müsse unter anderem der Einsatz von Glyphosat im bisherigen Umfang beibehalten werden, solle es nicht zu Ertragsverlusten kommen.
Laut Alfons Münch von der Südzucker AG lief in allen 29 Werken die Kampagne über 133 Tage störungsfrei. Der Konzernumsatz stieg um knapp 400000 Euro auf 5,3 Millionen, das Segment Zucker um gut 200000 Euro auf 2,35 Millionen. „Wir sind gut auf dem Exportmarkt angekommen“, sagte er zu höheren Absätzen, wobei bis in die USA, Kasachstan oder Afrika geliefert worden sei. Mit Maßnahmen wie Zügen, die in den Werken beladen würden und direkt zu den Exporthäfen rollten, wolle man sich im Weltmarkt behaupten. Dr. Rudolf Apfelbeck beschrieb den Ablauf der Kampagne, in welcher die Rübenanbaufläche im bayerischen Verbandsgebiet um 20 Prozent erweitert worden war und stellte zudem das neue Abrechnungssystem vor. Stephan Steinberger vom Ring südbayerischer Zuckerrübenanbauer referierte über die richtige Strategie beim Pflanzenschutz: Generell gelte es, frühzeitig und gezielt das Unkraut anzugehen und alle Faktoren von Lage über Wassernähe bis zur Einstufung der Schädlichkeit des Unkrauts zu berücksichtigen. Gerald Wagner, Versuchstechniker der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Zuckerrübenanbaues Regensburg, gab spezielle Sortenempfehlungen und nannte Bekämpfungsstrategien für Blattkrankheiten. Gerhard Murrmann von der Südzucker AG fasste Vegetation und Kampagne 2017 nochmals zusammen und gab Tipps zur Fehlervermeidung beim Zuckerrübenanbau.
In der Diskussion wurde gefragt, warum das Saatgut für 2019 bereits im Juni 2018 bestellt werden müsse. Neue Sorten würden früher zugelassen und man wolle den Saatgutvertrieb effektiver gestalten, so die Experten.
Dann kam eine Frage der Pietät ins Spiel: „Wie können Sie von einer tollen Kampagne sprechen, wo ein Zuckerrübenfahrer tödlich verunglückt ist?“Sofort schlossen sich mehrere Fahrer aus dem Publikum der Kritik an und bemängelten, dass die Südzucker AG generell keinen guten und freundlichen Umgang mit den Fahrern pflege. Die Angesprochenen wiesen die Kritik zurück, sprachen von einem generellen Berufsrisiko, aufwendigen Maßnahmen zur Fahrsicherheit innerhalb des Konzerns und lobten die Fahrer für eine trotz allem gute Unfallstatistik. Als gute Geste gegenüber den Fahrern sei immerhin zur nächsten Kampagne die Überreichung eines Thermo-Kaffeebechers an die Fahrer geplant.